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"Wir machen geilen Scheiß": Jan Delay zu Gast bei Klassik am Dom in Linz

Nora Heindl, 16.07.2025 19:05

LINZ. Irgendwie, irgendwo, irgendwann hat wohl jeder, der einen gepflegten Beat zu schätzen weiß, seinen Jan Delay-Moment. Ein weiterer lässt sich am Sonntag, 3. August, am Linzer Domplatz hinzufügen, wenn die Ikone des deutschen Pop mit seinem Best-of aus 25 Jahren bei Klassik am Dom einheizt.

Jan Delay heizt am 3. August auf dem Linzer Domplatz ein. (Foto: Thomas Leidig)
Jan Delay heizt am 3. August auf dem Linzer Domplatz ein. (Foto: Thomas Leidig)

25 Jahre in einen Abend zu packen ist „in der Tat schwer“, lacht der gebürtige Hamburger: „Wir haben die Tour letzten Sommer gestartet und der erste Gig war unendlich lang, weil wir uns so viel vorgenommen hatten. Am Ende haben wir fast vier Stunden gespielt, aber das hält doch kein Mensch aus. Mittlerweile haben wir das Programm gestrafft und komprimiert, so dass es wirklich das Beste aus 25 Jahren und davor ist, weil wir ja noch Hits und Beats von anderen rein flechten und ein Medley spielen. Jetzt sind es zwei Stunden totales Tanzen, Schreien, Singen, Springen und Schwitzen und danach Heiserkeit und Muskelkater.“

Dass er auch nach 25 Jahren seine Fans begeistern darf, ehrt ihn. „Ich bin da so dankbar und glücklich darüber und das sage ich auch bei jedem Konzert. Dass es für mich das Allergrößte ist, dass ich nach 25 Jahren immer noch hier stehe und da so viele Leute sind, die Bock drauf haben.“

Sein Geheimnis? „Ganz einfach: Wir haben früher geilen Scheiß gemacht und wir machen heute noch geilen Scheiß“, lacht der Vollblutentertainer: „Wir machen das ja auch nicht, weil wir unsere Miete zahlen müssen, sondern weil wir da richtig Bock drauf haben, weil wir dafür brennen und weil wir das lieben. Und das merken die Leute, das springt über.“

Wer Jan Delay schon einmal live erlebt hat, weiß, was ihm die Musik bedeutet, wie sie ihn antreibt. Und genau das will er auch seinen Fans mitgeben. „Ich habe schon herumgetanzt, da konnte ich kaum gehen, habe Musikplatten studiert, bevor ich lesen konnte. Dieses Gefühl, das Musik in mir auslöst, was sie mit mir macht und auch mit meinem Leben gemacht hat, das möchte ich auch bei anderen Leuten entfachen.“

Ein Meister des Genremix

Musikalisch lässt sich Jan Delay schwer in eine Schublade stecken. Hip-Hop, Reggae, Funk, Soul, Rock – er packt sie alle unter seinen Hut. Äußerungen, dass er halt seinen Stil nicht findet, kosten ihn mittlerweile ein Schulterzucken: „Aus heutiger Sicht betrachtet, war es ein Vorteil, weil ich dadurch rausgestochen bin.“

Aber natürlich war es anfangs nicht leicht: „Als absolute Beginner hatten wir für eine Hip-Hop-Band einen sehr breit gefächerten Musikgeschmack. Und natürlich gab es Leute, die uns vorgeworfen haben, dass das kein richtiger Hip-Hop ist, den wir machen. Und klar haben wir darunter gelitten. Wir waren jung und wollten sowas nicht hören, sondern dazugehören. Dennoch sind wir bei unserem Geschmack geblieben und haben mit der Zeit gemerkt, ‚Ey, damit erreichen wir auch viele Leute‘. Vor allem hatten wir auch Vorbilder, die das genauso gemacht haben. Die Beastie Boys haben in den 90ern zwei super Platten gemacht, ‚Check Your Head‘ und ‚Ill Communication‘, wo sie eben genau das propagiert haben: Du kannst jede Musik machen, die du magst. Und deshalb haben wir weitergemacht. Dass wir dann als Vorband der Beastie Boys mit auf Tour durften, war überhaupt das Geilste und hat uns in unserem Tun bestätigt. Auch solo bin ich bei dem Leitfaden geblieben: Mach, worauf du Lust hast, lass raus, was in dir drin ist, und hör nicht auf die anderen. Klar hat man damit auch manchmal zu kämpfen, aber am Ende des Tages ist es ein Vorteil. Weil so ist man anders als die anderen. Und keiner will sein wie irgendwer anderer.“

Nicht nur die Beastie Boys haben den gebürtigen Hamburger geprägt. „Seit ich fünf bin, höre ich die Musik von Udo Lindenberg. Er war der Erste, den ich auf Deutsch singen hab hören. Und auf Deutsch im Sinne von, dass der auch scheiße sagt und sowas. Dass der so singt, wie man auf der Straße redet, das hat mich fasziniert.“

Echte Fans verstehen ihn

Dass er es nicht mag, auf der Straße angequatscht zu werden, wie es ihm schon nachgesagt wurde, stimmt übrigens so nicht. „Das war sehr reißerisch zusammengehackt und dann schön mit einer Headline versehen. Aber ja, es ist schon so, dass ich immer ehrlich bin, und wenn ich keinen Bock hab, dann sag ich das auch. Und dann ist mir das auch egal, wenn die Leute denken, ich bin arrogant. Weil wenn das wirklich Fans sind, dann verstehen sie es, wenn ich sag ‚Ey Leute, tut mir leid, jetzt gerade nicht‘. Aber die Sache ist ja die, die meisten, die ankommen und ein Foto wollen, sind ja gar keine Fans. Die denken sich ‚Oh, das ist ja dieser Rapper‘ oder ‚Oh, das ist ja Thomas D.‘. Die wissen noch nicht mal, wie ich heiße, kennen vielleicht ein Lied und wollen einfach nur ein Foto mit einem Prominenten. Wieso sollte ich das dann machen?“

Etwas anderes ist es bei Kindern. „Da würde ich niemals nein sagen. Und wenn ich gerade am offenen Herzen operiert werden würde, würde ich einem Kind ein Autogramm geben.“

Sonntag, 3. August, 20 Uhr
Domplatz, Linz
Support: Das Bo
Alle „Klassik am Dom“-Termine und Karten: klassikamdom.at

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