Hohe Mietschulden sind in Linz in der Mitte der Gesellschaft angekommen
LINZ. Die höchste Inflation seit 70 Jahren lässt die Mietpreise weiter regelrecht explodieren. Während die Zahl der Zwangsräumungen in Linz stark angestiegen ist, betreffen hohe Mietschulden auch immer mehr die Mittelschicht. Die Nachfrage nach Wohnungen bei der GWG steigt spürbar an.
Der Wohnschirm des Sozialministeriums bietet auch oberösterreichischen Haushalten die Möglichkeit der raschen Unterstützung, wenn man durch ausstehende Mietrückstände womöglich die Wohnung verlieren würde. Im Schnitt springt der Bund für Mietschulden in Höhe von 2.700 Euro ein, das Geld geht nicht an den Betroffenen, sondern direkt an den Vermieter. Waren es durch Corona großteils Mietschulden, sind viele Menschen zunehmend auch mit ihren steigenden Energie-Abrechnungen überfordert.
„Der Wohnschirm wurde daher um den Energieschirm erweitert. Dort werden auch große Jahresabrechnungen sehr unbürokratisch übernommen“, berichtet Caroline Thürridl vom Verein Wohnplattform in Linz. Sie betont, dass rasche Hilfe das Gebot der Stunde sei: „Es kann aktuell jeden von uns treffen. Wichtig ist, sich früh genug zu melden und nicht zu lange zuzuwarten.“
Zahl der Zwangsräumungen stieg deutlich an
Auch beim Verein Wohnplattform merkt man, dass längst nicht mehr nur untere Einkommensschichten von drohenden Räumungsklagen betroffen seien: „Die hohen Mietschulden sind schon in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Jetzt trifft es auch Leute, die bisher gut finanziell ausgekommen sind“, so Caroline Thürridl. Die Höhe der Miet-Rückstände habe sich nahezu verdreifacht. Unterstrichen wird diese Entwicklung durch die stark gestiegenen Zwangsräumungen: Mussten im Jahr 2021 in Linz noch zehn Wohnungen zwangsgeräumt werden, so waren es im Vorjahr bereits 24.
Ansturm auf GWG-Wohnungen
Die städtische Wohnungsgenossenschaft GWG, mit mehr als 19.000 Wohnungen für 40.000 Menschen die größte gemeinnützige Gesellschaft in Oberösterreich, verzeichnet eine stark gestiegene Nachfrage nach Wohnungen: „Im Jahr 2022 ließen sich um ein Drittel mehr Menschen neu bei der GWG vormerken als im Jahr zuvor. Leistbares Wohnen spielt in Zeiten der Inflation wieder eine große Rolle“, berichtet GWG-Direktor Nikolaus Stadler. Derzeit sei die GWG laut Stadler mit zahlreichen Änderungswünschen konfrontiert: „Viele treten etwa von aktuellen Angeboten zurück und bleiben in ihren alten, kleineren Wohnungen, wenn diese noch günstiger sind. Diese Entwicklung trifft einkommensmäßig auch die Mittelschicht.“
Konsumentenschutz hilft bei Mietzins-Wertanpassung
Der Konsumentenschutz der Arbeiterkammer OÖ bietet als Service die Überprüfung der Zulässigkeit der geforderten Wertanpassung des Mietzinses an.
Infos auf ooe.arbeiterkammer.at/konsumentenschutz
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