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Zerstörte Skulptur im Mariendom: angebliches Bekennerschreiben aufgetaucht

Anna Fessler, 04.07.2024 12:52

LINZ. Die Zerstörung der Marienskulptur im Linzer Mariendom hat Debatten über Frauendarstellungen im christlichen Kontext ausgelöst. Die Polizei ermittelt nach dem Vandalismusakt, nun hat sich beim „Katholischen Widerstand“ anonym eine Person gemeldet, die behauptet, der Täter zu sein. Die Skulptur bleibt im Mariendom – allerdings im Dunkeln und hinter einer Glaswand.

Die Skulptur einer gebärenden Maria im Mariendom sorgte für Debatten und fiel einem Vandalenakt zum Opfer. Nun ist ein angebliches Bekennerschreiben aufgetaucht. (Foto: Ulrich Kehrer)

Der Katholische Widerstand teilt auf seinem Social Media-Kanal neben Aufrufen zum Gebet auch Inhalte der rechten Medien „Heimatkurier“ und Auf1. Drag-Queen-Vorlesestunden werden ebenso abgelehnt wie Abtreibung. Laut OÖN soll die Gruppe bzw. Personen daraus dem Staatsschutz bekannt sein.

„Stellungnahme“ zur Tat veröffentlicht

Nun wurde auf einem der Kanäle des Katholischen Widerstands ein Schreiben veröffentlicht. Autor soll jene Person sein, welche die Skulptur der gebärenden Maria zerstörte. Getitelt wird mit „Stellungnahme des Helden von Linz“, gesprochen von dem „tapferen Katholik, der dem unseligen Treiben im Linzer Dom einen Riegel vorgeschoben hat“.

Der sieht es laut „Stellungnahme“ als seine Aufgabe, Schmähungen der heiligen Mutter Gottes zu verhindern. Den Kopf habe er deshalb abgesägt, weil es schnell gehen musste. Für ihn sei die Skulptur ohne Kopf keine Mariendarstellung mehr und damit auch keine Blasphemie oder Schmähung mehr gegeben.

Skulptur bleibt im Kunstraum, kann aber nicht besichtigt werden

Behauptet wird in dem Schreiben auch, dass die Tat erfolgt sei, nachdem die Diözese Linz nicht auf Kritik per Mail und am Telefon reagiert habe. Auf Nachfrage heißt es seitens der Diözese, dass nach Erscheinen der Medienberichte geschätzt ein paar hundert Rückmeldungen eingelangt seien – positive als auch kritische. Auf Kritik habe man reagiert - via schriftlicher Antwort.

Zudem schreibt die Diözese auf Nachfrage: „Die Veranstaltungsreihe wird wie geplant weitergeführt. Die Skulptur crowning bleibt bis zum geplanten Ende der Ausstellungsdauer (16. Juli 2024) im Kunstraum des Mariendoms, kann aber nicht besichtigt werden. Die Türen sind geschlossen, das Licht ist abgedreht.“

Kritischer Diskurs war eingeplant, Vandalismus nicht

Die Skulptur war Teil des Projektes „DonnaStage“, das sich anlässlich des 100-jährigen Weihejubiläums des Mariendoms mit Fragen rund um Frauenrollen, Familienbilder und Geschlechtergerechtigkeit auseinandersetzt. Das geschieht neben Workshops und Diskussionen auch über Kunstinstallationen. Ziel war es, einen Raum für kritischen Diskurs zu schaffen, eine offene Gesprächskultur zu fördern und verschiedene Perspektiven zu zeigen.

Linzer Frauenstadträtin: Auch symbolische Gewalt gegen Frauen ist zu verurteilen

Die Linzer Frauenstadträtin Eva Schobesberger äußerte sich heute (04.07) zum Vorfall: „Leben wir in einer Gesellschaft, wo der Anblick einer geköpften Frau eher toleriert wird, als der Anblick einer gebärenden Frau? Verständnis für diesen Vandalismus-Akt ist jedenfalls vollkommen fehl am Platz.“ Nicht nur die Tat, auch die Reaktionen, die diese rechtfertigen seien zu verurteilen. Gewalt gegen Frauen müsse man auch klar ablehnen, wenn sie auf symbolischer Ebene passiere: „Die Aktion, die Statue einer gebärenden Frau zu köpfen, ist etwas worüber man sich empören muss. Ich erwarte mir hier klare Worte, auch von meinen männlichen Kollegen“, sagt Schobesberger.


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