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Integrationspreis Complemento - Die Sieger stehen fest

Leserartikel Online Redaktion, 21.10.2018 12:14

Tips ist stolz als Partner den Complemento 2018 begleiten und unterstützen zu dürfen. Der traditionsreiche, oberösterreichische Integrationspreis wurde nun im Zuge einer Gala im Linzer Oberbank-Forum verliehen.

Die Preisträger des Complemento wurden für ihr soziales Engagement in Linz vor über 600 Besuchern geehrt. Fotos: Manfred Scheucher / www.vollfotograf.at
photo_library Die Preisträger des Complemento wurden für ihr soziales Engagement in Linz vor über 600 Besuchern geehrt. Fotos: Manfred Scheucher / www.vollfotograf.at

Über 600 Menschen waren nach Linz gekommen, um bei der Verleihung des Complemento mit dabei zu sein.

Mit dem Complemento werden besonderes Engagement und hervorragende Projekte im Bereich Inklusion und Integration in vier Kategorien ausgezeichnet.

„Dieses Jahr war es besonders schwierig aus den vielen, hervorragenden Einreichungen die Sieger auszuwählen, so Juryvorsitzender Wolfgang Schobesberger, Redaktionsleiter bei Tips. Schließlich konnte sich die Jury aber auf vier beeindruckende Projekte einigen.

Die Complemento-Sieger

In der Kategorie „Einzelpersonen“ erhielt Eva Binder aus Regau den Complemento für ihr ungeheuer beeindruckendes Engagement für Betroffenen des Tay-Sachs-Syndroms und deren Angehörigen.

Die Hartkirchner Fleischhauerei Otzlberger erhielt den Preis für ihre integrative Lehrausbildung.

In der Kategorie „Ämter und Körperschaften“ ging der Complemento an das Charlotte-Taitl-Haus in Ried, das hohen Wert auf physische und inhaltliche Zugänglichkeit legt. So stehen etwa alle Texte in unterschiedlichen Sprachstufen, als Hörtext und als Gebärdensprache zur Verfügung.

Der Gmundner integrative Segelverein Mini 12 wurde mit dem Complemento in der Kategorie „Freizeit“ ausgezeichnet. Der Verein ermöglicht Menschen mit verschiedensten Behinderungen (eigenständiges) Segeln zu erleben.

Gerhard Mayr, Landesobmann des OÖZIV, hob die positive Vorbildwirkung all jener hervor, die mit dem „complemento“ ausgezeichnet wurden.

Gewinner Kategorie Wirtschaf: Fleischhauerei Ozlberger, Hartkirchen

• Lehrlingsausbildung ist ein ganz wesentlicher Bestandteil im Unternehmen dar - derzeit werden drei Lehrlinge ausgebildet

• Die Mitarbeiterin, Frau Emsale Duraku, lernten sie aufgrund eines Praktikums kennen, das durch die Caritas vermittelt wurde.

• Frau Durkau ist leicht mental beeinträchtigt, hat kein Zahlenverständnis und sehr schlechte Deutschkenntnisse.

• Frau Durkau war im Praktikum sehr wissbegierig und eifrig

• Die Firma Ozlberger übernahm sie als Mitarbeiterin und bildete sie mit viel Geduld und Verständnis aus.

• Ihr größter Wunsch war es, eine Lehre zu absolieren

• Im Rahmen einer integrativen Berufsausbildung konnte sie eine Teilqualifizierung des Lehrberufs Fleischverkauf absolvieren und erfolgreich abschließen

• Nach ihrer Lehre wurde Frau Durkau in ein unbefristetes Dienstverhältnis übernommen

• Sie wird von allen Mitarbeitern geachtet und sehr verständnisvoll behandelt

• Frau Durkau verdient sich ihren Lebensunterhalt selber, sie ist an allen Aktivitäten beteiligt, hat in ihren Kolleginnen ratgebende Freundinnen gefunden und fühlt sich sehr wohl.

• Das Betriebsklima profitiert von der bunten Zusammenstellung der Mitarbeiter mit ihren so unterschiedlichen Talenten und Fähigkeiten.

• Renate Olzberger: „Ich sehe es als unsere Pflicht, jungen, benachteiligten Menschen eine Chance zu geben! Kein Mensch sich entscheiden kann, ob er Hilfe geben kann oder auf Hilfe angewiesen ist. Deshalb freuen wir uns, Hilfe geben zu können und hoffen, dass Frau Durkau noch sehr lange in unserem Betrieb mitarbeiten wird.“

• 2014 wurde der Fleischhauerei Ozlberger der ineo Award in der Kategorie „Lehre mit Behinderung“ verliehen.

Gewinner Kategorie Freizeit: Mini 12 – Integrativer Segelverein, Gmunden

• Die Mitglieder des „Mini12-Integrativer Segel-Vereins“ engagieren sich im Rahmen von mehreren Veranstaltungen ehrenamtlich, um Menschen mit verschiedensten Behinderungen, den Spaß am Segeln, das Gefühl der Unabhängigkeit zu ermöglichen.

• Eine dieser Veranstaltungen ist die sogenannte „Traunseewoche“, die seit nunmehr 21 Jahren in der ersten Ferienwoche am Traunsee stattfindet, nach der Gründung des Vereins durch Hr. Walter Pavlis.

• 2018 nahmen bei mehreren aufeinanderfolgenden Veranstaltungen am Traunsee insgesamt 35 Personen, mit teilweise schweren körperlichen oder mentalen Beeinträchtigungen teil, dazu kamen die Begleitpersonen, Eltern und Geschwister.

• Die verwendeten Boote (Mini12) sind kleine Ein-Mann-Boote, die nicht kentern und auch nicht sinken können.

• Die Boote werden jedes Mal an die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Seglers angepasst, mit Pölstern, „Schwimmnudeln“, Kopfstützen und Sitzschalen aus den eigenen Rollstühlen

• Der therapeutische Effekt für die Teilnehmer entsteht u.a. dadurch, dass Bewegungen geübt werden, wobei Wasser, Luft und Wind eine beruhigende Wirkung haben und die stressfreie Atmosphäre beispielsweise bei Menschen mit Cerebralparese zu sichtlichen Verbesserungen der Koordination führt.

• Andere profitieren durch bessere Konzentration stressfrei die Möglichkeit, das eigene Bewegungsspektrum zu erweitern.

• Dies führt zu größerem Selbstvertrauen, welches sich auch auf andere Lebensbereiche positiv auswirkt

• Ermöglicht wird dies durch das Engagement der ehrenamtlich arbeitenden Mitglieder des Vereins, durch zahlreiche Helfer und Helferinnen des Rotaract-Clubs Salzkammergut und Lions-Clubs und weitere HelferInnen, die bei der Betreuung der Boote helfen, ebenso wie bei den abendlichen Aufräumarbeiten oder als Segellehrer am Wasser.

• Das glückliche Lachen nach einem schönen Segeltag ist der wertvollste Dank für alle Kosten und Mühen, denn was kann schöner sein, als der begeisterte Ausruf „Das war der schönste Tag in meinem Leben!“

Gewinner Kategorie Ämter, Behörden, Körperschaften: Charlotte-Taitl-Haus, Ried im Innkreis

• Das Projekt Lern- und Gedenkort Charlotte-Tailt-Haus ist ein inklusives Projekt, das sowohl die physische als auch die inhaltliche Zugänglichkeit gewährleistet.

• Es ist den 196 bisher bekannten Opfern von Nationalsozialismus und Faschismus im Bezirk Ried im Innkreis gewidmet

• Namensgeberin Charlotte Taitl war eines dieser Opfer. Bis zu ihrer Gefangennahme wegen des „Umgangs mit Deutschblütigen“ hat sie als Jüdin mit ihrem „arischen“ Mann und ihrer Tochter in diesem Haus gelebt. Am 16. Oktober 1944 wurde sie im KZ Auschwitz ermordet.

• Im Zuge der Gestaltung des Lern- und Gedenkorts wurde der, Ende der 1970er Jahre errichtete, Anbau des Charlotte-Taitl Hauses komplett barrierefrei umgebaut und u.a. mit barrierefreien Sanitäranlagen versehen.

• Ein taktiles Bodeninformationssystem führt die Besucher*innen zum Eingang - vorbei an Schwarzblechtafeln mit den Geburts- und Todesdaten der Opfer.

• In dem als „white cube“ gestalteten Innenraum sind die 196 Namen der Opfer den Wänden weiß in weiß eingeschrieben. Ein umlaufendes Band in Brailleschrift entlang der Namenswände dient als Informationsträger und bietet zusätzliche Orientierung im Raum.

• Besonderer Wert wurde darauf gelegt, dass die inklusiven Elemente wie z.B. Hörstationen mit Inter-views von Zeitzeug*innen sowie historischen Tondokumenten einen Mehrwert für alle Besucher*innen darstellen. Die Texte werden in verschiedenen Schwierigkeitsgraden / Sprachstufen - von ganz leicht bis anspruchsvoll - sowie als Hörtext und Gebärdensprache mittels eines QR Codes auf dem Smartphone abrufbar angeboten.

• Die umfassende barrierefreie physische und inhaltliche Zugänglichkeit wurde gemeinsam mit einer Focusgroup entwickelt und geprüft.

• Für die Realisierung des Projekts konnte Frau Dr. Doris Prenn/ buero fuer kommunikation und gestaltung gewonnen werden, die eine international anerkannte Spezialistin auf dem Gebiet Inklusion im Museum ist.

• Der Lern- und Gedenkort Charlotte-Taitl-Haus ist eine Außenstelle des Museums Innviertler Volkskundehaus und ist an die gut frequentierte Stadtbücherei angegliedert; beides sind Betriebe der Stadtgemeinde Ried im Innkreis.

Gewinnerin Kategorie Einzelpersonen: Eva Binder, Regau

Frau Binder war aus privaten Gründen abwesend und wurde durch Monika Scharnböck, Finanzreferentin des Vereins „Hand in Hand“ vertreten

• Eva Binder (geboren 1988), wohnt in Regau, gelernte Einzelhandelskauffrau

• Ihre Tochter Haylie wurde im Mai 2010 geboren - wurde mit dem Tay-Sachs-Syndrom diagnostiziert

• Die Krankheit führt zu progressiver Reduktion kognitiver Fähigkeiten, psychomotorischem Abbau, muskulärer Hypotonie, Lähmung, Spastik, Blind- und Taubheit, epileptischen Anfällen, zum kirschroten Fleck in der Makula und innerhalb weniger Jahre zum Tode (Quelle: wikipedia)

• Diagnose veränderte das Leben der jungen Frau von Grund auf - persönliche Wünsche wie zB Matura nachholen und studieren wurden auf Eis gelegt

• Ihr Leben widmete sie der Pflege ihres schwerkranken Kindes

• Sie wurde Managerin von Haylies Arztterminen und Therapien, lernte verschiedene therapeutische Techniken, medizinische Fachausdrücke und medizinische Geräte zu bedienen

• Ihr Tagesablauf bestand aus Sonden-Nahrung und Medikamente verabreichen, Sekret Management und Physiotherapie. Sie hatte viele schlaflose Nächte nach denen sie erschöpft und müde irgendwie den Tag bewältigte

• Trotz der 24-Stunden-Pflege von Haylie hatte Eva die Kraft einen eigenen Verein zu gründen den Verein „Hand in Hand gegen Tay-Sachs & Sandhoff“ (Gründungsdatum: 1. August 2012) - damals der zweite Verein zu diesem Thema in Europa.

• Im Februar 2018 setzte sie dem Verein neue Ziele und benannte ihn um in „Hand in Hand für Tay-Sachs & Palliativkinder“

• Mit dem neuen Verein möchte sie die Missstände betreffend Kinderpalliativpflege aufzeigen und aktiv mithelfen die Situation für betroffene Familien in Österreich zu verbessern.

• Der Verein bezweckt des Weiteren eine Hilfestellung für Betroffene bei behördlichen Angelegenheiten, sowie die Möglichkeit für Betroffene sich untereinander auszutauschen.

• „Hand in Hand“ ist noch ein kleiner Verein und gerade am Wachsen. Einige von uns sind 24-Stunden am Tag mit der Pflege des eigenen schwerkranken Kindes beschäftigt. Gemeinsames Ziel ist es, sich schwerkranke Kinder stark zu machen und zu helfen!

• Evas Tochter Haylie hat am 1. April 2018 - mit knapp 8 Jahren - ihre letzte Reise angetreten

• Ihre Kolleginnen und Kollegen vom Verein Hand in Hand für Tay Sachs und Palliativkinder haben ihre Obfrau Eva Binder aufgrund ihrer Kraft und ihres Enthusiasmus für den „complemento“ nominiert.


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