Ärzte tagen in Linz: Bewusstsein für die reisemedizinische Vorsorge muss geschärft werden
LINZ. „Ich bin dann mal weg!“ Unter diesem Motto findet am Wochenende von 6. bis 8. April die mittlerweile 23. Linzer reisemedizinische Tagung statt. Tenor: eine gewissenhafte Vorbereitung der Reisenden ist unumgänglich.
Oberösterreichs Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser, der Facharzt für Hygiene, Mikrobiologie, Infektiologie und Tropenmedizin im Travel Med Center Leonding Martin Haditsch, der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Reise- und Touristikmedizin Herwig Kollaritsch sowie der Präsident der Medizinischen Gesellschaft für Oberösterreich Martin Clodi informierten vorab über die aktuellen Herausforderungen und die Situation in der Reisemedizin. Als besonderer Gast ist bei der Tagung Astronaut und Physiker Hans Schlegel in Linz vor Ort, der über die reisemedizinischen Aspekte der Raumfahrt informiert.
Gerade längere Reisen sind Herausforderung
„Manche Reisen führen in Regionen, die im Vergleich zu der bei uns praktizierten medizinischen Maximalversorgung – wenn überhaupt – nur über eine dürftige Infrastruktur verfügen. Das betrifft nicht nur entlegene Regionen wie Wüsten oder Hochgebirge, sondern auch Seeleute und Personen im humanitären Einsatz“, so Martin Haditsch vom Travel Med Center Leonding.
Krankheitserreger wandeln sich
Ausgangspunkt von Epidemien waren und sind immer noch viele der tropischen Länder. „Wie schnell und zum Teil dramatisch derartige Ausbrüche stattfinden können, ist historisch an Pocken, Grippepandemien und SARS und in jüngster Vergangenheit an den Beispielen Cholera, Ebola, Zika, Pest und Gelbfieber belegt“, so Haditsch. Das Problem sei, dass Krankheitserreger nicht konstant gleich bleiben würden, sondern sich verändern, wie Haditsch erläutert. „Es kommt auch zu einem neuerlichen Import von Krankheiten, die bei uns weniger bekannt sind“. Ein in österreichisch ausgebildeter Arzt werde damit überfordert sein“, erklärt auch Reise- und Touristikmedizin Herwig Kollaritsch.
Tagung dient zur Fortbildung
Seit 2015 können Ärzte ein eigenes ÖÄK-Zertifikat „Reisemedizin“ erwerben. „Somit wurde eine anerkannte Basisausbildung im Fach Reisemedizin etabliert, die auch formal Anschluss an die internationale Entwicklung gewinnen kann“, erläutert OÖ. Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser. Das Netzwerk sei wichtig, „die Reisemedizinische Tagung ist ein Refrescher für die Ärzte in dem Gebiet mit vielen Umbrüchen und ständig neuen Entwicklungen“, so Kollaritsch.
Gewissenhafte Vorbereitung unumgänglich
Vielen Leuten fehle das Bewusstsein dafür, wie wichtig eine gewissenhafte Vorbereitung auf Reisen sei. Nicht wie früher junge und fitte Menschen würden sich in abgelegenere Ecken der Erde aufmachen, sondern immer mehr auch ältere Personen mit sensiblen zugrunde liegenden Krankheiten. Immer wieder sind Reisende dann letztlich auf eine eigenständige und eigenverantwortliche Versorgung angewiesen. Haditsch verweist auf einen gängigen Leitspruch: „Don“t get hit, don“t get lit, don“t get bit, don“t do it, don“t eat shit“. Keine gewalttätigen Auseinandersetzungen, keine Alkohol- oder Drogenexzesse, keine Moskito-Bisse, kein Sex ohne Kondom und Nahrungshygiene seien die Grundregeln bei einer Reise. „Impfen und ein vernünftiges Verhalten ist die beste Vorsorge“, so Haditsch. Und er rät auch: „Die die nicht müssen, sollten nicht in Länder mit wirtschaftlichen und politischen Krisen reisen“, dies gehe immer mit Krankheitsherden und Epidemien einher.
Grundsätzlich sei die Einsicht wichtig, dass reisemedizinische Vorsorge nötig sei. „Es herrscht viel Falscheinschätzung, es gilt sich auch erst zu informieren, ob ein Reiseziel auch das richtige für Einen und die Familie ist“, so auch Kollaritsch.
Astronaut berichtet von Erfahrungen
Astronaut und Physiker Hans Schlegel, der selbst zwei Shuttle-Flüge absolviert hat, wird bei der Tagung anschaulich über die besonderen Bedingungen des Lebens und Arbeitens in der Schwerelosigkeit berichten. Seit 30 Jahren ist der gebürtige Deutsche, der in Texas lebt, Astronaut. „Für mich fängt die Reisemedizin da an, wo ich mich in eine andere als meine gewohnte Umgebung begebe“, so Schlegel.
Er ist am 6. April auch mit einem öffentlichen Vortrag im Deep Space im Ars Electronica Center zu erleben.
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