LINZ. 683 Linzer erhielten im Vorjahr die österreichische Staatsbürgerschaft – die Zahl der Einbürgerungen ist damit im Jahresvergleich um 61 Prozent angestiegen. Zwei Dinge bleiben konstant: ein Drittel der Eingebürgerten sind in Österreich geboren, ein weiteres Drittel Flüchtlinge.
Die Zahl der Einbürgerungen ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 61 Prozent angestiegen. Der aktuelle Peak ist laut Stadt Linz jedoch nicht mit dem „Einbürgerungsboom“ zu Anfang des 21. Jahrhunderts vergleichbar, der eine Folge des Jugoslawienkrieges war. Damals waren 1.800 Einbürgerungen jährlich Usus.
Mehrheit unter 45 Jahre alt, Syrien häufigstes Herkunftsland
Die Mehrheit der eingebürgerten Linzer (90 Prozent) war unter 45 Jahre alt. Die Personen stammen aus 65 verschiedenen Herkunftsländern, die Liste der Staatsangehörigkeiten führt Syrien an (136 Personen), Afghanistan (77 Personen) und Kosovo (69 Personen). Der Erhalt der Staatsbürgerschaft ist an einen längeren Aufenthalt von sechs bis zehn Jahren gebunden. Wenn man die Herkunftsländer betrachtet, manifestieren sich darin laut Stadtforschung auch die Folgen der großen Flüchtlingswelle 2015. Fast die Hälfte der eingebürgerten Linzer kommen aus Asien (47,5 Prozent).
Verschiebung der Herkunftsländer im Laufe der Zeit
Zwischen 1981 und 1990 waren mehr als die Hälfte der eingebürgerten Personen aus einem der heutigen 27 EU-Länder. Dieser Anteil verringerte sich im vorigen Jahrzehnt auf rund 8 Prozent. Ein Großteil der Einbürgerungen der Jahre 2001 bis 2010 entfiel auf Bürger des ehemaligen Jugoslawiens. In den Jahren danach bis 2020 war bereits ein deutlicher Rückgang spürbar. Der Rückgang der österreichischen Staatsbürger bei Menschen aus der Türkei beruht vor allem auch darauf, dass Türken, die die Staatsbürgerschaft ihres ehemaligen Heimatlands zurücklegen, Erb- und somit Besitzansprüche in der Türkei verlieren.
Einbürgerungsgründe
Bei den Einbürgerungsgründen gab es eine Verschiebung hin zur Verleihung nach „Rechtsanspruch“. Das betrifft 53 Prozent der Fälle – der Anspruch besteht nach mindestens sechsjährigem Wohnsitz in Österreich und besonders berücksichtigungswürdigen Gründen, etwa wenn man in Österreich geboren wurde, asylberechtigt ist oder die Ehe mit einem Österreicher/einer Österreicherin schließt. Bei 35 Prozent wurde die Staatsbürgerschaft an Ehepartner oder Kinder verliehen. Nach Ermessen eingebürgert werden können Personen mit zehnjährigem Wohnsitz in Österreich oder jene, die besondere Leistungen erbracht haben, etwa im Sport. Bei 12 Prozent war das von 2011 bis 2020 der Fall.
Bürgermeister Luger: Fast ausnahmslos gut integrierte, gut ausgebildete Personen eingebürgert
„Bei den Linzerinnen und Linzern, die jedes Jahr eingebürgert werden, handelt es sich fast ausnahmslos um gut integrierte Mitbürger, die sich hier eine Existenz aufgebaut haben. Die meisten verfügen über eine gute Ausbildung. Vor allem zur Minderung des Arbeitskräftemangels in der Landeshauptstadt Linz sind kontinuierlich entsprechend ausgebildete Zuwanderer erforderlich“, so der Linzer Bürgermeister Klaus Luger.
ÖVP Linz fordert mehr verpflichtende Integrationsmaßnahmen
Der Integrationssprecher der ÖVP Linz, Michael Obrovsky, fordert in Reaktion auf die präsentierten Zahlen, dass „die Probleme im Integrationsbereich nicht übersehen werden dürfen“. So zeichne sich ab, dass im Bereich Familiennachzug große Herausforderungen auf Linz zukommen würden. „Es braucht mehr und verpflichtende Integrations-Maßnahmen. Mit freiwilligen Angeboten allein wird Integration nicht gelingen.“, so Obrovsky. Dafür müsse man konkrete Projekte aufsetzen und sich die verfügbaren Gelder dazu vom Bund abholen.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden