LINZ/OÖ. Geht es nach Bildungsminister Martin Polaschek, soll heuer die mündliche Matura wieder verpflichtend stattfinden. Dagegen wehren sich Schüler und machen mit Streik auf ihre Forderungen aufmerksam – darunter in Linz und Gmunden.
„Wir sind hier, wir sind laut weil man uns die Zukunft klaut“ - rund 100 Schüler haben sich am Dienstag, 18. Jänner vor dem BRG Hamerling versammelt. Sie streiken gegen die Maturapläne von Bildungsminister Martin Polaschek. Diese zufolge soll 2022 die mündliche Matura wieder verpflichtend stattfinden. „Das finden wir mehr als ungerechtfertigt und unfair“, erklärt Schülervertreterin Viviane Negeli. „Wir sind der Jahrgang, der am längsten von Corona betroffen war.“ Bereits zwei Jahre mussten die Maturanten von 2022 mit Lockdowns, Schichtbetrieb, Distance Learning und Co. zurechtkommen. Eine ohnehin schwierige Lage, die teils noch durch weitere Umstände verschärft wurde: „Nicht jeder war in der privilegierten Lage und hatte einen Laptop.“
Neben dem BRG Hamerling organisierten auch die HAK Auhof und das BRG Solar City größere Warnstreiks. Auch die Maturaklassen des BG/BRG Gmunden schlossen sich dem Streik an, mehr dazu hier. Daneben unterstützt wurden diese durch zahlreiche kleinere Aktionen an anderen Schulen.
Forderung nach freiwilliger mündlicher Matura
Die SPÖ-nahe Aktion kritischer Schüler (AKS) fordert daher, dass Maturanten im Jahr 2022 die Wahl haben, ob sich ihr Maturazeugnis aus den Noten der letzten beiden Schuljahre zusammensetzt oder ob sie eine reguläre schriftliche Matura und eine freiwillige mündliche Matura machen. „Rund 90 Prozent wünschen sich eine angepasste Matura“, betont Mara Mittermayr, stellvertretende AHS-Landeschulsprecherin (AKS). Die Streiks sollen auf die Forderungen aufmerksam machen. „Sonst werden wir nicht ernst genommen, nicht gehört.“
Sollte das Bildungsministerium weiterhin kein Interesse an den Forderungen und Anliegen der Schüler zeigen, werden die Streiks auf jeden Fall weitergeführt, betont die AKS. Für Mittwoch, den 26. Jänner, ist ein weiterer bundesweiter Streik geplant.
„Besser an den Verhandlungstisch“
Die von der ÖVP-nahen Schülerunion dominierte Bundesschülervertretung (BSV) teilt das Anliegen, lehnt Streiks aber ab. „Wir verstehen die Aufregung über die derzeitige Situation, finden aber, dass Schulstreiks der falsche Ansatz sind“, heißt es. Besser sei es, sich mit der Politik an den Verhandlungstisch zu setzen. „Als Sprachrohr ist es meine Aufgabe, die Anliegen und Interessen gegenüber der Politik zu vertreten“, so die Bundesschulsprecherin Susanna Öllinger. Die Pergerin weiter: „Seit der Verkündung der Maturaregelungen vergangenen Mittwoch hatten wir als BSV einen Termin im Bildungsministerium, und ich als Bundesschulsprecherin zwei weitere“, versichert sie, dass sie die Anliegen in die Verhandlungen mitnimmt.
Oberösterreichs LH-Stellvertreterin Bildungs-Landesrätin Christine Haberlander sieht dies ähnlich: „Die Auswirkungen der Pandemie sind auch im Schulbereich stark spürbar. Daher wurden dieses Jahr von Seiten des Bildungsministers eine Vielzahl von Erleichterungen bei der Matura geschaffen. Der Weg des gemeinsamen Gesprächs mit der Schülervertretung, den Bildungsminister Polaschek auch geht, ist der richtige Zugang und auch zu begrüßen.“
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