
LINZ. Mit Spannung wurde der Linzer Gestaltungsbeirat am vergangenen Montag erwartet. Trotz großer Kritik von Architektenkammer und Denkmalschutz-Verbänden wurde dort der Abbruch von sieben Häusern in der Linzer Sintstraße nicht in Frage gestellt: Lediglich wegen Überarbeitungen bei den geplanten Neubauten muss das Projekt dem Beirat nochmals vorgelegt werden.
Wie Tips bereits berichtete, lag der Fokus von GWG, Strabag Real Estate und Bundesdenkmalamt auf der Revitalisierung und dem Erhalt des Gebäudeensembles um den sogenannten Anger-Bereich, der elf der 18 Gebäude der historischen Arbeitersiedlung umfasst. Für die weiteren sieben Häuser abseits dieses Angers im Norden beziehungsweise Süden gibt es Neubaupläne, dies, obwohl die gesamte Anlage weiter unter Denkmalschutz steht.
„Ensemble wird zerstört“
In einem offenen Brief kritisierte die Kammer der Ziviltechniker/Architekten und Ingenieure noch am Freitag diese Pläne scharf. Die Teilzerstörung des baukulturell und historisch wertvollen Kulturgutes müsse verhindert werden. „Auch wenn ein Teil der Häuser in der Sintstraße rund um den zentralen Anger der Anlage saniert werden soll, ist der Abbruch von sieben der 18 Gebäude als Zerstörung des hundertjährigen Ensembles von Kurt Kühne zu werten“, heißt es. Auch der Verein „Initiative Denkmalschutz“ appellierte an den Gestaltungsbeirat, ein Bekenntnis zur Erhaltung der Arbeitersiedlung abzugeben: „Es ist die letzte Chance, um die Zerstörung der einzigartigen Zwischenkriegszeit-Moderne zu verhindern“, so Markus Landerer und Alexander Schmiderer vom Verein.
„Machtwort“ blieb aus
Diese Hoffnung erfüllte sich am Montag jedoch nicht, der Abbruch der sieben Häuser wurde von den Mitgliedern des Gestaltungsbeirates beim Lokalaugenschein nicht in Frage gestellt. „Das Projekt muss in die Wiedervorlage, das hat aber mit der Anpassung der Neubauten auf das gesamte Ensemble zu tun, hier sind Fragen aufgetaucht“, berichtet der Linzer Planungsstadtrat Dietmar Prammer (SPÖ). Nachsatz: „Es werden aber hochwertige Neubauten errichtet, der Abriss der sieben Randbauten wurde vom Beirat als nachvollziehbar eingestuft. Mit den Empfehlungen durch den Gestaltungsbeirat kann dieses spannende Projekt noch einmal überarbeitet werden. Dadurch kann ein den historischen Standort würdigendes und attraktives Ensemble aus Alt und Neu entstehen”, so Prammer.
Für den Linzer Stadtplaner und LinzPlus-Gemeinderat Lorenz Potocnik waren die Ergebnisse des Gestaltungsbeirates hingegen eine große Enttäuschung: „Ich hatte gehofft, dass der Beirat ein Machtwort spricht und die fatale Entwicklung der letzten Jahre beendet. Das hat er aber heute nicht getan. Die Verantwortung für den Abbruch der sieben Häuser muss das Bundesdenkmalamt tragen, das die Häuser schon vor 1,5 Jahren ohne seriöse Grundlage zum Abschuss freigegeben hat.“