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Musicaldarstellerin Daniela Dett verlässt das Musiktheater: „Ich weiß einfach, dass es richtig ist“

Nora Heindl, 25.02.2025 11:55

LINZ. Nach 13 Jahren sagt Musicaldarstellerin Daniela Dett dem Musiktheater Lebewohl. Im Tips-Interview spricht die Linzerin über ihre Abschiedsrolle als Mrs. Lovett in „Sweeney Todd“, warum sie immer schon vom internationalen Stellenwert Linz überzeugt war und was die Zukunft für sie bereithalten könnte.

Daniela Dett verlässt mit Saisonende das Musiktheater. (Foto: Volker Weihbold)
Daniela Dett verlässt mit Saisonende das Musiktheater. (Foto: Volker Weihbold)

„Die Rolle der Mrs. Lovett war immer schon ein Wunsch von mir und das wusste auch unser Spartenleiter Matthias Davids. Dass er mir das jetzt noch ermöglicht, ist echt ein Geschenk“, zeigt sich Daniela Dett gerührt.

Was sie so an der Rolle reizt? „Weil sie so vielschichtig ist. Sie ist sehr intelligent, wahrscheinlich die Klügste im Stück, aber sie hat auch ihre totalen Schrullen. Sie kann sehr liebevoll, aber dann wieder beinhart sein, nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht. In ihrem Fall geht es um die Liebe zu Sweeney Todd. Da gibt es einen Jungen, den sie unter ihre Obhut nimmt und den sie auch mag, aber als er beginnt Fragen zu stellen und unangenehm zu werden, muss er sterben. Völlig klar.“

Linz ist das Nonplusultra

Daniela Dett ist die letzte Verbliebene von anfangs sieben Musical-Ensemblemitgliedern, die im Herbst 2012 das Musiktheater bezogen. „Jetzt, wo mein Abschied näher rückt, wird meine Dankbarkeit für dieses Haus immer intensiver. Es gibt kein zweites Haus im deutschsprachigen Raum, das Linz das Wasser reichen kann. Und ich weiß auch, dass es nicht selbstverständlich ist, welche Vielfalt an Rollen ich in den 13 Jahren verkörpern durfte. Teilweise Rollen, die ich am freien Markt wahrscheinlich nicht gekriegt hätte. Aber das ist das Tolle an Matthias Davids, dass er uns etwas zutraut und uns experimentieren lässt.“

Dass Linz heute diesen internationalen Stellenwert hat, wundert Daniela Dett keineswegs. Im Gegenteil: „Vom ersten Moment an, als Matthias seine Visionen mit uns geteilt hat und als wir dann das Haus erlebt haben, was es alles kann, war es klar. Und dann die erste Premiere mit „Die Hexen von Eastwick“ gleich mit dem Bruckner Orchester. Da hat man sofort gespürt, wo die Reise hingeht und auf welchem Level gearbeitet wird.“

Ein Loblied singt die 47-Jährige auch aufs Publikum: „Dass es mit uns neugierig ist und uns auch mal experimentieren lässt.“ So habe sich Davids von Beginn an auf die Fahne geheftet, den Begriff Musical auszuloten. „Was kann Musical alles sein? Das hat mich sehr gereizt und auch selbst überrascht. Aber natürlich weiß man nie, wie so was ankommt, wie etwa „Natasha, Pierre und der große Komet von 1812“, das niemand kennt.“

Der Liebling des Publikums

Detts Leidenschaft für ihr Tun blieb nicht lange im Verborgenen. Längst gehen mit ihrem Namen Bezeichnungen wie Musicalstar und Publikumsliebling einher. Wie es ihr damit geht: „Immer, wenn ich lese Musicalstar, ist mir das unangenehm. Ich habe das Gefühl, das habe ich nicht verdient und ich finde mich darin auch nicht wieder. Star ist so ein großes Wort, das wir heutzutage vielleicht auch viel zu unüberlegt gebrauchen. Natürlich gibt es auch für mich Stars, aber die haben in meinen Augen ganz anderes geleistet.“

Anders sieht es mit Publikumsliebling aus: „Damit kann ich was anfangen“, schmunzelt die zweifache Trägerin der Richard-Tauber-Medaille. „Erst unlängst waren zwei Damen nach der Vorstellung da, die Fotos ausgedruckt hatten, die ich unterschreiben durfte. Die haben sich so gefreut und wir haben dann auch geplaudert. Dafür nehme ich mir gerne Zeit. Ich finde das total schön und auch wichtig, weil du kriegst dann eine Einschätzung, was den Leuten gefällt, was sie denken und ob wir sie erreichen konnten. Weil wir spielen ja nicht für uns.“

Es ist einfach an der Zeit

Wenn“s doch grad so schön ist, warum ist jetzt Schluss? „Ich kann es eigentlich nicht wirklich erklären, außer, dass ich einfach weiß, dass es richtig ist, dass es an der Zeit ist, diesen Abschnitt abzuschließen.“ Ihre Stimmprobleme im Vorjahr haben damit nichts zu tun. „Die Entscheidung habe ich schon viel früher getroffen und es geht mir ja auch wieder gut. Was es mir aber schon gezeigt hat, ist, dass ich keine Maschine bin.“ Auch die Prioritäten hätten sich einfach mit der Zeit verschoben. „Ich bin jemand, der sich voll in die Arbeit schmeißt und dann Dinge zu kurz kommen, die aber sehr wichtig sind, sprich die Familie.“

Fest steht auf jeden Fall, der letzte Auftritt im Musiktheater wird hochemotional. „Es wird wunderschön und gleichzeitig extrem weh tun. Aber das darf so sein. Eben weil ich die Leute und das Haus so liebe.“ Eben deshalb bleibt sie ihnen natürlich auch verbunden. „Ich werde mir alles anschauen und der ärgste Fan werden“, lacht Dett, und: „Natürlich würde ich mir auch wünschen, dass es mal zu einem Gastspiel kommt.“

Im Schauspielhaus steht Dett ab Ende April noch im Musical „Rent“ auf der Bühne, „aber nur im Ensemble“. Einen besonderen Schlussstrich markieren dann noch die Konzerte am 5. und 6. Juli mit Rolando Villazón und dem Bruckner Orchester in der Saline Ebensee. „Wenn ich daran denke, bekomme ich jetzt schon Herzflattern“, lacht Dett.

Was die Zukunft so bringt

Danach ist aber wirklich mal Luft holen angesagt. „Ich habe Anfragen bewusst abgelehnt, weil ich einfach mal schauen möchte, was es mit mir macht, wenn es so einen luftleeren Raum gibt ohne Termine, wer ich ohne Bühne bin. Also wie einen Reset.“

Und danach? „Tatsächlich gibt“s Projekte, die zumindest in meinem Kopf immer klarere Formen annehmen.“ Sie erinnert an die Wohnzimmerlesungen mit Henry Mason, „das hat mir sehr getaugt“. Auch mit Edith Piaf ist sie noch nicht fertig. 2026 wird es zudem wieder eine Musical-Zusammenarbeit mit Thomas Zaufke und Henry Mason geben. Nicht zuletzt hat sie in der Columbo-Hommage „Falkner und die Linie im Sand“ von Oliver Jungwirth (Premiere im September) erstmals Film-Luft schnuppern dürfen.

Und noch etwas steht auf ihrer To-do-Liste: „Das macht zwar jetzt wirklich jeder, aber ich möchte ein Buch schreiben.“


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