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Silke Grabinger macht Bruckners Musik lesbar, ohne ihn zu hören

Nora Heindl, 27.10.2021 16:05

LINZ. 2024 feiert Oberösterreich den 200. Geburtstag von Anton Bruckner. Anlässlich dessen wagt sich Silke Grabinger an die Herausforderung, sein komponistisches Werk im Körper lesbar zu machen – ohne ihn zu hören.

Silke Grabinger (Foto: Christoph Liebentritt)
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„Der große Anspruch an mich selbst ist, dass jemand, der Bruckners Musik wirklich kennt und sie lesen kann, sie in den Tänzern wiedererkennt, ohne die Musik zu hören“, erzählt Silke Grabinger.

Ihre Idee nimmt sie, unterstützt vom Komponisten und Musiker Fabian Rucker, in dem Projekt „Te d... Ich würde“ in Angriff, das auch für das Sonderförderprogramm an_TON_Linz ausgewählt wurde. „Zunächst muss ich mir ganz genau anschauen, wie ich diese wirklich hochintellektuelle, mathematische Art und Weise Bruckners zu komponieren in den Körper bekomme“, erklärt die Linzerin. Dabei möchte Grabinger tiefer gehen, als nur die Musik auf die Tänzer zu legen, sie möchte auch die Person Bruckner in einer performativen Inszenierung umsetzen: „Ich finde nicht nur seine Musik, wie sie komponiert ist, sondern auch Bruckner selbst als Mensch wahnsinnig spannend. Ich kann mir das so richtig vorstellen, wie er so dasitzt und angestrengt die Musik in seinem Kopf umsetzt.“

Research-Phase ab Februar

Eine erste Research-Phase ist im Februar geplant. „Wir werden uns einen Monat oder länger im Kliscope einsperren und einfach nur ausprobieren. Es wäre überheblich zu glauben, dass man das in kürzester Zeit umsetzen kann“, lacht die Linzerin. Die erste Phase wird mit zwei bis drei Tänzern umgesetzt. „Danach hoffe ich schon, dass das Vorhaben immer größer wird. Im besten Fall wird jedes Instrument einmal von einer Person umgesetzt“, so Grabinger, die eine fertige Produktion dann im Brucknerjahr 2024 anstrebt.

Bis dorthin soll es Work-in-Progress-Showings geben, vor Experten, aber auch ungeschultem Publikum, „um ein Feedback zu bekommen, ob uns gelingt, was wir uns vorgenommen haben. Außerdem hat die Einbeziehung der Bevölkerung den Vorteil, dass auch sie sich mit Bruckner auseinandersetzt.“

„Freiheit, Bruckner komplett neu zu interpretieren“

So sehr sie sich auf das Projekt freut, so groß ist auch der Respekt davor: „Ich glaube, dass jeder Tänzer, jeder Performer immer einen gewissen Vorbehalt hat, sich so einem mächtigen Werk anzunähern, vor allem, wenn es nicht seine Sparte ist. Das gibt mir aber auch die Freiheit, Bruckner komplett neu zu interpretieren, vor allem mit den Mitteln der Performance.“

So oder so lässt sie Bruckner nicht mehr los: „Zum einen kommt man sowieso nicht an Bruckner vorbei, wenn man in Oberösterreich aufwächst. Zum anderen wohne ich mittlerweile in Wien, wo ich fast täglich an seiner Gedenktafel beim Schloss Belvedere vorbei gehe. Er rückt mir auf die Pelle, der Herr Anton.“


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