„Ihre künstlerische Arbeit wird noch lange bestehen“: Elf weitere Heldinnen werden auf WALK OF FEM verewigt
LINZ. Der WALK OF FEM würdigt auf der Ernst-Koref-Promenade zwischen dem Lentos Kunstmuseum und dem Brucknerhaus historische Linzer-Frauen-Persönlichkeiten und stellt diese einer breiten Öffentlichkeit vor. Seit 2008 wird dieser laufend erweitert. Mittlerweile sind fast 90 Frauen auf dem Weg verewigt. Am Freitag kamen elf weitere dazu. Darunter die viel zu früh verstorbene Künstlerin Pia Mayrwöger und zwei Widerstandskämpferinnen während des NS-Regimes.
„Es genügt nicht, wenn Frauen Heldinnen des Alltags sind“, betont Kulturreferntin Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP). Der tragenden Rolle von Frauen und dem unschätzbaren Beitrag der Linzerinnen zur Entwicklung der Stadt und der Gesellschaft müsse auch im öffentlichen Raum - als Spiegel der Gesellschaft und der städtischen Geschichte – Rechnung getragen werden, so Frauenstadträtin Eva Schobesberger (Grüne).
Fast 90 Heldinnen
Die Gestaltung erfolgt laufend durch die Linzer Künstlerinnen Margit Greinöcker und Betty Wimmer. Die beiden wurden vom Frauenbüro der Stadt Linz mit der Entwicklung einer permanenten Gestaltungsvariante des „walk of fem“ beauftragt. Im Zuge der Erweiterungen wurden mitunter 2023 17 weitere Frauen-Biografien in Form von Sternen sichtbar gemacht. Voraussetzung ist, dass die Persönlichkeiten bereits verstorben sind und ein deutlicher Linz-Bezug besteht.
Ende August folgten nun elf weitere. Darunter Widerstandskämpferinnen, eine Künstlerin, eine Wissenschaftlerin, eine Literatin, eine Schauspielerin, eine ORF-Moderatorin, eine Behindertensportlerin sowie eine Politikerin.
Widerstandskämpferinnen
Von den insgesamt elf neuen Sternen, die mithilfe von Folienschablonen und mit Straßenmarkierungsfarben angebracht werden, entfallen drei auf Widerstandskämpferinnen beziehungsweise Zeitzeuginnen des NS-Regimes.
Theresia Reindl (1910–1989), stammte aus einer politisch geprägten Arbeiterfamilie in Linz und schloss sich nach 1934 der illegalen KPÖ an. Sie arbeitete im Krankenhaus Linz, baute dort Widerstandskontakte auf und engagierte sich in der kommunistischen Untergrundbewegung. 1944 wurde sie verhaftet und überlebte Gefängnis, Bombenangriff und Lagerhaft; ihr Mann Karl Reindl wurde kurz vor Kriegsende im KZ Mauthausen ermordet. Nach 1945 engagierte sie sich im Bund Demokratischer Frauen, im KZ-Verband und in der KPÖ.
Cäcilie „Zilli“ Zinner (1896–1945) schloss sich 1944 der Widerstandsgruppe um den Wehrmachtsdeserteur Ludwig Telfner an. Sie sammelte Geld für die „Rote Hilfe“ und fertigte Erkennungszeichen für den geplanten Umsturz an. Nach der Verhaftung der Gruppe wurde sie wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt. Am 27. April 1945, nur wenige Tage vor Kriegsende, wurde sie gemeinsam mit anderen Widerstandskämpfern am Trefflinger Schießplatz hingerichtet. Ein Mahnmal am Linzer Barbara-Friedhof erinnert an sie.
Viel zu früh verstorbene Künstlerin
Unter den neuen Sternen befindet sich auch eine Künstlerin der Gegenwart. Pia Mayrwöger (1986–2025) aus Kefermarkt erlernte zunächst das Glaserhandwerk, bevor sie an der Kunstuniversität Linz Bildende Kunst mit Schwerpunkt experimentelle Gestaltung studierte und 2021 ihr Diplom abschloss. Als freischaffende Künstlerin in Linz und Wien beschäftigte sie sich mit Arbeit, Produktionsprozessen und dem Verhältnis von Mensch und Maschine. Werke wie „Bagger, der sich selbst eingräbt“ und das „funktionslose Gerüst“ machten sie überregional bekannt. Für ihre Arbeiten erhielt sie mehrere Auszeichnungen, darunter den Arbeiterkammer-Kunstpreis (2021) und den Theodor-Körner-Preis (2022). Ihre Werke wurden national wie international gezeigt. Sie starb am 6. März 2025 mit nur 38 Jahren.
Von Politik bis Wissenschaft
Zu den weiteren sieben Persönlichkeiten, die im Beisein von Angehörigen und Wegbegleitern gewürdigt wurden, gehören:
- Donner Marie, 1930 – 2020, Überlebende der Reichspogromnacht und Zeitzeugin;
- Eypeltauer Beatrix, 1929 – 2023, Politikerin, Juristin;
- Grill Evelyn, 1942 – 2024, Literatin;
- Höfner Maria, 1900 – 1992, Wissenschaftlerin;
- Höller Ingrid, 1951 – 2023, Schauspielerin;
- Kaltenhauser Fanny, 1863 – 1941, Schriftstellerin;
- Schreiner Gisela, 1949 – 2023, ORF-Moderatorin;
- Voboril-Dworschak Ingrid, 1938 – 2015, Behindertensportlerin;
Die Biografien sind auf der Website des Frauenbüros und der Stadt Linz abrufbar und werden sukzessive auch als Audioguide verfügbar gemacht.
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