LINZ. Sie arbeiten, wenn der Rest des Landes frei hat und unterwegs ist. Als ÖAMTC-Mitarbeiter kümmern sich Markus Deubl und Andreas Wagner auch am Wochenende darum, dass Pannen im Straßenverkehr so schnell wie möglich behoben werden.
Seit 19 Jahren ist Markus Deubl Pannenfahrer des ÖAMTC-Stützpunkts in Linz. Das Radio läuft lautstark im Hintergrund, draußen sind die ersten Sonnenstrahlen zu sehen. Heute ist Sonntag, bereits um 6 Uhr heißt es für Deubl ab in sein Fahrzeug. Auf das kombinierte Abschlepp- und Pannenfahrzeug, kurz KAP, hat der Pannenfahrer ein Auto aufgeladen, das er zu seinem Besitzer zurückbringt. Am Sonntagvormittag ist es meist ruhiger, „da schlafen die meisten Leute noch“.
Im Turnusdienst zählt der Sonntag als normaler Arbeitstag. „Ich habe eine Landwirtschaft daheim, da ist es schon hilfreich, wenn man unter der Woche mal zwei Tage frei hat. An den freien Wochenenden will man dann schon etwas unternehmen“, so der dreifache Familienvater und Ehemann.
Über 130.000 Einsätze
Der Computer im KAP piept, ein neuer Einsatz wird angezeigt. Andreas Wagner, Disponent in der ÖAMTC Notfall- und Informationszentrale (NIS), hat Deubl einen Autobahneinsatz ganz in der Nähe zugeteilt. Von den über 132.000 Einsätzen letztes Jahr waren 30.000 Abschleppungen defekter Fahrzeuge, die restlichen 102.000 Pannenhilfen. Am häufigsten sind defekte Batterien der Grund, warum die Autos zum Stehen kommen. Auch viele Falschtanker, Ausgesperrte oder Leute mit Reifenpannen wenden sich an den ÖAMTC. „Das meiste weiß man auswendig, aber bei ein, zwei Autos am Tag wird es schon zum Suchen“, erklärt Deubl. Mithilfe eines Diagnosegeräts findet er auch seltene Fehler. Sein Fahrzeug ist mit Werkzeug für jeden Notfall, von Ersatzbatterien bis zu Frostschutz- und Ölbindemittel, ausgestattet.
Rund um die Uhr einsatzbereit
Der Leitsatz des ÖAMTC: so schnell wie möglich bei den Leuten sein und Hilfe anbieten. „Tunneleinsätze sind ein absoluter Notfall, da bleibt alles liegen und stehen. Auch wenn ein Kind oder eine Person eingesperrt ist, das hat höchste Priorität. Dazu sind wir Disponenten da“, erklärt Wagner. Das NIS ist Anlaufstelle für die Pannenhilfe, die Informationstelefonie genauso wie die Terminvergabe für die Prüfdienstleistungen an den Stützpunkten und das Fahrtechnikzentrum Marchtrenk. Rund um die Uhr für Menschen in Not verfügbar zu sein, hat auch seinen Preis: „Der Turnusdienst ist nie familienfreundlich, dafür hat man auch in der Woche Zeit, wenn andere in der Arbeit sind. Man gewöhnt sich daran“, meint Wagner.
Technik und Hilfsbereitschaft
Fünf Minuten später ist Deubl an der Pannenstelle auf der A1. Öl rinnt aus, Diagnose: Turbolader kaputt. Er kann vor Ort nichts machen, ein Auto mit Allradantrieb kann nur der LKW-Schlepper abschleppen. Zurück in seinem Fahrzeug gibt er alle Daten an den Kollegen weiter. Mit jedem vorbeifahrenden Auto zittert das Fahrzeug. Markus Deubl brennt für die Technik: „Ich habe immer schon geschraubt, schon als Kind habe ich meinem Bruder das Fahrrad repariert.“ Nach einer Lehre zum Kfz-Techniker ist er schnell bei den „Gelben Engeln“ gelandet. Neben dem technischen Verständnis ist auch ein Gespür für Menschen wichtig in seinem Job. „Wenn man motiviert ist und ein bisschen Schmäh hineinbringt, ist die Stimmung gleich besser und alles geht ein bisschen einfacher“, erklärt er.
Abwechslung und Dankbarkeit
Am meisten freut ihn die Dankbarkeit, die die Menschen zurückgeben – und die Begeisterung, wie einfach ein Auto oft wieder zum Laufen gebracht werden kann. Da kommt es auch vor, dass der Pannenfahrer zu Kaffee und Kuchen eingeladen wird. Zwei von drei Oberösterreicher besitzen die gelbe Clubkarte.
Ein Job, der niemals langweilig wird, bestätigt auch Wagner: „Es ist jeden Tag anders, wir haben so eine abwechslungsreiche Palette. Was mir am meisten gefällt, ich mache meinen Dienst und dann gehe ich, ich brauche mir keine Sorgen machen, wie es weitergeht.“ Seit er vor 27 Jahren als Disponent begonnen hat, hat sich vieles verändert. Damals hat er Einsätze noch per Funk weitergegeben, mittlerweile über ein digitales System. Der Kontakt zu den Menschen am Telefon ist für ihn trotzdem wichtiger und schöner Bestandteil des Arbeitsalltags.
Motoren aller Art
Im Schnitt verzeichnet die ÖAMTC Einsatzzentrale 1.000 Telefongespräche am Tag, die Fahrer rücken 300 Mal aus. Dabei können 80 Prozent der Pannen vor Ort behoben werden, der Rest wird abgeschleppt. Vom Hubschrauber bis zum Motorboot, an einen Einsatz erinnert sich Wagner besonders: Ein älterer Mann will am Attersee mit dem Enkel Schlauchboot fahren, hat aber keine Luftpumpe und wählt die 120. Der ÖAMTC macht auch dieses Fahrzeug fahrtüchtig. „Wir versuchen, überall zu helfen, wo es geht. Bei uns steht der Mensch im Vordergrund, der ein Problem hat.“
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden