OÖ-Premiere: Ärzte am Ordensklinikum trainieren Kollegen in gelungener Gesprächsführung mit Patienten

Nora  Heindl Tips Redaktion Nora Heindl, 07.02.2023 14:33 Uhr

LINZ. Gelungene, wertschätzende Kommunikation ist für Menschen in Gesundheitsberufen eine tägliche Herausforderung. Von guten Gesprächen profitieren nicht nur die Patienten, sondern auch sie selbst. Die Mediziner David Fuchs, Holger Rumpold und Ansgar Weltermann helfen als zertifizierte Kommunikationstrainer Kollegen in ganz Österreich dabei, die Gesprächsqualität zu verbessern.

Zehn Sekunden: So lange – besser gesagt: so kurz – dauert es durchschnittlich, bis Ärzte ihre Patienten im Gespräch erstmals unterbrechen. Auch andere Kennzahlen zeigen, dass die Kommunikation im Gesundheitsbereich nicht immer optimal verläuft: Laut einer repräsentativen Befragung haben 22 Prozent der Menschen in Österreich Schwierigkeiten, zu verstehen, was ihr Arzt sagt. Gar jeder Dritte hat Probleme, anhand der erhaltenen ärztlichen Informationen Entscheidungen zu ihrer beziehungsweise seiner Krankheit zu treffen.

„Die Arzt-Patienten-Kommunikation hierzulande ist im europäischen Vergleich durchaus ausbaufähig“, findet Holger Rumpold, Leiter des Viszeralonkologischen Zentrums am Ordensklinikum Linz.

Dabei will es der Facharzt für Innere Medizin nicht belassen: Gemeinsam mit David Fuchs, dem Leiter der Palliativstation St. Louise am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern, hat er eine Ausbildung in patientenzentrierter Gesprächsführung absolviert. Als dritter Mediziner im Ordensklinikum absolviert Ansgar Weltermann, Leiter des Turmorzentrums, derzeit diese Ausbildung. Im Anschluss stehen alle drei Ärzte als zertifizierte Kommunikationstrainer für Trainings am Ordensklinikum, aber auch für Kollegen anderer Häuser in Oberösterreich und Österreich zur Verfügung.

Fertigkeiten trainieren, Haltungen reflektieren

Das Rüstzeug dafür haben sie sich in einem umfassenden Lehrgang angeeignet, der auf dem „Calgary-Cambridge Guide“ beruht. „Ziel ist sowohl das Trainieren von Fertigkeiten, wie man Gespräche besser führen kann, als auch das Reflektieren eigener Einstellungen und Haltungen“, so Weltermann. Im Rollenspiel mit professionellen „Schauspiel-Patienten“ – manche davon mit Burgtheater-Hintergrund – werden Gesprächssituationen aus dem klinischen Alltag durchgespielt und unmittelbar danach evaluiert.

Hier zeigt sich, was neben Sprach- und Verständlichkeitsdefiziten oft Anlass für eines der zentralen Missverständnisse in der Kommunikation ist: die unterschiedliche Perspektive. „Ärzte wollen die Erkrankung und die Therapie erklären. Patienten wollen wissen: Wie steht es um mich, wie ist meine Prognose?“, verdeutlicht Rumpold.

„Es geht thematisch sowohl um die Frage, wie überbringt man als Arzt, als Ärztin schlechte Nachrichten als auch um den richtigen Umgang mit den Emotionen der Patient*innen“, sagt Weltermann. „Wir können lernen, die Wahrnehmung der Patienten besser aufzunehmen.“

Zeitdruck keine Ausrede

Viele Gespräche erfolgen unter Zeitdruck. Doch das dürfe nicht als Ausrede dienen, sagt Fuchs. Umso wichtiger sei eine strukturierte Kommunikation, um vorhandene Zeit bestmöglich zu nutzen. Und: Auch ein langes Gespräch muss nicht unbedingt ein gutes Gespräch sein. Die Trainings vermitteln, wie man einen Gesprächsrahmen absteckt und Gesprächsziele definiert. „Über alles zu reden, wird sich nicht ausgehen“, so der Mediziner.

Kommunikationskompetenz halten die Ärzte für ein unerlässliches Handwerkszeug in Gesundheitsberufen, dessen Einsatz erlernt werden kann – und muss.

Auch das Zusammenspiel zwischen Medizin und Pflege kommt in den unterschiedlichen Seminaren zur Sprache. „Ärzte können zumeist mit positiver Autorität als Startvorteil in ein Gespräch gehen; Pflegepersonen gelingt es dagegen leichter, Nähe herzustellen“, meint Fuchs – Stärken, die sich gegenseitig gut ergänzen können. Auch das kommt in den Seminaren mit unterschiedlichen Tools zur Sprache.

Gute Kommunikation wird noch wichtiger

Insgesamt seien die Bereitschaft, sich mit dem Thema Kommunikation und patientenzentrierter Gesprächsführung auseinandersetzen, und das Interesse daran groß: „Wir haben Anfragen aus dem gesamten Bundesgebiet und waren im Herbst schon ausgebucht“, so Fuchs.

Der Nutzen ist bereits vielfach dokumentiert: Laut ÖPKG verbessert eine gute Kommunikation die therapeutischen Ergebnisse, erhöht Sicherheit und Zufriedenheit der Patienten und hilft bei der Bewältigung von herausfordernden Situationen. Letztlich profitieren aber auch die Gesundheitsfachkräfte ganz persönlich: „Eine schlechte Nachricht, die man überbringen muss, bleibt eine schlechte Nachricht. Aber ich merke, dass es mir auch selbst besser geht, wenn das Gespräch gut verlaufen ist“, bestätigt Rumpold.

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