LINZ. Lot Vekemans Roman „Der Verschwundene“ sorgte beim Treffen des Thalia Book Clubs im Mai nicht unbedingt für Begeisterungsstürme. Der guten Stimmung tat das aber keinen Abbruch. Denn hier weiß man: Allein ein reges Gespräch darüber kann jedes Buch aufwerten.
Es ist ein offener Meinungsaustausch, der einem beim Thalia Book Club erwartet. Egal, ob über das Cover oder den Inhalt: Ohne Scheu oder Angst wird drauf los diskutiert, ohne den Respekt aus den Augen zu verlieren. Gedanken werden geteilt, Sichtweisen erweitert. Es hat etwas Familiäres. Wer mehr zu sagen hat, sagt mehr. Wer sich im Hintergrund halten möchte, hört einfach nur zu.
Jeden ersten Mittwoch im Monat ist Buchclub
2018 ins Leben gerufen, trifft sich der Thalia Book Club jeden ersten Mittwoch im Monat von 17.15 bis 18.15 Uhr in der Buchhandlung an der Landstraße im Lesezimmer im zweiten Obergeschoss. Die Teilnahme ist kostenlos und auch eine Anmeldung ist nicht erforderlich, einfach dazusetzen reicht. Zur Auflockerung gibt es ein Glas Rotwein. Thalia Buchhändler Silvio Weitzl erklärt das Konzept: „Wir arbeiten Fragen aus und versuchen gesellschaftliche und moralphilosophische Themen aufzugreifen. Wir sprechen über die Schriftstellenden, die Covergestaltung und die konkreten Buchinhalte. Gemeinsam diskutieren wir über Literatur und wie sie uns bewegt.“
Von klassisch bis modern
Welche zwei Bücher der Community jeweils am Ende des Treffens vorgeschlagen werden, hat nichts mit Bestsellerlisten zu tun. „Im Gegenteil, wir möchten auch Bücher ins Gespräch bringen, die vielleicht weniger bekannt sind“, ergänzt Chiara Pilat. Sie selbst liebt moderne Romane: „Eines meiner absoluten Lieblingsbücher in letzter Zeit, was ich auch immer gerne empfehle, ist Benjamin Myers „Offene See“. Das hat mich so begeistert, dass ich es demnächst gleich noch mal lesen werde.“
Silvio Weitzl hingegen hat sich den Klassikern verschrieben. „Ich bin eher vom alten Schlag der Literatur. Zeitgenössische Literatur muss wirklich schon herausragend sein, dass sie mich packt. So wie zuletzt Scott Alexander Howard mit 'Das andere Tal'. Da geht es um Zeitreisen, die schwierig umzusetzen sind und er hat das meiner Meinung nach bravourös gemeistert.“
So unterschiedlich der Geschmack des Buchclub-Teams, so unterschiedlich präsentiert sich auch die Community. „Wir haben ein Stammpublikum von zwölf bis 15 Personen, es kommen aber immer wieder neue dazu. Manche lassen dafür auch mal aus, weil ihnen das nächste Buch einfach nicht zusagt“, erzählt Silvio Weitzl. Das Alter der Teilnehmer reicht von 17 bis 70 Jahren, Männer und Frauen halten sich die Waage, „trotz Gerücht, dass Lesen mehr Frauensache ist“.
Biografie über Kafka
Der nächste Thalia Book Club trifft sich am 5. Juni. Anlässlich Franz Kafkas 100. Todestag am 3. Juni bespricht die Community den biografischen Roman „Die Herrlichkeit des Lebens“ von Michael Kumpfmüller. Ebenfalls zur Wahl stand Kafkas „Der Prozess“. So klar die Abstimmung meist ausfällt, musste in diesem Fall am Ende die Münze entscheiden.
So oder so, Silvio Weitzl freut sich: „Ein Klassiker im Jahr muss sein“, schmunzelt er.
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