Geigenbogenbau: Wunderbares und einzigartiges Handwerk
LINZ. Martha Breit hat sich vor mehr als 20 Jahren einen besonderen Wunsch erfüllt. Sie ist die einzige Geigenbogenbauerin Oberösterreichs.
Den Beschluss, diesen ungewöhnlichen Beruf zu erlernen fasste sie bereits in der Schule. Zur Maturaarbeit im Musikgymnasium Linz schlug ihr Lehrer Balduin Sulzer vor, die Bogenentwicklung als Thema zu wählen. „Dann hat’s Klick gemacht und ich habe gewusst: Das möchte ich selbst beruflich machen.“, erzählt Breit.
Lehre in Pilsen
Darum begann die Linzerin während des letzten Jahres ihres Geigenstudiums am Brucknerkonservatorium die Lehre in Pilsen, Tschechien. Nach der Reifeprüfung auf der Geige ging sie auf eine Fachhochschule in Luby, Tschechien, und anschließend nach London. In Österreich gibt es keine Schulen, die den Bogenbau lehren. Die HTBLA Hallstatt bietet jedoch die Möglichkeit, im Schwerpunktzweig Instrumentenbau, Gattungen wie die Geige, Bratsche oder auch Gitarre zu erzeugen. In ihrer Werkstatt am Pöstlingberg durchlaufen Breits Bögen den gesamten Herstellungsprozess.„Grob betrachtet besteht ein Bogen aus drei Teilen: Stange, Frosch und Bogenhaare.“, sagt Breit. Der Frosch hält die Behaarung und dient als Griffhilfe. Die Pferdehaare kauft sie von europäischen Händlern, die sie aus der Mongolei oder Kanada beziehen.
Für die Stange verwenden Bogenbauer seit der Mitte des 18. Jahrhunderts das brasilianische Fernambukholz. Das spezifische Gewicht, sowie die Dichte und Elastizität des Holzes lassen die Stange beim Streichen schnell wieder in den Ausgangszustand zurückspringen. Diese Eigenschaft sorgt für einen besonderen sauberen Klang und kann den Preis des Bogens auf bis zu mehrere 100.000 Euro hinauftreiben. Ungefähr eine Woche benötigt Breit für das Bauen eines einzelnen Bogens.
Arbeitsalltag der Geigenbogenbauerin
Ihren Arbeitsalltag dominieren jedoch Reparaturen und der Handel mit Bögen, so dass für das Bauen eigener Produkte nur wenig Zeit bleibt. „Mein Beruf ist wunderbar.“, schwärmt Breit. „Ich freue mich jeden Tag, wenn ich in die Werkstatt gehe. Es entsteht etwas Fertiges, etwas, das man benutzen kann und das ein Leben lang hält.“ Als Geigerin ist Breit in der Kammermusik und bei Kirchenkonzerten tätig. Bei diesen Auftritten kommen die eigenen Bögen zum Einsatz.
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