LINZ/OÖ. Bis zum 10. Dezember wird die Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ durchgeführt. Dabei werden mehrere Gebäude wie das Uni-Center der Johannes Kepler Universität Linz und das Stift Schlägl orange beleuchtet. Dahinter steht die UN-Kampagne „Orange the World“, die hierzulande von Soroptimist International durchgeführt wird.
Insgesamt machen sich Frauen derzeit mehr Sorgen als Männer, berichtet Paul Eiselsberg vom IMAS-Institut. Kurz vor dem zweiten Lockdown führte das IMAS (=Internationale Marktforschung)-Institut eine Befragung unter dem Titel „Die Sorgenfalten der Pandemie“ mit 1.014 Personen ab 16 Jahren durch. Das zentrale Ergebnis: Frauen seien laut Meinung der Befragten stärker durch die Krise belastet. 45 Prozent gaben an, dass Frauen in Österreich durch die Krise stärker belastet werden. Bei den Frauen sind es hingegen 58 Prozent. Darüber hinaus geht die Mehrheit davon aus, dass die Anfragen bei Frauenberatungsstellen seit der Corona-Pandemie zugenommen haben. Auch häusliche Gewalt ist ein Thema, wobei sich das laut Eiselsberg schwer erforschen lasse.
„Gewalt beginnt lange vor der physischen Gewalt“
Bis zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember wird derzeit die Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ durchgeführt. Dabei werden unter anderem öffentliche Gebäude orange beleuchtet. In Oberösterreich zählt das Uni-Center der Johannes Kepler Universität (JKU) dazu. „Gewalt an und Gewalt gegen Frauen ist vielfältig. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass jeder Schritt, den Männer und Frauen gemeinsam gegen Gewalt und Unterdrückung von Frauen erreichen, immer wieder neu erkämpft und abgesichert werden muss. Aber dieser Kampf ist ein Kampf der gesamten Gesellschaft. Wir dürfen nicht wegschauen, wir müssen zuhören und wir müssen uns hinterfragen: Wo lassen wir Dinge zu, die wir nicht zulassen sollten? Auch als Johannes Kepler Universität Linz ist es unsere Aufgabe, Wissen in die Gesellschaft zu bringen. Und dieses Wissen sagt uns zuerst einmal: Frauen können alles. Es gibt keine biologischen oder natürlichen Einschränkungen, die Frauen schlechter machen als Männer. Auch wenn die Wissenschaft über Jahrhunderte dazu verwendet wurde, hier Scheingründe zu finden, um männliche Machtstrukturen zu verfestigen. Gewalt beginnt lange vor der physischen Gewalt. Leider endet sie aber immer noch viel zu oft dort. Wir entscheiden, ob wir eine Gesellschaft wollen, in der es für unsere Töchter zur Normalität gehört, dass sie Gewalt ausgesetzt sind und für unsere Söhne, dass sie Gewalt ausüben“, sagt Alberta Bonanni, Vizerektorin der JKU.
Kampagne „Orange the World“
Die JKU befasst sich in diversen Studienzweigen mit „Gewaltschutz von Frauen und Mädchen als Menschenrecht“. Die UN-Kampagne „Orange the World“, die hinter den orange beleuchteten Gebäuden steht, wird von Soroptimist International OÖ unterstützt. Österreichweit gibt es 60 Clubs. „Seit drei Jahren organisieren wir jährlich in der Zeit zwischen 25. November und 10. Dezember Veranstaltungen zum Bewusstmachen von Gewaltsituationen von Frauen und Mädchen. Es werden prominente Gebäude beleuchtet und wir unterstützen Frauen direkt in vielfältiger Form. Wir sind derzeit in OÖ 13 Clubs über das ganze Bundesland verteilt, ab Juni werden wir 14 Clubs sein, da ein neuer am Attersee im Entstehen ist. Heuer werden in ganz OÖ 39 Gebäude orange beleuchtet vom Stift Schlägl bis zum Salzburg Klinikum in Bad Ischl, vom Rathaus in Ried bis zum Dom in Spital/Pyhrn. In Linz sind es das AEC, die Dreifaltigkeitssäule, das Unicenter, das Landesmuseum Francisco Carolinum und das Generali-Gebäude“, sagt Gabriele Kössler von Soroptimist International Austria.
Die Organisation bietet unter anderem Podiumsdiskussionen und Vorträge, Workshops zu Gewaltprävention in Pflichtschulen, Ausstellungen und ein Startpaket für Frauen, die vom Frauenhaus in eine eigene Wohnung ziehen, an. Dieses enthält Dinge, die für den Einstieg in einen neuen Haushalt benötigt werden.