Ausstellung thematisiert Bau-, Verkehrs- und Umweltsünden in Linz
LINZ. Ein Zusammenschluss von mehreren Architekten - die Arch-pro-Linz - lädt zur Austellung „Linzer Bau-, Verkehrs- und Umweltsünden“ in den Cinematograph ein. Diese sind der Ansicht, dass es in Linz keine sinnvolle Stadtplanung gibt und die bestehenden Gremien nichts bewirken.
Die Architektengruppe Arch-pro-Linz hat sich vor etwa vier Jahren zusammengefunden. Bereits zum zweiten Mal thematisiert sie in einer Ausstellung „Sünden“ in Linz im Zusammenhang mit der Verkehrsplanung, dem Umgang mit Grünflächen und mit der städtebaulichen Entwicklung. Einer der Architekten, Günter Eberhardt, führte Tips durch die Ausstellung.
Linzer zeigen Bürgerengagement
Eberhardt ist auch Mitgründer der Baumrettungsinitiative Linz, die ebenfalls an der Ausstellung beteiligt ist. Unterstützt wird diese auch von den Bürgerinitiativen „Verkehrswende-Jetzt“, „Linzer Grüngürtel schützen, jetzt!“ und „Tabakfabrik, wir reden mit“. Eines wird beim Gang durch die Ausstellung deutlich: die Linzerinnen und Linzer sind nicht nur engagiert, wenn es um ihre Stadt geht, sie können auch einiges bewirken.
So trug etwa das Drängen einer Anrainer-Initiative maßgeblich dazu bei, dass der „Weinturm“ in der Kaarstraße nicht als 25-stöckiges Hochhaus gebaut werden durfte. Der Linzer Gestaltungsbeirat hatte das Projekt sehr gelobt, schlussendlich konnte es aber mehrere Kriterien des 10-Punkte-Plans für Hochhäuser nicht erfüllen. Das beweise aber nicht, dass der Gestaltungsbeirat ein wirksames Instrument sei, dazu sei dessen Arbeit zu intransparent. Zudem sei das Projekt erst durch den Druck der Bürger gestoppt worden, sagt Eberhardt.
Kritik an Hochhausbauten und Westring-Bau
Neben der Kritik an zahlreichen Hochhaus-Projekten, abgeschlossenen wie geplanten, wird in der Ausstellung auch der Ausbau des Westrings näher betrachtet. Dem Verkehrsprojekt würden überholte Verkehrsanalysen zugrunde liegen, die Westringbrücke würde keine Entlastung bringen, vielmehr bleibe die Donaulände das Nadelöhr der Gegenwart und Zukunft. Auch die Umwidmungen von Grün- in Bauland sind Thema, ebenso die Abriss-Politik in Linz. Städte wie Wien oder Graz würden zeigen, wie der Schutz von historischer Bausubstanz gelingen kann.
Forderungen an die Stadtpolitik
Auch die zahlreichen „kooperativen Verfahren“ sieht Eberhardt kritisch: diese dürften aus seiner Sicht nicht von den Planern durchgeführt werden, sondern müssten von einer unabhängigen Stelle übernommen werden. Auch gäbe es derzeit keine rechtliche Verbindlichkeit. Die Arch-pro-Linz stellt gleich mehrere Forderungen an die Politik: Die Etablierung einer externen Planungsstabstelle, die unter Einbeziehung von Bürgern und Experten einen städtebaulichen Generalleitplan erstellt. Diese solle weiters ein Generalverkehrskonzept und einen Generalgrünraumplan erarbeiten, alles transparent und ergebnisoffen.
Stadtpolitik zeigt erstmals Reaktion
Bestehende Gremien sollen aus Ansicht der Architektengemeinschaft evaluiert werden, neben dem Gestaltungsbeirat die Planungsvisite, die städtebauliche Kommission oder auch der Klimabeirat. Bereits nach der ersten Ausstellung im vergangenen Jahr ging die Arch-pro-Linz aktiv auf die städtische Politik zu. Was Eberhardt hoffnungsvoll stimmt: dieses Jahr gäbe es von den Grünen und der ÖVP eine Einladung zum Gespräch. Der Wunsch wäre, „die Thematik soweit in die Öffentlichkeit zu bringen, dass sich etwas ändert“, sagt er.
Ausstellung läuft noch bis 16. April
Die Ausstellung ist noch bis 16. April im Cinematograph Kino-Café auf der Oberen Donaulände 51 zu sehen. Offen ist sie Mittwoch bis Samstag, von 17 bis 21 Uhr, wer bei einer Führung ins Gespräch kommen möchte, kann dies immer Donnerstags um 18.30 Uhr. Im Anschluss empfiehlt sich dann der Film „Dreyfus“, ein Tonfilm aus den 1930er Jahren, der von der Affäre um den 1894 zu unrecht wegen Spionage verurteilten Hauptmann Dreyfus handelt.
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