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Gabriele-Heidecker-Preis: Zwischen Selbstermächtigung und "Fußfällen"

Anna Stadler, 28.06.2021 01:08

LINZ. Auch heuer wurde der Gabriele-Heidecker-Frauenkunstpreis wieder an zwei Künstlerinnen vergeben. Die spannenden Projekte von Miriam Bajtalas und Beate Ronacher sind derzeit im afo zu sehen.

  1 / 7   (v.l.) Jurymitglied Margit Greinöcker, Preisstifterin Stadträtin Eva Schobesberger und die Gewinnerinnen Beate Ronacher und Miriam Bajtala (Foto: Tips/Stadler)

„Normal muss man immer was zahlen, wenn man einen eingeschriebenen Brief bekommt“, lachen die beiden ausgezeichneten Künstlerinnen Miriam Bajtala und Beate Ronacher im Gespräch mit Tips. Umso größer war die Freude über die Nachricht, dass sie mit dem diesjährigen Gabriele-Heidecker-Preis ausgezeichnet werden. Fast 40 Projekte wurden eingereicht. „Sie waren qualitativ sehr anspruchsvoll“, schildert Margit Greinöcker, Mitglied der Jury. Dennoch fiel die Entscheidung einstimmig auf die Projekte Bajtalas und Ronachers.

Über Reflexion und Selbstermächtigung

Miriam Bajtalas Projekt „dichtegeschichte in 18 Räumen“ beschäftigt sich mit ihrer eigenen Biographie. Grundlage dafür sind die 18 Grundrisse jener Wohnungen, in denen sie bisher gelebt hat. Mit dieser Basis zeichnet die Künstlerin – mit Farben und Worten ein vielschichtiges Bild von Reflexion und Selbstermächtigung. „Ich habe einen grafischen Lebenslauf gemacht“, schildert die Künstlerin. Diese Grundrisse hat sie dann geschichtet. Entstanden ist eine Darstellung in der Größe von 9x12 Metern. „Es ist ganz abstrakt und ganz konkret gleichzeitig.“ Zudem hat sie die Erinnerungen, die sie mit diesen Räumen verbindet, zu Papier gebracht. „Ich habe mir nicht den Zwang gesetzt, vollständig zu sein“, schildert Bajtala. „Es geht ganz stark um Selbstreflexion.“ Auszüge aus den Texten hat Bajtala auf Plakate gedruckt. Diese stehen im öffentlichen Raum und sprechen so die Passanten an.

Ronacher: „Ich liege dann da als Frau“

Ebenfalls stark mit dem öffentlichen Raum verknüpft ist Beate Ronachers Serie„Untitled (Fußfälle)“. In unangekündigten Performances lässt sich die Künstlerin auf Stufen, vor Eingängen, Kunstmessen und Veranstaltungen fallen und bleibt liegen. Bedeckt ist sie dabei von auf Spanplatten mit Malerei. „Ich liege dann da als Frau.“ Angelehnt ist die Performance an eine Art des Passionsweges. „Die Leute reagieren auch“, schildert Ronacher. So findet auch die Dokumentation der Performances - von denen im Vorfeld niemand weiß, wann und wo sie stattfinden werden - ausschließlich durch Passanten statt. Die Reaktionen auf die Serie, die sich mit den Themen Erfolg und scheitern ebenso wie „wer wem zu Füßen fällt“ beschäftigt, fallen verschieden aus: Reagieren manche Passanten konsterniert, nehmen andere die Performances mit Humor. „Ich habe auch den Anspruch, dass meine Arbeit Humor hat“, betont die Künstlerin.

Hochkarätige Jury

„Ich bin wie immer sehr zufrieden mit der Wahl der Jury“, freut sich Stadträtin Eva Schobesberger, Stifterin des Preises. „Wir haben das Glück gehabt, dass wir eine sehr hochkarätige Jury gehabt haben.“ In der Jury: Eva Blimlinger, Kunst- und Kultursprecherin der Grünen im Nationalrat und bis 2019 Rektorin der Akademie der bildenden Künste Wien, Eva Schlegel, Wiener Künstlerin und bis 2018 Universitätsratsvorsitzende der Kunstuniversität Linz, Marty Huber, Aktivistin und Performancetheoretikerin und Margit Greinöcker, Architektin und Leiterin des Egon-Hofmann-Hauses.

Durch die Jury-Entscheidung zwei Gewinnerinnen auszuzeichnen, wird auch das Preisgeld von insgesamt 10.000 Euro zwischen den Preisträgerinnen aufgeteilt. „Die Corona-Krise hat die nach wie vor bestehende deutliche finanzielle Schieflage zwischen den Geschlechtern aufgezeigt. Umso wichtiger ist es, dass es Preise und Auszeichnungen gibt, die sich speziell an Frauen richten.“

Die Projekte sind noch bis inklusive 9. Juli jeweils von Dienstag bis Freitag von 15 bis 19 Uhr im afo zu sehen.


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