Biontech liefert zehn Millionen Impfdosen früher als geplant
OÖ/Ö. „Erfreuliche Nachrichten von Europäischer Ebene“ durfte heute Gesundheitsminister Rudi Anschober verkünden. Der Hersteller Biontech/Pfizer liefert zehn Millionen Impfdosen früher als geplant, und zwar bereits im zweiten Jahresquartal. Anschober rechnet damit, dass davon zumindest 200.000 Impfdosen nach Österreich gehen.
„Für uns ist das erste Halbjahr das entscheidende und damit auch die Lieferungen, die im ersten Halbjahr eintreffen. Wenn dann zusätzliche zehn Millionen Impfdosen von Biontech vorgezogen werden können, dann ist das ein großer Vorteil für uns“, freut sich Anschober.
In Summe verfügt Österreich im ersten Jahresquartal über rund zwei Millionen Impfdosen, im zweiten Quartal soll sich diese Anzahl deutlich steigern. „Wir rechnen mit einer Summe aller Impfstoffe im ersten und zweiten Quartal von rund 8,6 Impfdosen, das heißt wir sind dann sehr sehr weit was die Durchimpfungsrate betrifft. Mit Ende des ersten Halbjahres gehen wir davon aus, dass wir 63 Prozent aller Personen über 18 Jahren eine erste Impfung zuführen können“, so Anschober.
Anschober fordert Entscheidung der EMA
Was den AstraZeneca-Impfstoff betrifft, verwies Anschober erneut darauf, dass es eine klare Entscheidung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) für den Umgang brauche. „Von der EMA stammt die Prüfung der Marktzulassung der Corona-Schutzimpfung durch AstraZeneca. Hier bündelt sich das Detailwissen über die Impfstoffe. Bei der EMA laufen alle Informationen über Nebenwirkungen zusammen. Also braucht es jetzt eine klare Entscheidung und Empfehlung der EMA für die Mitgliedsstaaten. Wir haben uns bei den Impfungen auf ein gemeinsames europäisches Vorgehen geeinigt. Nationale Einzelgänge sind in diesem Zusammenhang weder effektiv noch vertrauensbildend. Wenn derart weitreichende Entscheidungen getroffen werden, müssen diese durch fundierte Daten und Fakten eindeutig belegt sein und am Besten durch die dafür zuständige EMA empfohlen werden“, so Anschober.
Deutschland, Frankreich und Italien haben die Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff vorübergehend ausgesetzt, „aufgrund einer aktuellen Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts setzt die Bundesregierung die Corona-Impfungen mit AstraZeneca vorsorglich aus“, wird aus Deutschland mitgeteilt. Europaweit wurden mit dem AstraZeneca-Impfstoff 6,9 Millionen Impfungen durchgeführt, davon 220.000 in Österreich. „Diese Zahlen sind auch immer in Relation zu sehen, was die Nebenwirkungen anbelangt, die publiziert werden“, so Anschober.
Für Österreich verweist Anschober auf sein 100-prozentiges Vertrauen in das nationale Impfgremium. „Ich verstehe mich nicht als Impfwissenschaftler. Ich bin Politiker. Mein Job ist es, Entscheidungen zu treffen, die ich zu 100 Prozent auf dem Wissen der Fachexperten aufbaue. Wir haben ein hervorragendes nationales Impfgremium, dem ich zu 100 Prozent vertraue. Und wenn es von diesem eine Empfehlung gibt, dann werden wir diese Empfehlung einhalten. Ich maße mir nicht an, mehr zu wissen und Sachverhalte besser zu verwerten, als die Fachexperten, die wir in Österreich haben“, betont Anschober.
Verträge für Impfstoffe der zweiten Generation
Dass sich Österreich 1,5 Millionen Impfdosen von Johnson&Johnson bei der Bestellung im vergangenen Herbst entgehen ließ - statt 3,9 Millionen Dosen wurden nur 2,5 Millionen bestellt - argumentiert Anschober unter anderem so: „Unsere Erwartungshaltung zum damaligen Zeitpunkt war, dass diese Lieferungen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eher erst im zweiten Halbjahr eintreffen und wenn, dann nur zu einem kleinen Teil im zweiten Jahresquartal. Davon gehen wir im Wesentlichen übrigens auch heute noch aus. Für uns ist aber entscheidend, was im ersten Halbjahr nach Österreich geliefert wird, weil das ausschlaggebend ist, ob wir das Impftempo, das wir uns vornehmen, halten können.“
Lieferungen im zweiten Halbjahr sind für Anschober nur von Bedeutung, wenn es sich um Impfstoffe der zweiten Generation, also der modernsten Umsetzung, handelt. So gäbe es mittlerweile Verträge mit einzelnen Impfstoffproduzenten für das zweite Halbjahr, wo eine zweite Generation, falls diese bereits vorhanden ist, „Stichwort Mutationsschutz“, Liefergegenstand ist.
Auf europäischer Ebene ist für Anschober in den kommenden Wochen noch entscheidend, auf welchen Liefermodus man sich einigt. „Wir setzen uns sehr dafür ein, dass es sogenannte Pro-Rata-Population-Lieferungen gibt“, so Anschober. Das bedeute, dass zuerst gleichberechtigte Tranchen je Bevölkerungszahl ausgeliefert werden und dass bei jenem Land, das weniger bestellt, die Lieferung dann früher endet.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden