LINZ. Wenn ein Kind vor, während oder nach der Geburt stirbt, geht für die Eltern die Welt unter. Nicht selten bleiben sie mit der Trauer um ihr Sternenkind allein. Mit verschiedenen Begleitangeboten möchte die Katholische Kirche in Oberösterreich Betroffenen bei dieser schmerzhaften Erfahrung zur Seite stehen.
Der frühe Tod eines Kindes trifft Eltern völlig unvorbereitet. Waren sie gerade noch voller Freude, sind sie nun mit dem Unfassbaren konfrontiert. Die Zukunft, die sich die Eltern mit dem Kind in den schönsten Farben ausgemalt haben, gibt es nicht mehr. Träume und Wünsche sind zerbrochen, eine große Leere macht sich breit. Es scheint, als höre die Welt auf, sich zu drehen, während für andere das Leben weitergeht. Außenstehende können sich oft nur schwer einfühlen und finden in ihrer Hilflosigkeit nicht die richtigen Worte. Sie geben gut gemeinte Ratschläge, die oft mehr verletzen als helfen. Die Folge: Viele Betroffene fühlen sich unverstanden und erfahren sich mit ihrem Schmerz alleingelassen. Sie reduzieren ihre sozialen Kontakte und ziehen sich zurück.
Der Trauer Raum geben
Der Tod des eigenen Kindes, noch dazu am Anfang des Lebens, ist eine der schlimmsten Erfahrungen, mit der Eltern konfrontiert werden können. Er bedeutet häufig einen dramatischen Einschnitt für das weitere Leben. Trauer ist ein Heilungsprozess und braucht Zeit – jeder Mensch trauert anders und auf seine Weise. Nicht selten wird jedoch das Umfeld nach einer gewissen Zeit ungeduldig und ist der Ansicht, nach einer angemessenen Trauerphase müsse man doch zur „Normalität“ zurückkehren: Dabei wird übersehen, dass es diese „Normalität“ für die Betroffenen nicht mehr gibt.
Der Tod eines Kindes in der Schwangerschaft, während oder kurz nach der Geburt kann auch für die Beziehung eines Paares eine große Belastung darstellen. Meist ist der Umgang der beiden Partner mit der Trauer sehr unterschiedlich: Manche Menschen trauern aktiv, lassen ihre Gefühle zu und möchten darüber sprechen. Andere können nicht darüber reden und unterdrücken ihre Trauer. Oft kommt der Schmerz erst nach vielen Jahren wieder hoch und kann erst dann bearbeitet werden.
Die Katholische Kirche in Oberösterreich möchte Angehörigen von verstorbenen (Sternen-)Kindern einen geschützten Raum für Trauer eröffnen. Sie begleitet Eltern behutsam: mit Seelsorge im Krankenhaus, mit individueller Trauerbegleitung und in Gruppen für Mütter und Väter von Sternenkindern sowie mit Beratungsangeboten. Es ist wichtig, dass das Unbegreifliche immer wieder ausgesprochen werden darf, dass der Schmerz offen gezeigt werden darf. Und dass jemand da ist, der die Trauer aushält und mitträgt, oft ohne viele Worte.
Ein Licht der Hoffnung entzünden
Viele Familien gedenken jährlich weltweit am zweiten Sonntag im Dezember ihrer (Sternen-)Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind, indem sie um 19.00 Uhr eine Kerze ans Fenster stellen („Worldwide Candle Lighting Day“).
Durch die Zeitverschiebung entsteht eine Lichterwelle, die innerhalb von 24 Stunden einmal um die gesamte Erde wandert: Nachdem in einer Zeitzone die Kerzen ein paar Stunden gebrannt haben, erlöschen sie und werden in der nächsten Zeitzone wieder angezündet.
„Möge ihr Licht für immer scheinen“, so ist die Grundidee hinter dieser Lichterwelle. Jede Kerze brennt zum Gedenken an eine Kinderseele, die Spuren auf dieser Welt hinterlassen hat. Hinter der Bezeichnung „Sternenkinder“ steht die Vorstellung, dass frühverstorbene Kinder als Sterne am Himmel funkeln. Sie haben den Himmel erreicht, noch bevor sie das Licht der Welt erblicken durften.
Für Eltern von Sternenkindern ist der Schein einer Kerze Erinnerung und Hoffnung zugleich. Erinnerung an eine viel zu kurze Zeit mit ihrem Kind, und Hoffnung, dass sich das Dunkel der Trauer wandelt. Das Licht steht auch für Gemeinschaft und Zusammenhalt. Der Weltgedenktag zeigt betroffenen Frauen, Paaren und Familien: „Ihr seid nicht allein – eure Kinder sind nicht vergessen.“
Gedenkfeiern und Gedenkorte
Rund um den „Worldwide Candle Lighting Day“ lädt die Kirche auch in Oberösterreich zu gemeinsamen Gedenkfeiern für Sternenkinder ein. In Linz wird am Samstag, 13. Dezember 2025 um 15 Uhr in der Linzer Ursulinenkirche ein ökumenisches Gedenken mit Bischof Manfred Scheuer und Superintendent Gerold Lehner gefeiert. Dabei sollen Trauernde erfahren, dass sie nicht alleingelassen sind und dass im Miteinander Hoffnung entstehen kann.
Viele Sternenkinder haben keine eigene Grabstätte. Betroffenen Eltern hilft es, dass es Orte des Gedenkens gibt, die sie aufsuchen und wo sie ein Licht für ihr Kind entzünden können. Gedenkorte in Kirchen, Kapellen, Krankenhäusern und auf Friedhöfen in ganz Oberösterreich ermöglichen ein persönliches oder auch ein gemeinsames Sich-Erinnern.