Arbeiterkammer OÖ veröffentlicht Wegweiser für 24-Stunden-Betreuung
OÖ. Die Lebenserwartung steigt und somit steigt auch der Bedarf an Pflege und Betreuung. Häufig reicht die Hilfe von Angehörigen, Mobilen Diensten und Hauskrankenpflege nicht aus - in diesem Fall ist die 24-Stunden-Betreuung ein mögliches Modell. Ein Abschluss von Betreuungsverträgen über Vermittlungsagenturen ist jedoch nicht immer einfach, wie die Beratungspraxis der AK-Konsumentenschützer zeigt.
Die Arbeiterkammer Oberösterreich hat daher einen Wegweiser zusammengestellt, der Betroffenen und Angehörigen hilft, eine gute Vermittlungsagentur auszuwählen. Doch es braucht mehr. „Es muss einheitliche Musterverträge für Vermittlungsagenturen geben“, fordert Johann Kalliauer, „denn diese garantieren den gepflegten Menschen, dem Pflegepersonal und den seriösen Anbietern faire Rahmenbedingungen.“
Unfaire Vertragsbedingungen
Frau S. wandte sich an die Konsumentenschützer der Arbeiterkammer Oberösterreich, weil es Probleme mit der Vermittlungsagentur gab. Sie benötigte für ihre pflegebedürftige Mutter eine 24-Stunden Betreuung. Sie schloss dazu einen Vertrag mit einer privaten Agentur ab, die ihrer Mutter abwechselnd alle zwei Wochen osteuropäische Hilfskräfte schickte. In den ersten Monaten kamen immer unterschiedliche Betreuerinnen. Als Mutter und Tochter eine Betreuerin besonders ans Herz gewachsen war, wollten sie den Vertrag mit der Agentur kündigen und die liebgewordene Betreuerin ausschließlich beschäftigen.
Die Agentur wollte dies nicht zulassen. Sie berief sich auf die Vertragsbedingungen und drohte mit einer hohen Vertragsstrafe bei Weiterbeschäftigung ohne Agentur. Frau S. wollte sich damit nicht abfinden und wandte sich an die AK-Konsumentenschützer. Dank deren Unterstützung konnte Frau S. die Betreuerin letzten Endes weiter beschäftigen und den Vertrag mit der Agentur ohne Strafzahlung beenden.
Tipps bei der Agentur-Auswahl
Auf Basis der vielen Fragen, die in der Beratung an die AK-Expertinnen herangetragen werden, haben diese einen Leitfaden zur 24-Stunden-Betreuung zusammengestellt. Sie enthält Tipps, worauf man bei der Auswahl einer Agentur achten sollte und woran man eine gute Agentur erkennt. Ganz wesentlich ist es auch, das Kleingedruckte im Vermittlungsvertrag zu lesen und alle wesentlichen Punkte schriftlich festzuhalten. Abzuklären ist jedenfalls, welche Leistungen von der Agentur und von der Betreuungsperson erbracht werden und wo es noch zusätzliche pflegerische oder ärztliche Hilfe notwendig ist. Da die Kosten für die Betreuung erheblich sind, braucht es jedenfalls eine umfassende und detaillierte Aufstellung dazu.
Mehr Rechtssicherheit für Betroffene
Mit dem Wegweiser der AK OÖ haben pflegebedürfte Menschen und deren Angehörige einen Leitfaden in den Händen um Probleme mit der Vermittlungsagentur zu reduzieren und bestenfalls ganz zu vermeiden.
Für die Arbeiterkammer Oberösterreich braucht es darüber hinaus mehr Rechtssicherheit für alle Betroffenen. „Es kann nicht sein, dass die schwierige Entscheidung, eine seriöse Agentur und gutes Pflegepersonal zu finden, den Betroffenen alleine aufgebürdet wird,“ ärgert sich Johann Kalliauer. „Es braucht einheitliche und transparente Musterverträge, die diesem Dschungel an Kleingedrucktem ein Ende setzen. Und eine staatliche Kontrolleinrichtung muss für die Einhaltung der gesetzlichen Regelungen sorgen“, fordert der Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich und bietet gleichzeitig an: „Wir sind gerne bereit, mit unserer Expertise an der Entwicklung solcher Musterverträge mitzuarbeiten“.
Wegweiser zum Download: https://ooe.arbeiterkammer.at/service/broschuerenundratgeber/konsumentenschutz/B_2019_24_Stunden_Betreuung.pdf
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