Operation nach Krebs – Patienten erhielten neue Nase und neue Zunge
LINZ. Die Diagnose Krebs schockiert. Doch nicht nur die Angst vor dem tödlichen Ausgang der Krankheit ist für Betroffene eine mentale Herausforderung. Auch die sichtbaren Folgen von notwendigen Operationen belasten die Seele. Daher ist gerade im Bereich der Krebserkrankungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzten besonders wichtig.
Tumorentfernung und Rekonstruktion der betroffenen Areale im HNO-Bereich müssen oft parallel stattfinden, um lebensnotwendige Organfunktionen sicherzustellen, aber auch um die im Kopfbereich besonders sensible ästhetische Wiederherstellung zu gewährleisten. Im Ordensklinkum der Barmherzigen Schwestern zwei besonders komplizierte Operationen durchgeführt.
Medizinische Höchstleistungen
Bei der 47-jährigen Krankenschwester Karin Rücklinger wurde fortgeschrittener Zungengrundkrebs festgestellt, der einen Teil der Zunge und der angrenzenden Rachenwand befallen hatte. In einem komplexen Eingriff wurde der vom Krebs betroffene Teil entfernt und der Patientin anschließend ein exaktes Abbild des amputierten Teils verpflanzt: „Die Rekonstruktion funktioniert, wenn noch ein Teil der Zunge am Zungengrund erhalten ist. Bis zu zwei Drittel können ersetzt werden, wenn genügend Restmuskulatur vorhanden ist,“ erklärt Chirurg Martin Kaltseis.
Zehn Eingriffe waren notwendig
Ein österreichweit besonders spektakulärer Eingriff schenkte dem 57-jährigen Josef Rammer sein Gesicht zurück. Bei ihm wurde ein Plattenepithelkarzinom, ein sehr aggressiver Tumor im Inneren der Nase diagnostiziert, der letztendlich durch sein rasantes Wachstum eine vollständige Amputation der Nase erforderte. Oberärztin Andrea Oßberger „Wir haben aus einem entnommenen Rippenknorpel auf der Stirn ein Gerüst für die künftige Nase geformt. Diese Tragestruktur wurde dann unter die Stirnhaut und das darunter liegende Gewebe, den sogenannten Stirnlappen, eingebracht, wo sie im Laufe von sechs Wochen anwuchs. Insgesamt waren zehn Eingriffe nötig.“ „Eine komplette Nase in dieser Technik zu rekonstruieren war eine Premiere bei uns im Haus und wurde meines Wissens nach auch in Österreich so noch nicht angewendet. Die Grundidee, aus dem Gewebe des Hirnlappens eine Nase zu formen, wird schon 500 vor Christus in Indien beschrieben. Wir haben sie kombiniert mit dem Einsatz eines geformten Rippenknorpels als Tragestruktur ins 21. Jahrhundert geholt und natürlich modernstes Know-how aus dem plastisch chirurgischen Umfeld einfließen lassen“, erklärt die Plastische Chirurgin OÄ Dr. Andrea Oßberger.
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