Grün ist "neue Normalität": Corona-Ampelsystem geht in Probebetrieb
WIEN/OÖ/NÖ. Das Corona-Ampelsystem geht ab kommender Woche in den Probebetrieb. Gesundheitsminister Rudi Anschober stellte dazu vor Presse weitere Details vor. „Ich bin überzeugt, dass das ein großer Schritt in Richtung Transparenz, Risikobewusstsein und Prävention ist“, so Anschober. Es gehe nicht nur um das Reagieren, sondern das vorausschauende Wirken.
Am Freitag, 7. August fand die erste Sitzung der Corona-Kommission statt. Sie wird künftig die aktuelle Corona-Lage bewerten und unter Beachtung mehrerer Kriterien die Farbe der Ampel – grün, gelb, orange, rot - empfehlen. Ab kommender Woche läuft der zweiwöchige Probebetrieb, ab September und mit Schulbeginn soll der Regelbetrieb der Corona-Ampel starten.
“Wir haben heute eine wichtige Etappe in Sachen Arbeit zur Begrenzung von Corona realisiert“, so Gesundheitsminister Rudi Anschober. „Die schwerste Pandemie seit 100 Jahren weltweit ist noch nicht begrenzt, mittlerweile gibt es weltweit 19 Millionen bestätigte Fälle und 700.000 Todesfälle, ich fürchte, die Dunkelziffer ist höher“, so Anschober. „Selbst wenn man glaubt es ist stabile Situation vorhanden, kann sich das innerhalb kürzester Zeit drehen.“
In Europa herrsche leicht steigender Trend mit unterschiedlichen Ausprägungen. Spanien hat in den letzten Tagen stark steigende Zahlen zu verzeichnen, darum gilt ab Montag mit Ausnahme der spanischen Inseln eine Reisewarnung für Spanien.
Mit Schulbeginn beginnt Phase vier
Ab Schulbeginn gebe es wieder neue Herausforderungen, die Phase vier starte dann, so Anschober. Diese werde so lange dauern, bis es eine Impfmöglichkeit gebe. Der Herbst bedeute mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr Fälle und höheres Risiko, weil die Menschen sich wieder vermehrt drinnen aufhalten.
Vorbereiten will man sich auf diese Phase vier einerseits mit der Arbeit der regionalen Gesundheitsbehörden. Hier kommt es laut Anschober in Absprache mit den Landeshauptleuten zu einer Personalaufstockung - im Schnitt von 30 bis 40 Leuten ist die Rede - um das Kontaktpersonenmanagement professionell und schnell durchzuführen.
Zweitens müsse wieder flächendeckend Risikobewusstsein in der Bevölkerung hergestellt werden. „Im Frühjahr gab es große Solidarität, das hat sehr gut funktioniert. Natürlich sind einige Leute müde geworden, und im Sommer hat man den falschen Eindruck: Die Sache ist erledigt. Das ist aber Irrglaube, deswegen wollen wir an das Risikobewusstsein wieder bewusst appellieren“, so Anschober.
Drittens hat mit heute die Corona-Kommission gestartet.
19 Mitglieder geben Empfehlungen ab
Die Kommission umfasst 19 Mitglieder, davon fünf Vertreter des Bundes, fünf Fachexperten aus Public Health/Epidemiologie, Virologie, den medizinisch-klinischen Bereich sowie von AGES und Gesundheit Österreich, sowie je einer aus den neun Bundesländern. Leiter der Kommission sind Ulrich Herzog und Clemens Auer vom Gesundheitsministerium, Sprecherin der Kommission ist Daniela Schmid von der AGES.
Die Kommission wird ein zentrales Beratungsgremium für die Politik, gibt Empfehlungen ab, die Letztentscheidung liegt auf politischer Ebene. Auch Empfehlungen für Präventionsmaßnahmen werden abgegeben. „Die Kommission ist ein wichtiges Steuerungszentrum, ein Ort, an dem die Wellenbrecher entworfen und empfohlen werden. Die Kommission formuliert konkrete Leitlinien, wann etwa von Grün auf Gelb geschalten wird“, so Anschober. Welche konkreten Maßnahmen je nach Ampelfarbe gelten, erarbeitet die Kommission in der nun laufenden Probephase.
In dieser jetzigen Phase sei es vor allem wichtig, auch die Arbeitsweise festzulegen und sich ich mit den Ländern abzustimmen, so Herzog, Leiter der Kommission. „Ein wichtiger Aspekt ist der Ausblick nach vorne, um entsprechende Empfehlungen geben zu können.“
Transparenz
Mehrmals unterstrichen wurde das transparente Vorgehen. Die jeweiligen Empfehlungen und die aktuelle Situation soll auf einer eigenen Website öffentlich zugänglich gemacht werden. Freitag solle immer „Ampeltag“ mit Informationen zu Veränderungen sein. „Das wird transparent gemacht, damit man sich auch darauf einstellen kann, was eine Veränderung bedeutet“, so Anschober.
Grün ist „neue Normalität“
„Dem Entscheidungsprozess für die Maßnahmen sollen ganz harte Kennzahlen zugrunde liegen“, erläutert Sprecherin Daniela Schmid. Diese sind die aktuelle Verbreitung und Übertragbarkeit, Clusterindikatoren bzw. Quellensuche, die aktuellen Ressourcen im Gesundheitssystem und die Anzahl der Tests.
Ähnliche Systeme gebe es in anderen europäischen Ländern, aber auch Australien oder Kanada. Grün sei die „neue Normalität“ und je bedachter man hier sei, desto besser. Klares Ziel sei es, die Farbe Rot nicht zu erreichen und auch Orange möglichst wenig zu benötigen. „Klar ist: je besser wir das Geschehen regional zuordnen können, desto geringer sind die Nebenwirkungen für andere Gegenden“, so Schmid.
Normalbetrieb in Schulen Ziel
In puncto Schulen wiederholt Anschober, dass der Normalbetrieb ab Mitte September Ziel sei, auch ohne Mundnasen-Schutz, „selbstverständlich kann es aber bei Verschärfung der Situation Veränderungen im Alltag geben, genauso wie im Bereich Veranstaltungen, Sport, Gastro etc.“
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