
LINZ. Ein Pilotprojekt wird in der Justizanstalt Linz derzeit getestet: Deutschkurse mit Wertevermittlung, die den Häftlingen helfen sollen nach ihrer Entlassung in der österreichischen Gesellschaft erfolgreich zu leben. Justizministerin Alma Zadić und Integrationslandesrat Stefan Kaineder haben dem Kurs einen Besuch abgestattet.
„Mein Lieblingsessen sind Palatschinken“, steht auf der grünen Tafel in der Justizanstalt Linz. „Das ist auch mein Lieblingsessen“, freut sich Justizministerin Alma Zadić. „Was isst du gerne, Stefan?“, fragt sie. „Alles außer Brokkoli!“, lautet die Antwort von Integrationslandesrat Stefan Kaineder, der damit einen Lacher der Schüler erntet. Diese machen, während sie ihre Strafe in der Justizanstalt verbüßen, dort einen Deutschkurs. Das Besondere daran: Es wird nicht nur die Sprache unterrichtet, sondern auch Werte und anderes, für das Leben in Österreich nützliches Wissen vermittelt. „Das besondere ist, dass es auch ein Integrationskurs ist“, betonen Zadić und Kaineder.
Grundlegende Deutsch-Kompetenzen
Dementsprechend auch das nächstes Thema: Das österreichische Schulsystem und wie es sich von den Erfahrungen der Häftlinge unterscheidet. In der Schule war er nie, erzählt einer, in schon halbwegs flüssigem Deutsch. Ein Jahr lang habe er allerdings einen Lehrer gehabt, der ihm ein bisschen was beigebracht habe. Richtig Lesen und Schreiben habe er da aber noch nicht gelernt. Im Deutschkurs des Vereins Arcobaleno lernt er nun grundlegende Kompetenzen im Lesen, Schreiben, Hören und Sprechen der deutschen Sprache sowie die Vorbereitung auf eine Teilnahme an einem regulären Deutschkurs.
Regeln für ein gutes Zusammenleben lernen
„Mit diesem speziellen Kursangebot wollen wir jene erreichen, die bisher kaum die Chance hatten, die deutsche Sprache zu erlernen“, so Kaineder. „Außerdem werden Werte für ein regelkonformes Leben in Österreich vermittelt, wie Respekt im Umgang miteinander, Anerkennung von staatlichen Autoritäten oder Gleichstellung von Mann und Frau. In Rollenspielen und praktischen Übungen werden dabei typische Gesprächssituationen aus dem Alltag und in der Haft geübt.“ Eine Hilfe die für ein besseres Zusammenleben sorgen soll. „Das ist eine kleine Nische wo wir helfen.“ Auch auf die Teilnahme am regulären Arbeitsmarkt bereitet der Kurs vor.
Kurs wird gut angenommen
Bisher gibt es dieses Angebot nur in der Justizanstalt Linz. „In der Form gibt es das wo anders nicht“, sagt Zadić. „Ich kann aber berichten, dass es sehr gut angenommen wird“, so die Justizministerin, die Potential in dem Modell sieht: „Je besser wir die Zeit nach der Haft vorbereiten, desto besser werden Insassen sichere Wege aus der Kriminalität finden. Es gibt weniger Rückfälle, unsere Gesellschaft wird sicherer – und – wir entlasten die Justizanstalten.“