Angriff auf Kunstwerk von Pussy Riot-Mitbegründerin am Linzer OK-Platz

Nora Heindl, 12.12.2024 07:08

LINZ. Am Samstag, 7. Dezember, war ein feministisches Kunstwerk mit dem Titel „Sex Dolls“ von Nadya Tolokonnikova (Pussy Riot), ausgestellt in der ehemaligen Marienkapelle am OK-Platz, Ziel eines Gewaltakts. Sowohl die Glastür als auch der Glasboden des Ausstellungsraums wurden mit einem Stein zertrümmert. Das Kunstwerk selbst wurde nicht ernsthaft beschädigt.

1 / 2 (Foto: Manuel Carreon Lopez/OÖ LKG/kunst-dokumentation.com)

Die Skulpturengruppe ist nun vorübergehend im Erdgeschoss des OK zu sehen. Sie wird in Absprache mit der Künstlerin so bald wie möglich an ihren ursprünglichen Standort zurückkehren.

Die Kapelle wurde vor mehr als zehn Jahren profaniert und ist seither ein Ausstellungsraum des OK Linz.

Kuratorin Michaela Seiser: „Die Botschaft ist klar: Der Versuch, das Werk zu zerstören, wird nicht dazu führen, dass es aus der Kapelle verschwindet. Sobald die Glastür repariert ist, werden die Figuren dorthin zurückkehren, und der zerbrochene Boden wird Teil der Installation werden. Dass Kunstwerke kontroverse Diskussionen auslösen, ist durchaus erwünscht, aber wenn dies in Gewalt umschlägt, ist das höchst problematisch. Erst im Juli dieses Jahres wurde Esther Strauß' Skulptur „Crowning“ im Linzer Mariendom, die eine gebärende Madonna darstellt, in einem brutalen Akt von Vandalismus der Kopf abgeschlagen. Wenn man dies bedenkt, scheinen es vor allem feministische Werke und Botschaften zu sein, die solchen Hass auslösen, was alarmierend ist.“

Künstlerin Nadya Tolokonnikova: “The glass door of the chapel was smashed on the eve of Mary’s conception - a symbolic date that cannot be ignored. This chapel has long been a secular space, integrated into the OK Linz Museum of Contemporary Art. This act of fundamentalist aggression is a rupture aimed at the ideals of enlightenment, secularism, and free expression. Pussy Riot Sex Dolls is a child of love, an act of care and a celebration of sisterhood. I bought the used sex dolls from Facebook Marketplace and sex forums because I felt compassion for the dolls and wanted to give them a second life. With the help of many—including my talented co-creator, Chinese drag queen Niohuru X—I transformed the sex dolls into sculptures depicting Pussy Riot activists. I placed the dolls in the chapel of the Holy Virgin because I believe feminists are sacred and I’m convinced that the Virgin Mary is a feminist too. Following the attack, we have chosen to keep the Sex Dolls on display in the chapel. The shattered glass will remain—a haunting reminder of both the fragility and resilience of art and the freedoms it symbolizes.“

Die Ausstellung „Rage“ kann noch bis 6. Jänner 2025 im OK besichtigt werden.