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16 Jahre und Systemsprenger: Prozess am Landesgericht Linz

Steiner Christoph, 30.04.2025 11:36

LINZ. Es gibt Angeklagte, die geben sich zerknirscht über das, was sie getan haben. In diese Richtung tendiert ein 16-jähriger Rumäne vor Gericht eher weniger. „Mir tut die Tat nicht leid, nur dass er (das Opfer) behindert war“, meint er über die Vorwürfe, die er auch eingesteht. Die sind am inkriminierten Tag vielfältig. Auch ist für den Anklagten „sehr viel beschissen“ im Ganzen hier. Er will nach der Haft, zu der er verurteilt wurde, sofort heim nach Rumänien.

Landesgericht Linz (Archivfoto) (Foto: Volker Weihbold)
Landesgericht Linz (Archivfoto) (Foto: Volker Weihbold)

Ohnehin schon betreut, wohnhaft in der Nähe des in Linz nicht unbekannten Spinatbunkers, dürfte sich ein geregeltes Leben für ihn nie eingestellt haben. Ob er elf oder zwölf Jahre alt war, als er das erste Mal mit der Polizei zu tun hatte, kann er nicht genau sagen.

Angeklagt ist er, weil er seinen im Wohnheim gegenüber wohnenden autistischen Mitbewohner erniedrigt, eingesperrt und ihm Geld abgepresst hat. Dazu durchsuchten er und ein Kumpane seinen Wohnraum und machten ein dort gefundenes iPad anschließend zu Geld.

Geld für Kokainkonsum

Der angeklagte Vorfall, zu dem der Beschuldigte, dem relativ viel egal zu sein scheint, sich schuldig bekennt, ist allerdings nur ein Teil des Prozesses. Im Schwurgerichtssaal zählt der Richter dann seinen Werdegang auf. Mit vielen Nachfragen und nichtssagenden Antworten. Dass er das Opfer mit Gewaltandrohung zur Herausgabe von Geld aufforderte, begründet er damit, dass der Mitbewohner ihm am Vortag schon 25 Euro gegeben hätte. Er habe Geld gebraucht für Kokain, das er zu dieser Zeit sehr viel konsumiert hätte.

Drei bis vier Gramm pro Tag

Ob die 25 Euro da weitergeholfen haben, darf bezweifelt werden. Wie auch der Richter insistiert. Laut Angaben des 16-Jährigen hat er pro Tag ein bis zwei Gramm, manchmal drei bis vier Gramm konsumiert. Laut seinen Angaben: Preis pro Gramm 80 bis 120 Euro. Die will er aber nie bezahlt haben, es war ein Geschenk unter Freunden, weil die eh so viel haben. Namen der Freunde kennt er leider nicht. „Was sie hier erzählen ist Bullshit“, entfährt es dem Richter.

Wenig Interesse an normalem Leben

Zwischen U-Haft und normaler Haft und nächstem Delikt lagen bei dem 16-Jährigen bisher nicht viel Zeit. „Für Schule und Ausbildung fehlt mir die Geduld“, so der Angeklagte. Auch für vielfältige Betreuungsangebote fehlt ihm die Motivation, Termine nahm er kaum wahr. „Ich hatte keine Zeit, was soll ich sagen?“.

Reizwort

Für manche Körperverletzungen hat er eine für sich plausible Erklärung. „Er hat meine Familie beleidigt, mich Hurensohn genannt. Solche Leute gehören geschlagen, damit sie Respekt haben“, gibt er zu Protokoll.

Am Schluss stehen 18 Monate unbedingte Haft plus rund vier Monate widerrufener bedingter Haftentlassungen. „Ich nehme alles, was sie mir geben. Am ersten Tag danach gehe ich heim nach Rumänien“, so der Kommentar dazu.

Weitere spannende Berichte aus den Linzer Gerichtssälen finden sie unter linzerurteile.at


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