Höchste Auszeichnung für künstlerisches Lebenswerk an Laurids und Manfred Ortner
LINZ. Den Architekten Laurids und Manfred Ortner wird der mit 30.000 Euro dotierte Große Österreichische Staatspreis verliehen – die höchste Auszeichnung der Republik Österreich für ein künstlerisch herausragendes Lebenswerk.
Laurids und Manfred Ortner sind nicht nur für beeindruckende Kultur-, Büro- und Wohnbauten bekannt, sondern darüber hinaus als Schöpfer jener Skulptur, die auf einem Gebäude der Kunstuniversität Linz zu finden ist: die Nike.
Als Mitglieder der Architekten- und Künstlergruppe „Haus-Rucker-Co“, welche unter anderem von Laurids Ortner gegründet wurde, schufen die beiden in Linz geborenen Brüder 1977 das einst umstrittene, aus Aluminium gefertigte Abbild der Siegesgöttin „Nike von Samothrake“, welches im Rahmen des „Forum Metall“ auf dem Brückenkopfgebäude West installiert wurde und dies zwei Jahre lang zierte. Im Zuge des Projektes sollte die Nike, wie viele weitere Metallskulpturen im öffentlichen Raum, die Verbindung von Kultur und Industrie darstellen.
Überdies war Laurids Ortner zu dieser Zeit, genauer in den Jahren 1976 bis 1987, Professor an der damaligen Kunsthochschule, der heutigen Kunstuniversität Linz.
Seit dem Jahr 2016 ist die Nike nach jahrzehntelanger Abwesenheit wieder auf einem Gebäude der Kunstuniversität Linz zu finden. Diesmal am Standort Domgasse, wo die 7,5 Meter hohe, an einem Stahlgerüst freischwebende Metallplastik auch heute noch neugierige Blicke auf sich zieht.
„Es gehört zu den besonderen Leistungen von Laurids und Manfred Ortner, dass sie es meisterhaft verstanden haben, architektonische Utopien synkretisch mit dem baulichen Erbe zu verbinden. Und dabei wurde weder die Vergangenheit zu einer bloßen Fassade der Moderne noch die Moderne zur Fortschreibung von Traditionen. Sie erfanden eine architektonische Sprache des radikalen Antiradikalismus. Ich gratuliere ihnen zu dieser hohen Auszeichnung sehr herzlich“, so Staatssekretärin Ulrike Lunacek.
„Architektur kommuniziert mit der jeweiligen Stadt“
Der aus 21 Mitgliedern bestehende Kunstsenat nominiert jährlich eine Künstlerpersönlichkeit aus den Bereichen Architektur, Bildende Kunst, Literatur oder Musik ohne festgelegtes Rotationsprinzip für den Staatspreis. In der Sparte Architektur war dieser Preis zuletzt 2015 Elke Delugan-Meissl und Roman Delugan zuerkannt worden. „Architektur ohne Anbiederung“
In seiner Begründung führt der Kunstsenat an: „Ortner & Ortner Baukunst steht für eine Architektur, die – ohne Anbiederung – mit der Stadt, mit der historischen Substanz kommuniziert und auf ideologische Einschreibungen und Umbruchsituationen reagiert. Ortner & Ortner vollziehen das mit zeichenhaften Bauten, großen kompakten Monolithen. Die Fassaden aus etwa Ziegel, Backstein oder Basalt und deren differenzierte Texturen sind ebenso immer neu gewählte Antworten auf den jeweiligen Ort.“
MuseumsQuartier in Wien
1990 gewannen Laurids und Manfred Ortner den Architekturwettbewerb für eines der weltweit größten Kunst- und Kulturzentren, das MuseumsQuartier in Wien, und erhielten in der Folge den Auftrag zum Bau des Quartiers mit den drei Kunstbauten: mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Leopold Museum und Kunsthalle Wien. Obwohl die ursprünglichen Pläne teilweise geändert bzw. gar nicht realisiert werden konnten (Leseturm), eröffnete 2001 das MuseumsQuartier und brachte den Architekten internationale Anerkennung.
Das Aufgabenfeld von Ortner & Ortner hat sich ständig erweitert. Das Büro hat Standorte in Wien, Köln und Berlin. Bedeutende Kulturbauten sind etwa die Sächsische Landes-, Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, das Schiffbau – Theater und Kulturzentrum Zürich, die Galerie unter Strom, Potsdam. 2014 wurde im Duisburger Hafen Deutschlands größtes Archivgebäude, das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, eröffnet. Unter den zahlreichen Büro- und Wohnbauten sind etwa ARD Hauptstadtstudio, City Tower Wien, Pariser Platz Berlin sowie Einkaufszentren u.a. Alexa Berlin, Lilien-Carré Wiesbaden, Forum Duisburg, Boulevard Berlin.
„Libelle“ am Dach des Leopold Museums
Über den Dächern Wiens entsteht ein neuer Raum für Kunst- und Kulturprojekte. Voraussichtlich wird die „Libelle“ am Dach des Leopold Museums im MuseumsQuartier Wien noch heuer eröffnet. Dieser Pavillon wurde von Ortner & Ortner in Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen Brigitte Kowanz und Eva Schlegel entwickelt.
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