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Johanna Wilk-Mutard: Ein Leben für den Tanz

Karin Seyringer, 07.05.2019 13:02

LINZ. Sie hat auf den großen Bühnen getanzt, in zahlreichen Filmen mitgewirkt, führt seit nunmehr 63 Jahren die 1. Linzer Ballett-Schule in der Linzer Bethlehemstraße und hat dort tausende Kinder im Tanz unterrichtet: Prof. Johanna Wilk-Mutard. Den Spagat schafft die bald 84-jährige immer noch ohne Probleme.  

Im Juli wird Johanna Wilk-Mutard 84 Jahre alt. Foto: Tips/Seyringer
  1 / 4   Im Juli wird Johanna Wilk-Mutard 84 Jahre alt. Foto: Tips/Seyringer

Ballett hält fit – das kann Johanna Wilk-Mutard nur bestätigen. Die in Wien geborene 83-jährige ist mit ihrer Familie als jüngste von vier Kindern in Graz aufgewachsen. Mit fünf Jahren hat sie im Kinderballett an der Grazer Oper mit dem Tanz begonnen. Nach absolvierter Ausbildung wurde sie dort als jüngste Tänzerin überhaupt engagiert.

Kein leichter Weg

Leicht war dieser Weg damals aber nicht, wie sie erzählt. Der Vater habe die Liebe zum Tanz nicht unterstützt. „Der Vater hat die Türe zugesperrt, damit ich nicht ins Ballett gehen kann, die Mutter hat mich aber hinten beim Fenster rausgelassen. So gesehen war die Mutti meine Unterstützung. Ich hatte bis zur Oper auch einige Kilometer zu gehen, Geld war in dieser Zeit nicht da für die Straßenbahn, die Straßenlampen waren auch alle finster, es war eine große Herausforderung.“

Schon als Kind arbeitete Wilk-Mutard als Statistin am Theater, „ich musste ja irgendwie das Schulgeld verdienen und ausgebombt waren wir auch. Ich hatte viele Aufgaben - Hühner füttern, Ziegen melken und so weiter. Ich habe aber trotzdem daneben am Theater Geld verdienen können, auch wenn es nur wenige Schilling waren. Wo Kinder gebraucht worden sind - Statisten oder auch in Sprechrollen oder Tanz – ich war immer dabei. Ich musste dann in der Nacht von der Oper abgeholt werden, oder zumindest ist mir die Mutter entgegen gekommen, damit ich nicht alleine in der Nacht gehen musste. So konnte ich mir das Studium überhaupt leisten.“

Große Bühne und Film

Johanna Wilk-Mutard war Solotänzerin an führenden Häusern, war beim Österreichischen Fernsehballett, hat auch eine Schauspielausbildung und war unter anderem in „Im Weißen Rössl am Wolfgangsee“ zu sehen. „Es gab ja in Wels eine große Filmgesellschaft, da sind die Filme gedreht worden. Das waren einige Filme, mit Gus Backus und der ganzen Clique. Ich habe das alles gar nicht so aufregend empfunden“, erzählt sie.

Der Spruch „Die Bretter die die Welt bedeuten“ trifft auch auf Wilk-Mutard zu, „obwohl ich nicht unbedingt an der Bühne festhalten wollte.“ Als sich die Möglichkeit ergab, die erste Ballettschule in Linz zu eröffnen, entschied sich die Tänzerin dazu und blieb damit auch in Linz

„Schon Tausende“, antwortet die Tänzerin, die im Juli ihren 84. Geburtstag feiert, auf die Frage, wie viele Kinder sie denn schon unterrichtet hat. „Aber sind natürlich schon einige, die am Theater sind, selbst unterrichten oder in ein anderes Bühnenfach gegangen sind.“

„Man kommt nicht mit dem Spagat auf die Welt“

Strenge und Disziplin gehöre schon dazu, zum Ballett, erzählt sie. „Aber Strenge und Strenge ist auch ein Unterschied. Man greift mal hin und schaut ob Muskeln da sind. Die Muskeln braucht man, wenn man auf der Spitze stehen will, die Spannung muss da sein.“ Mit ihrer pädagogischen Ausbildung weiß sie, was einem Kind zumutbar ist. „Man muss an die Grenzen gehen, und halt ein kleines bisschen darüber. Man kommt nicht mit dem Spagat auf die Welt sondern man übt, auch wenn es schon ein bissl weh tut“, erklärt die Tänzerin, der es auch sehr am Herzen liegt, selbst Choreografien zu erstellen.

Aber es sei schwierig geworden in der heutigen Zeit. „Die Kinder haben ja nicht mehr Zeit, dreimal in der Woche ins Training zu kommen. Da sind so viele Ablenkungen, ob es das Handy ist oder etwas anderes. Es ist schwierig, mit einer Wochenstunde überhaupt etwas raus zu holen aus den Kindern. Und wenn man sieht, dass ein Kind Talent hat, ist das schade - aber mit einmal in der Woche wird halt nicht viel daraus.“

Lernen fürs Leben

Auch wenn die Kinder keine Profitänzer werden, nehmen sie vom Ballett-Unterricht viel mit, wie Wilk-Mutard erzählt: „Mir liegen die Kinder am Herzen, sie sollen etwas mitnehmen für ihr Leben. Das ist mir wichtig. Die, die wirklich weiter wollen, die Ausbildung machen und sich wirklich durchkämpfen, sind ja nur wenige. Aber alle können Disziplin mitnehmen ins Leben. Sie kriegen ein anderes Rückgrat, sie können anders auftreten und sind ihren Konkurrenten  später – ob im Büro oder anderswo – voraus.“

Johanna Wilk-Mutard ist für ihre Arbeit und ihr Engagement bereits mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet worden, darunter das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich oder das Ehrenzeichen das Landes Oberösterreich. „Darauf bin ich stolz, weil es schön ist, dass die Kunstsparte Ballett geachtet wird.“

Ballettabend „Die Schöne und das Biest“

Am Samstag, 8. Juni, 19 Uhr, präsentiert sich die 1. Linzer Ballett-Schule im Brucknerhaus, beim Ballettabend „Die Schöne und das Biest“. Es tanzen die Schüler, unter der Gesamtleitung von Johanna Wilk-Mutard. Karten (ab 19 Euro) im Brucknerhaus, Tel. 0732/775230

Mehr Infos: www.ballettschule-linz.at


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