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Prix Ars Electronica 2025: Goldene Nica für Aleksa Jović und Nico Pflügler von der HBLA für künstlerische Gestaltung Linz

Baumgartner Anna, 07.07.2025 17:11

LINZ. Der Prix Ars Electronica ist der weltweit traditionsreichste Wettbewerb für Medienkunst. Seit 1987 werden Pioniere ausgezeichnet, die inspirierende Projekte an der Schnittstelle von Kunst, Technologie und Gesellschaft realisieren. Im Jahr 2025 verzeichnete der Wettbewerb in vier Kategorien 3.987 Einreichungen aus 98 Ländern. Mittlerweile stehen die vier Preisträger, darunter auch zwei Oberösterreicher, fest, die mit den Goldenen Nicas und bis zu 10.000 Euro Preisgeld ausgezeichnet wurden.

  1 / 4   Das Ziegenkäsemachen aus der Sicht der Ziege: die beiden Oberösterreicher Aleksa Jović und Nico Pflügler gewinnen in Kategorie "u19–create your world" (Foto: Courtesy of the artists, Aleksa Jović, Nico Pflügler (Gilbert Gnos Productions))

„Die Rückbesinnung auf das Natürliche“, so fasst Gerfried Stocker, Artistic Director des Ars Electronica, die Konzepte vieler Einreichungen zusammen. Die Intensität der Digitalisierung führe zu einer Rückbesinnung auf das Verbindende. Zudem hätten viele Projekte die Themen Krieg und Demokratie aufgegriffen.

Zahlreiche Kategorien

New Animation Art, Digital Musics & Sound Ar, Artificial Life & Intelligence und u19–create your world, so lauten die Kategorien, in denen auch in diesem Jahr wieder Preise im Zuge des Prix Ars Electronica vergeben wurden. Zusätzlich gibt es pro Kategorie mindestens zwei Awards of Distinction und mehrere Honorary Mentions. Jeweils fünf unterschiedliche und hochrangige Experten bildeten in den vier verschiedenen Kategorien die Jury, sichteten die Einreichungen und wählten die Gewinner. Eine Auswahl der ausgezeichneten Projekte wird auf dem Ars Electronica Festival von 3. bis 7. September im Lentos Kunstmuseum Linz und in der Postcity gezeigt. Die Prix Ars Electronica Award Ceremony findet am Donnerstag, 4. September, im Design Center Linz statt. „Ich freue mich schon irrsinnig“, so Bürgermeister der Stadt Linz, Dietmar Prammer (SPÖ).

Gewinner aus der ganzen Welt

Der Prix Ars Electronica sei das Aushängeschild für Linz als UNESCO City of Media Arts, so Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP), Kulturstadträtin und Beistandsvorsitzende von Ars Electronica.

Mit insgesamt 1.430 Einreichungen war die Kategorie „New Animation Art“ die beliebteste. Hier setzten sich die beiden Norweger Frode Oldereid und Thomas Kvam mit „Requiem for an Exit“ durch. Die raumgreifende Installation zeigt einen vier Meter hohen Roboter, der in einem eindringlichen Monolog Genozide in der Menschheitsgeschichte reflektiert und dabei die Verantwortung jedes Einzelnen ins Spiel bringt.

In der Kategorie „Digital Musics & Sound Art“ (1.127 Einreichungen) wurden die beiden kanadischen Künstler Navid Navab und Garnet Willis mit ihrem Projekt „Organism“ ausgezeichnet. Im Mittelpunkt steht eine robotisch modifizierte Orgel, die sich aus dem rigiden Muster vorgegebener Sakralmusik befreit und sich auf unkontrollierbare Klangereignisse einlässt, wie es heißt. Anfang September sollen dazu drei Konzerte im Linzer Mariendom stattfinden.

Die Argentinierin Paula Gaetano Adi gewann in der Kategorie „Artificial Life & Intelligence“ die Goldene Nica. Auch sie verband in ihrem Projekt Geschichte und Natur mit dem Digitalen. Auf den historischen Spuren der Befreiungsbewegungen Lateinamerikas im 19. Jahrhundert überquert ein Roboter namens Guanaquerx gemeinsam mit einem Trupp an Tieren und Menschen in sieben Tagen die Anden. Das Projekt entwirft eine Vision, wie KI und Robotik heute zu einer positiven, kollaborativ gestalteten Zukunft beitragen können, jenseits jeder Form der Ausbeutung und Machtausübung, wie das preisgekrönte Projekt beschrieben wird.

Zwei Linzer begeistern Jury

In der Kategorie „u19–create your world“ gibt es neben der Goldenen Nica, den Awards of Distinction und Honorary Mentions auch Hauptpreise für junge Kreative in den Altersgruppen u10, u12 und u14. Unter allen Einreichungen überzeugten Aleksa Jović und Nico Pflügler von der HBLA für künstlerische Gestaltung in Linz. Damit konnten sich nach 2017 erstmals wieder heimische Künstler diese Kategorie sichern. Für ihren experimentellen Kurzfilm „Das Ziegenkäsemachen aus der Sicht der Ziege“ wurden sie nicht nur mit der Goldenen Nica, sondern auch mit 3.000 Euro Preisgeld ausgezeichnet.

„Es ist ein post-postmoderner Film, der das Medium so sehr feiert, zerlegt und neu zusammensetzt, dass man kaum hinterherkommt – und genau das ist der Punkt. Zwischen Slow Cinema und Meme-Ästhetik, zwischen Bodyhorror und Zitatgewitter entsteht ein Werk, das nicht nur zeigt, was erzählt wird, sondern wie erzählt werden kann. Ein Film, der weiß, was TikTok ist – und trotzdem Kino bleibt“, so ein Auszug aus dem Jurystatement.

Der Film beschreibt anhand eines erstickenden Zyklus aus Melken ein System, das seine eigene Bedeutung verschlungen hat, fortfährt und in kritikloser Akzeptanz der reinen Funktionalität verharrt. Die Ziege existiert in einem Zustand reiner Funktionalität, in dem Schmerz, Lust, Scham und Wille zu einem endlosen Zustand der Produktivität verdichtet sind, heißt es. Die beiden 19-Jährigen experimentieren demnach sowohl mit Absurdität als auch mit verstörenden Elementen und wollen damit einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Entweder einen bleibenden Eindruck oder gar keinen Eindruck hinterlassen“, so Nico Pflüger. Die Idee zum Projekt soll übrigens unter der Dusche gekommen sein.


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