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Freiwilliges Soziales Jahr: Linzer engagiert sich gegen Vorurteile und Rassismus in Australien

Valerie Himmelbauer, 21.03.2018 12:00

Julius Sevcik hat seine Heimatstadt Linz für über ein Jahr gegen die 4-Millionen-Einwohner-Metropole Melbourne getauscht: Statt das Bundesheer oder den Zivildienst daheim zu absolvieren, hat sich der 21-Jährige dafür entschieden, als Gedenkdiener für das Jüdische Holocaust Museum zu arbeiten.  

Julius Sevcik (links) mit Eva de Jong-Duldig. Evas jüdisch-stämmige Familie flüchtete 1939 nach Australien. Evas Vater war Künstler, Evas Mutter hat 1929 in Wien den Knirps (faltbarer Regenschirm) erfunden.
photo_library Julius Sevcik (links) mit Eva de Jong-Duldig. Evas jüdisch-stämmige Familie flüchtete 1939 nach Australien. Evas Vater war Künstler, Evas Mutter hat 1929 in Wien den Knirps (faltbarer Regenschirm) erfunden.

Fünf Minuten zu Fuß wohnt Julius Sevcik vom Strand entfernt und genießt die lauen Temperaturen, die gerade im australischen Spätsommer in Melbourne auf der Tagesordnung stehen. Das klingt beinahe nach entspannter Urlaubsatmosphäre, doch der junge Linzer muss und will sich auch mit „schattigeren“ Seiten befassen: Über den österreichischen Auslandsdienst hat sich Julius Sevcik entschieden, für ein ganzes Jahr als Gedenkdienstleistender nach Melbourne, Australien, zu ziehen. „Ich absolviere ein freiwilliges soziales Jahr über den österreichischen Freiwilligendienst. Ab einer Dauer von zehn Monaten wird dieser Auslandsdienst als Zivildienst in Österreich angerechnet“, erzählt der 21-Jährige. Neben Sozial- und Friedensdiensten gibt es auch den Gedenkdienst – der sich mit den Opfern des Nationalsozialismus befasst – und für den sich Julius bewusst entschieden hat.

Sozial-, Friedens- und Gedenkdienst

„Bis jetzt nehmen das Angebot noch nicht viele Leute in Anspruch, das Ganze ist noch sehr unbekannt. Und es gibt nur sehr wenige Plätze pro Jahr. Seit der Gesetzesnovelle 2016 können alle Personen, welche ein freiwilliges Sozialjahr im Ausland leisten, dieses als Zivildienst anerkennen lassen“ Sozialdienste werden hauptsächlich in Indien, Afrika und Südamerika angeboten. Dabei stehe die Hilfe in humanitären Einrichtungen im Vordergrund.  Julius hat sich für den Gedenkdienst entschieden: „Es geht darum, dass man in ehemaligen Konfliktgebieten friedenssichernde Arbeiten erledigt. Hier in Australien gibt es das Jewish Holocaust Museum, wo man seinen Zivildienst leisten kann.

Aktive Zusammenarbeit mit Holocaust-Überlebenden

Das Jewish Holocaust Centre, in dem der gelernte Veranstaltungstechniker seinen Gedenkdienst absolviert, ist eine Institution, die der Erinnerung an die sechs Millionen Juden gewidmet ist, die zwischen 1933 und 1945 von den Nazis und ihren Kollaborateuren ermordet wurden. Es ist ein Forschungszentrum und ein Museum für Interessierte, das darauf abzielt, Antisemitismus, Rassismus und Vorurteile in der Gemeinschaft zu bekämpfen und das Verständnis zwischen den Menschen zu fördern: „Ich wusste sehr schnell, dass ich nach Australien will. Hier kann man noch aktiv mit Überlebenden des Holocaust zusammenarbeiten. Es gibt nicht mehr viele von ihnen. Meine Generation gehört zu der letzten Generation, die diesen Personen gegenübersitzen und ihren Geschichten lauschen kann“, sagt Julius.

Interesse an Geschichte

Interesse an Geschichte, Politik und jüdischer Geschichte seien relevant, um am Jewish Holocaust Centre mitzuarbeiten. „Mich hat das immer schon interessiert. Eine Literaturliste, die man gelesen haben muss, aber auch vielen verschiedenen Treffen mit Zeitzeugen oder Politikern und Videokonferenzen, viele Veranstaltungen, bei denen man dabei sein muss sind in den zwei Jahren vor dem Auslandsdienst Pflicht, damit man im Jüdischen Holocaust Museum mitarbeiten kann“, erinnert sich Julius an die Vorbereitungsphase.

Event-Organisation

Auf Ausbildungen und Vorlieben werde für weitere Arbeiten, die im Museum anstehen, große Rücksicht genommen. Deshalb war schnell klar, dass Julius seinen Einsatz auch im Eventbereich, bei der Organisation von Großveranstaltungen wie Gedenkveranstaltungen, findet. „Es wird geschaut, wo will man Schwerpunkte setzen, was kann man gut. Ich arbeite auch hier bei den großen Events mit, zum Beispiel bei Gedenkveranstaltungen für das Jewish Holocaust Museum“, erzählt der Linzer.

Berührende Schriftstücke

„Ich widme mich aber auch verschiedensten Übersetzungen von Deutsch auf Englisch von Briefen der Holocaust-Überlebenden. Zum Beispiel habe ich gerade eine 40-seitige Übersetzung von detaillierten Erzählungen von Schriftstücken, die über Konzentrationslagererlebnisse berichten, gemacht. Ich finde, das ist eine extrem wichtige Aufgabe und hat mich auch sehr stark berührt“, wird Julius nachdenklich. Nach seinem sicherlich prägenden Gedenkdienst wird Julius noch ein paar Monate in Australien bleiben und das Land bereisen.

Info: www.auslandsdienst.at


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