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Neurologische Auswirkungen bei Covid-19: Aufbau eines Expertennetzwerks am Kepler Universitätsklinikum

Nora Heindl, 08.07.2020 11:15

LINZ. In der ersten Phase der Corona-Pandemie wurde das Virus als reine Lungenerkrankung betrachtet. Inzwischen gibt es Hinweise, dass auch das Nervensystem betroffen ist. Als Mitinitiator der Covid-19-Taskforce der europäischen Akademie für Neurologie hat Tim J. von Oertzen, Leiter der Klinik für Neurologie 1 am Neuromed Campus, bereits Ende März begonnen ein Ressourcenzentrum aufzubauen, das über die neurologische Beteiligung bei Covid-19 informiert und den Erfahrungsaustausch fördert.

Tim J. von Oertzen (Foto: KUK)
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„Nachdem Covid-19 zunächst als Lungenerkrankung betrachtet wurde, zeigen sich nun Hinweise, dass auch andere Organsysteme beteiligt sind. Inzwischen wissen wir, dass diese auch das Nervensystem betreffen. Früheste Zeichen sind Riech- und Schmeckstörungen. Diese Symptome werden im Krankheitsscreening, etwa an den Schleusen beim Eintritt in Krankenhäuser und in Arztordinationen abgefragt“, schildert der Primar die ersten offensichtlichen neurologischen Auswirkungen von Corona. 

Mehr Schlaganfälle, Entzündungen sowie andere Erkrankungen des Nervensystems

„Während diese Symptome meist mit einer milden Verlaufsform der Erkrankung verbunden sind, gibt es durchaus auch schwere Erkrankungen wie Schlaganfälle, Hirn- und Hirnstammentzündungen sowie entzündliche Erkrankungen im peripheren Nervensystem – insbesondere das Guillain-Barré-Syndrom, eine entzündliche Erkrankung der Nerven, die mit Muskelschwäche und Lähmungen einhergeht. All diese Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems entstehen durch verschiedenste Mechanismen und auch in unterschiedlichsten Phasen der Covid-19-Erkrankung“, erklärt Gerhard Ransmayr, Vorstand der Klinik für Neurologie 2 am Med Campus III.

Während bei schweren Schlaganfällen vorrangig die Störung der Blutgerinnung und eine vermehrte Neigung zu Blutgerinnseln gegeben ist, sind die Entzündungen im Hirnstamm eher auf Veränderungen im Immunsystem der Patienten zurückzuführen. „Es wurden Patienten beobachtet, die an einer schweren, aber stabilen Lungenentzündung erkrankt waren, deren Gesundheitszustand sich trotzdem rasch verschlechterte und die verstarben. Das könnte auf ein Versagen des im Gehirn gesteuerten Atemantriebs zurückzuführen sein“, sagt Tim J. von Oertzen.

Die Erfassung neurologischer Symptome bei Covid-19-Erkrankungen, die damit verbundene Erforschung der zugrunde liegenden Mechanismen und vor allem die daraus resultierenden Ansätze für eine Therapie haben daher höchste Priorität.

Ressourcenzentrum für gute und strukturierte Daten für die Neurologie

„Als Mitinitiator der Covid-19-Taskforce der europäischen Akademie für Neurologie haben wir bereits Ende März ein Ressourcenzentrum für Neurologen aufgebaut, um über die neurologische Beteiligung bei Covid-19 zu informieren. Wir haben eine Online-Umfrage durchgeführt, an der sich mehr als 5.000 Ärzte beteiligten. Die ersten Umfrageauswertungen bestätigen neurologische Mitbeteiligung bei Covid-19.“

Gleichzeitig wurde ein Register ins Leben gerufen, in dem vorausschauend und auch rückblickend Patienten, die eine neurologische Mitbeteiligung bei Covid-19 gezeigt haben, mit ihren spezifischen Symptomen strukturiert erfasst werden können. Für dieses Register haben bereits über 200 Institutionen Interesse bekundet.

„Neben der Erstellung der weltweit ersten Konsensus-basierten Empfehlungen für Neurologie und Covid-19 stehen wir im Austausch mit der „American Academy of Neurology“ sowie anderen neurologischen Assoziationen und der WHO, um das gemeinsame Ziel, möglichst rasch gute und strukturierte Daten über die neurologische Beteiligung bei Covid-19 zusammentragen zu können, zu erreichen“, schließt von Oertzen.


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