Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Familienbetrieb in vierter Generation: "Blumen Wandl" schließt am 31. Mai für immer

Anna Fessler, 16.05.2025 20:22

LINZ. Am 31. Mai öffnet „Blumen Wandl“ am Gründberghof zum letzten Mal. Warum der seit 125 Jahren existierende Familienbetrieb schließen muss, hat Tips im Gespräch mit Helga und Manfred Wandl erfahren.

Floristmeisterin Helga Wandl und Gärtnermeister Manfred Wandl in ihrem traditionsreichen Familienbetrieb. Am 31. Mai 2025 endet mit der Schließung die 125-jährige Unternehmensgeschichte von "Blumen Wandl". (Foto: Tips/af)

Begonnen hat alles mit Hans Wandl, dem Urgroßvater von Manfred Wandl. Er gründete in der Kirchgasse eine Kunst- und Handelsgärtnerei, eine Bezeichnung, die es heute nicht mehr gibt. Nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten in den 30er Jahren kam es zur Neugründung des Betriebs durch Walter Wandl senior, der eine Gärtnerei am Damm entlang des Donauufers errichtete, sowie ein Blumengeschäft auf der Hauptstraße. In der Kriegs- und Nachkriegszeit war die Gärtnerei Wandl ein wichtiger Nahversorger, der Gemüse(-Pflanzen) anbot. Aber auch Blumen produzierte Walter Wandl senior gemeinsam mit seiner Frau Maria, für jeden Anlass – gemäß dem Firmenmotto „Blumen für Freud und Leid“. In den 50er Jahren zog „Blumen Wandl“ um.

„Ich habe mein ganzes Leben in dieser Gärtnerei verbracht“

Manfred Wandl erzählt: „Wir haben immer nur Pachtflächen gehabt, bis Ende der 50er Jahre war die Gärtnerei am Damm, da musste mein Großvater dann weg, weil dort gebaut wurde, ich glaube eine Berufsschule. Die Stadt Linz hatte übersehen, dass der Grund verpachtet war. Sie haben dann Flächen gesucht und eben hier heraußen in Gründberg gefunden. Und so ist die Gärtnerei hier entstanden, zwischen 1960 und 61. Ich bin 1959 auf die Welt gekommen, meine erste Wohnadresse war die Gärtnerei am Damm und meine zweite Wohnadresse hier. Hier habe ich mit meinen Eltern und Geschwistern zu fünft gewohnt. Ich habe mein ganzes Leben mehr oder minder in dieser Gärtnerei verbracht.“

„Hier sind unsere Kinder groß geworden“

Walter Wandl junior baute bis Mitte der 70er Jahre die Gärtnerei als Zierpflanzenbaubetrieb zu ihrer heutigen Größe aus. Dank seiner Frau Theresia, „Resi“ genannt, wurde das Geschäft dafür bekannt immer geöffnet zu haben, sodass manche Taxifahrer ihre Gäste spät in der Nacht „beim Wandl“ absetzten, damit sie noch Blumen für die Gattin kaufen konnten. Gärtnermeister Manfred Wandl und Floristmeisterin Helga betreiben die Gärtnerei nun in vierter Generation. Frau Wandl hat ihren Mann dank der gemeinsamen Leidenschaft für Pflanzen kennengelernt: „Ich habe bei seiner Tante gearbeitet, da sind wir uns begegnet. Damals waren die Blumenbälle noch sehr groß, da haben alle Generationen zusammengeholfen – zwischenzeitlich war ich in Bad Hall selbstständig, das Jahr darauf haben wir uns verliebt, sind zusammengekommen, haben dann 1989 geheiratet. 1990 kam das erste Kind auf die Welt, 1991 das zweite. Heuer im August bin ich 35 Jahre im Betrieb– wir haben hier gelebt, hier sind unsere Kinder groß geworden – wir haben zwar woanders gewohnt, aber waren quasi jeden Tag hier“, erzählt Frau Wandl und zeigt auf die Bilder an der Wand – die ihre Töchter und die Neffen zeigen, als sie noch klein waren.

Der Grund für die Schließung

Mit „Blumen Wandl“ sind für die beiden viele Erinnerungen verbunden, beim Gespräch wird deutlich, dass dem Ehepaar die Schließung schwerfällt. Was ist nun der Grund? Dass die zwei Töchter beruflich andere Wege gingen und mittlerweile auch in anderen Städten leben, ist es jedenfalls nicht. Denn die Wandls wären auch bereit gewesen den Betrieb aus Familienhand zu geben. Ein junger Gärtnermeister für die Übernahme war schon gefunden, aber: „Dieser Grund und Boden gehört nicht mir – auch nicht mehr der Stadt Linz – jetzt gehört er einer Privatperson.“, so Manfred Wandl. Der bot einen Pachtvertrag auf fünf bis sieben Jahre an. Für den jungen Gärntermeister ein zu hohes finanzielles Risiko, da größere Investitionen nötig wären, um die Gärtnerei in die Zukunft zu führen. „Und deswegen haben wir uns schweren Herzens entschließen müssen, dass wir ganz schließen.“, sagen die Wandls und müssen schlucken.

Schwerer Abschied, aber auch Vorfreude auf den Ruhestand

Auch heute würden die Kunden noch merken, wie viel Herzblut im Geschäft der Wandls steckt, das zeigt sich auch in den Reaktionen: „Ihr werdet uns fehlen, ihr könnt nicht zusperren, ihr dürft nicht in Pension gehen“, sei oft gefallen, so Frau Wandl. Es sei aber auch an der Zeit für den Ruhestand. Nicht immer war es einfach, trotz der Liebe zum Beruf. Seit der Pandemie war kein Urlaub mehr möglich, die Mitarbeiter wurden immer weniger, neues Personal schwer oder gar nicht zu finden.

Helga und Manfred Wandl sprechen sogar vom Aussterben des Berufs, des Floristen- und Gärtnerhandwerks. Blumen gäbe es mittlerweile überall – etwa im Supermarkt und auch das niedrige Lohnniveau schrecken junge Menschen aus ihrer Sicht ab. „Das soll kein Vorwurf an die Jugend sein.  Wir müssen uns alle fragen, welchen Respekt wir Menschen entgegenbringen, die auch am Samstag für uns da sind und wie man die Jugend motivieren kann, ein Handwerk zu lernen. Auch die Kunden müssen bereit dazu sein –bei uns wird jede Blume in die Hand genommen, geputzt, gewässert, mit Billigpreisen wie im Supermarkt können wir nicht mithalten“, so Helga Wandl. 

In der Pension wird dann neben einem Urlaub auch endlich Zeit für etwas anderes bleiben: Zwar haben die Wandls einen Privatgarten, aber der sieht laut Herrn Wandl „wie das ungepflegteste, was man sich vorstellen kann.“ aus. Im Ruhestand soll sich das endlich ändern.

Noch bis zum 31. Mai hat „Blumen Wandl“ geöffnet und verkauft ab, am letzten Öffnungstag soll es ein Abschiedsfest geben. „Wir freuen uns über alle, die kommen und mit uns feiern.“, so die Wandls.

 


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden