Das Aloisianum: Ein Jesuitenkolleg dank Erzherzog Maximilian Joseph
LINZ. Hoch über der Stadt, am Freinberg, thront das traditionsreiche Aloisianum, das seit seiner Gründung Mitte des 19. Jahrhunderts Generationen von Schülern geprägt hat. Doch nur wenige wissen, dass die Wurzeln dieser Institution eng mit dem Namen Erzherzog Maximilian Joseph von Österreich-Este (1782–1863) verbunden sind.
Der Habsburger, Neffe von Kaiserin Maria Theresia und Hochmeister des Deutschen Ordens, Erzherzog Maximilian Joseph, gilt als einer der prägendsten Wohltäter Oberösterreichs während des 19. Jahrhunderts. Er ließ nicht nur den Linzer Festungsring (Maximilianische Turmlinie) errichten, sondern engagierte sich auch stark im sozialen und kirchlichen Bereich. Ein besonderes Anliegen war ihm die Bildung – vor allem jene der Jugend.
Die Gründung am Freinberg
Von einem ehemaligen Jesuiten erzogen, hatte Maximilian zeitlebens große Sympathien für die Gesellschaft Jesu, deren hohes intellektuelles Niveau und missionarisches Geschick er schätzte. Im Jahre 1837/1845 überlässt er ihnen den Freisitz auf dem Freinberg bei Linz, um ihnen 1851 die Errichtung eines Knabenkonviktes zu ermöglichen. Zusätzlich stattet er diesen Besitz noch mit zusätzlichen Ländereien aus, um den Unterhalt zu sichern.
Damit legte er den Grundstein für das Aloisianum, das rasch zu einem bedeutenden Bildungszentrum wurde. 1851 folgte die Errichtung des eigentlichen Kollegs, 1853 zogen die ersten Schüler ein.
Mit der Schenkung verband der Erzherzog nicht nur eine religiöse, sondern auch eine gesellschaftliche Mission: Er wollte die Bildung in Linz nachhaltig fördern und gerade jungen Menschen neue Chancen eröffnen. Die Jesuiten – selbst in Modena hatte Maximilian Joseph ihre Ausbildung schätzen gelernt – betrachtete er als ideale Träger dieser Aufgabe.
Die Turmlinie und der Probaturm am Freinberg
Als Erzherzog Maximilian Joseph von Österreich-Este nach den Napoleonischen Kriegen in Linz wirkte, setzte er sich intensiv mit der Frage auseinander, wie die Stadt militärisch geschützt werden könne. Ergebnis seiner Pläne war die Errichtung einer einzigartigen Turmlinie, auch „Maximilianischer Befestigungsring“ genannt: Zwischen 1831 und 1835 entstand um Linz ein Verteidigungssystem aus insgesamt 32 Türmen, die im Abstand von jeweils 600 bis 800 Metern angelegt waren. Es handelte sich um die erste vollständige Rundanlage um eine Stadt in Europa.
Besonderes Augenmerk galt dem Freinberg, wo nicht nur das spätere Aloisianum entstehen sollte, sondern auch der sogenannte Probaturm stand. Dieser Turm diente als Musterbau, an dem Baumaterialien, Bauweise und Verteidigungstechnik erprobt wurden, bevor man die übrigen Türme errichtete.
Der Turm ist noch heute am Freinberg sichtbar und gilt als bedeutendes Denkmal dieser militärischen Epoche.
Die Turmlinie erfüllte letztlich nie ihre ursprüngliche militärische Funktion, prägte aber das Stadtbild von Linz über Jahrzehnte und steht bis heute sinnbildlich für Erzherzog Maximilian Josephs Doppelfunktion als Festungsplaner und Förderer von Kultur und Bildung.
Hochmeister Maximilian Joseph
Zeitgenossen beschrieben ihn insbesondere als Wohltäter, der seinen beträchtlichen Reichtum bewusst einsetzte, „nicht zu geben, aber zu teilen“. Neben dem Aloisianum förderte er zahlreiche Ordensgemeinschaften, ließ Schulen und Spitäler errichten und gilt bis heute als Stifter der Maximilianskirche am Linzer Freinberg. Sein Wirken brachte ihm den Beinamen „der gute Erzherzog“ ein.
Vom Jesuitenkonvikt zum modernen Gymnasium
Das Aloisianum selbst überstand die Wirren der Zeit: Jesuitenaufhebung, Nationalsozialismus und strukturelle Veränderungen. Heute ist es ein modernes Gymnasium mit Internat, das seine Traditionen pflegt und zugleich zeitgemäße Bildungsangebote macht.
Sein Ursprung aber bleibt untrennbar mit Erzherzog Maximilian Joseph verbunden – einem Mann, der durch Weitsicht, Glauben und Großzügigkeit die Linzer Bildungslandschaft entscheidend geprägt hat.
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