Experten plädieren für Lockdown-Verlängerung und FFP2-Maskenpflicht
WIEN/OÖ/NÖ. Wie geht es nach dem 25. Jänner in Österreich weiter? Gestern gab es Gespräche mit den Landeshauptleuten, heute standen und stehen Treffen mit Experten und den Sozialpartnern am Programm, um einer Entscheidung näherzukommen, ob der „harte“ Lockdown verlängert wird, oder es erste Öffnungsschritte geben kann. Die Experten traten nach der Gesprächsrunde vor Presse, eine Entscheidung steht noch aus und bis spätestens Sonntag gegeben werden.
„Wir sind jetzt in einer Zeit nach wochenlangem starkem Lockdown – das hat zu weniger belegten Intensivbetten geführt, aber die Inzidenz, das Neuauftreten von Fällen, geht nicht mehr zurück und hat sich eingependelt zwischen 130 und 150. Und das ist für ein Ende des Lockdowns aus unserer Sicht viel zu hoch“, so Oswald Wagner, Vizerektor der Medizinischen Universität Wien. Er spricht von einem Grenzwert von unter 50 bei der 7-Tages-Inzidenz, der erreicht werden müsse. Wichtig jedenfalls seien auch Maßnahmen im Gleichklang mit europäischen Ländern und den Nachbarländern.
Leute sind müde
Tatsache sei: Seit 11. Dezember schwanken die Zahlen, es ist aber kein Abwärtstrend mehr erkennbar, so auch Statistiker Erich Neuwirth (Uni Wien). Manche würden sich nicht mehr an die Maßnahmen halten. Wagner: „Die Bevölkerung trägt die derzeitigen Maßnahmen nicht mehr ausreichend mit – wir sehen die Müdigkeit, daher sind klare Ansagen wichtig. Ich glaube, dass durch die Verwirrung um das Auf- und Zusperren die Müdigkeit gefördert wurde“, so Wagner.
Vorschläge: Lockdown ohne Ausnahmen, FFP2-Maskenpflicht, Pflicht zum Homeoffice
Große Sorge bereitet den Experten die britische Corona-Variante, die um bis zu 50 Prozent ansteckender gilt. Für Wagner klar: Es brauche weiterhin einen generellen Lockdown ohne Ausnahmen, bis das Ziel der 7-Tages-Inzidenz unter 50 erreicht wäre. Dann könne schrittweise aufgesperrt werden. Zudem brauche es eine Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken in geschlossenen Räumen, der Ein-Meter-Abstand müsse auf zwei Meter ausgeweitet werden, betont Wagner. Wo möglich wird eine Pflicht zum Homeoffice geraten. Kinder könnten dann auch wieder verstärkt zu Hause betreut werden. Die FFP2-Masken sollten der Bevölkerung zumindest zum Selbstkostenpreis zur Verfügung gestellt werden.
„Ziel ist es, dass wir nach Ende des Lockdowns bis zum Greifen der Impfungen ohne weiteren Lockdown auskommen, dafür sind dann einige Maßnahmen notwendig“, so Wagner.
Britische Variante: Lage ernst
Andreas Bergthaler (Research Center for Molecular Medicine) und Herwig Ostermann (Gesundheit Österreich GmbH) betonen die Dynamik der Situation aufgrund der britischen Covid-Variante, „es gibt keinen Experten und keinen Politiker auf Welt, der weiß wie die nächsten Wochen ablaufen. Wir müssen bestehendes Wissen bündeln und daraus Schlüsse ziehen“, so Bergthaler. Alle Szenarien mit der neuen Covid-Variante seien jedenfalls ungünstiger als bisher, so Ostermann.
Ebenfalls für heute geplant ist eine weitere Gesprächsrunde mit den Landeshauptleuten, spätestens am morgigen Sonntag soll bekannt gegeben werden, wie es nun tatsächlich weiter geht.
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