Pädagogin im Ordensklinikum: „Habe jeden Tag meine neue Klasse“
LINZ. Elisabeth Punderlitschek ist Pädagogin mit Herz und Seele. Doch auf die 56-Jährige warten weder eine volle Klasse noch ein fixer Lehrplan – im Gegenteil. Denn die Linzerin unterrichtet auf der Kinderabteilung im Ordensklinikum Barmherzige Schwestern.
„Hochflexibel und auf jeden Fall abwechslungsreich“, beschreibt die Pädagogin ihre Arbeit im Auftrag der Heilstättenschule Linz. Seit 16 Jahren unterrichtet Punderlitschek bei den Schwestern an drei Vormittagen durchschnittlich drei bis sechs Kinder aller Pflichtschulstufen. Selten sind es dieselben. „Ich habe sozusagen jeden Tag meine neue Schulklasse“, schmunzelt die 56-Jährige.
Erster Kontakt zählt
Wobei es Schulklasse nicht trifft, denn der Unterricht findet einzeln in einem eigenen Lernzimmer statt. Dafür holt die Linzerin jedes Kind in seinem Krankenzimmer ab. „Ich muss relativ schnell einen guten Kontakt aufbauen, weil sonst kommt das Kind womöglich nicht mit mir mit“, so Punderlitschek, die lacht, weil es halt nicht immer gut ankomme, zu sagen „Guten Morgen, ich bin die Lehrerin“. „Ich hatte gerade einen Siebenjährigen, der sofort Tränen in den Augen bekam, als er Schule hörte.“ Sein Papa musste mit.
Flexibilität ist gefragt
Dann halt Unterricht zu dritt. Flexibilität gehört sowieso zu den Voraussetzungen für diesen Job. Denn nicht nur, dass die Pädagogin fliegende Wechsel zwischen den Schulstufen vollführt, sie trifft die Kinder auch nicht immer auf ihren Zimmern an. „Sie haben Termine auf den Ambulanzen, Blutabnahme, MR, CT. Ich muss mir dann zeitlich meine Nischen suchen und gut im Blick haben, bei wem ich schon war.“ Manche wollen aber auch einfach gar nicht mitkommen und zwangsbeschult wird niemand.
Viel Kreatives am Lehrplan
Schade, denn Unterricht ist hier nicht gleich Unterricht. „Schule ist mehr als Englischvokabeln und Mathematikgleichungen und die Heilstättenschule erst recht. Wir machen auch sehr viel Kreatives, das ginge in einer Schule in dieser Dimension gar nicht.“
Punderlitschek schaut individuell was möglich ist und Sinn macht. Wird es nichts mit dem Rechnen, dann wird jetzt im Advent zum Beispiel das Einladungsplakat für die Weihnachtsfeier gestaltet oder Geschenke für die anderen Kinder auf der Station gebastelt.
Einfacher gestaltet es sich, wenn Kinder von vorneherein einige Tage im Krankenhaus bleiben. „Die haben zum Teil ihre Schulsachen schon mit “, so Punderlitschek.
„Man darf den Lehrbetrieb nicht aus Sicht eines leistungsorientierten Pädagogen sehen. Unsere Kinder befinden sich in einer Ausnahmesituation. Es geht deshalb auch darum, Geborgenheit und Vertrauen zu vermitteln“, betont Abteilungsleiter Primar Martin Henkel.
Erinnerung, die bleibt
Auch wenn es sich bei den meisten ihrer Schüler mehr um kurze Begegnungen handelt, ist ihr ein Mädchen besonders in Erinnerung geblieben: „Sie hatte eine sehr seltene Krankheit und war von der 1. Klasse Gym bis zur Volljährigkeit regelmäßig bei uns. Einmal haben wir die Eingangstür mit einer großen Giraffe bemalt. Ich werde nie vergessen, als Primar Henkel zu mir kam und meinte, er müsste mir was sagen. Die Fensterputzer hatten sie irrtümlich entfernt. Wir haben die Giraffe dann einfach noch einmal gemalt.“ Und sie begrüßt bis heute die Kinder.
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