JKU schreibt Stellen nur für Frauen aus: für die FPÖ OÖ ein "Ausschreibungsskandal"
LINZ. Die JKU hat im Mai vier Tenure-Track Professuren im Bereich Künstliche Intelligenz ausgeschrieben - und zwar als Frauenstellen. Heißt, es können sich ausschließlich Frauen bewerben. Für FPÖ OÖ-Chef Manfred Haimbuchner ein „Ausschreibungsskandal“ und eine „ideologisch motivierte Schädigung des Universitätsstandortes“.
Der Frauenanteil bei Professoren an der JKU liegt bei 18,8 Prozent, im Fachbereich Informatik bei lediglich 11,8 Prozent. In der Leistungsvereinbarung 2025-2027 ist das Ziel verankert, den Frauenanteil bei Professoren bis Ende 2026 auf 19,2 Prozent zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund ist die Förderung von Frauen – insbesondere in Bereichen mit struktureller Unterrepräsentation wie der Professorenschaft und hier gerade in den MINT-Fächern – ein zentrales Ziel des universitären Gleichstellungsrechts.
Die Johannes Kepler Universität Linz hat sich deshalb dazu entschieden, ausgewählte (Tenure-Track-)Professuren durch Beschlüsse von Rektorat, Senat und Universitätsrat als Frauenstellen zu widmen und entsprechend auszuschreiben. Im Mai waren folgend vier Tenure-Track Professuren im Bereich Künstliche Intelligenz (sowie zwei im Bereich Medizin - Transformative Health Care) ausgeschrieben. Die Verfahren sind aktuell im Gange.
FP-Haimbuchner: „Ideologische Verblendung“
Für den oö. Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner ist der Ausschluss von Männern ein „Ausschreibungsskandal“: „Universitäten sollen Orte der Wissenschafts- und Gedankenfreiheit sein, Männern und Frauen gleichberechtigte Chancen bieten und den Wettstreit der Ideen fördern. Stattdessen will die JKU-Führung Wissenschaftler künftig in das planwirtschaftliche Zwangskorsett der ‚Gleichstellung‘ pressen und sie zu abstrakten Zahlen in Gender-Statistiken degradieren. Solch ein Vorgehen ist nicht nur offenkundig rechtswidrig, es entsteht auch ein immenser Reputationsschaden für den Universitätsstandort.“
Die Zukunftstechnologie der KI-Systeme biete Oberösterreich die große Chance, sich nicht nur in Österreich, sondern womöglich auch in Europa als Anlaufstelle für KI-Fragen zu positionieren. Umso enttäuschender sei es, wenn sich die JKU-Führung nun durch ideologische Verblendung dazu verleiten lässt, den Universitätsstandort der Lächerlichkeit preiszugeben. Haimbuchner abschließend: „Als Jurist kann ich allen Beteiligten versprechen, dass hohe Kosten auf sie zukommen werden, falls ein männlicher Bewerber auf Diskriminierung klagt und laut einschlägiger Rechtsprechung höchstwahrscheinlich Recht bekommt. Ich muss deshalb konstatieren, dass das Vorgehen der JKU-Führung wenig mit ‚Künstlicher Intelligenz‘ zu tun hat, sondern vielmehr das Prädikat ‚Keine Intelligenz‘ verdient.“
„Ausschreibungen rechtlich gedeckt“
Auf Tips-Nachfrage beruft sich die JKU auf die Unterstützung des Bundesministeriums für Frauen, Wissenschaft und Forschung. Dieses vertrete seit längerem (erste entsprechende Maßnahmen gab es bereits 2010) die Auffassung, dass solche Ausschreibungen rechtlich gedeckt sind – eine Einschätzung, die auch die JKU teilt. Die Gleichstellung von Frauen und Männern seien ein verfassungsrechtlich verankerter Auftrag und auch das Universitätsgesetz sehe explizit Maßnahmen zur Frauenförderung vor. Gezielte Fördermaßnahmen zur Beseitigung bestehender Unterrepräsentationen seien demnach zulässig.
Die gegenständlichen Ausschreibungen sind übrigens nicht die ersten dieser Art. Mit der Resonanz auf bisherige entsprechende Ausschreibungen ist die JKU sehr zufrieden. Teilweise seien die Bewerberinnenzahlen weit überdurchschnittlich. Obwohl entsprechende Programme in manchen Regionen derzeit zurückgedrängt oder abgeschafft werden, werde die JKU auch weiterhin ihrer Verantwortung zur Frauenförderung nachkommen.
Zuspruch auch von Professorinnen
Martina Mara, Professorin am Linz Institute of Technology der JKU: „Es muss unser gemeinsames Ziel sein, mehr Mädchen und Frauen für die Informatik und die MINT-Fächer zu begeistern. Dafür braucht es aber weibliche Role Models. Dass sich die JKU entschieden hat, ausgewählte Tenure-Track-Stellen im Bereich Künstliche Intelligenz als Frauenstellen zu widmen, ist ein wichtiger Schritt. Denn: Studien zeigen klar, dass Frauen und Männer bei gleicher Qualifikation in wissenschaftlichen Bewerbungsprozessen häufig nicht gleich beurteilt werden. Daher sind solche gezielten Maßnahmen essenziell, um langfristig den Anteil weiblicher Professorinnen im Fachbereich Informatik signifikant zu heben.“
Sabine Köszegi, Professorin an der TU Wien und Mitglied des KI-Beirats der österreichischen Bundesregierung: „Die Bundesregierung bekennt sich durch das aktuelle Regierungsprogramm klar zur KI-Talente-Akquise in der Zielgruppe der Frauen. Ich gratuliere der JKU Linz, dass sie dieses Vorhaben umsichtig und vorausblickend bereits jetzt umsetzt. Ich würde mir mehr solcher Initiativen auch von anderen Universitäten wünschen.“
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