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Die heiße Tasse Tee, eine unterschätzte Gefahr für Kinder

Nora Heindl, 17.11.2020 09:21

LINZ. So wohltuend eine heiße Tasse Tee sein kann, für Kleinkinder stellt sie oftmals eine unterschätzte Gefahr dar. Der unerwartete Griff zur Tasse kann zur Verbrühung von bis zu 30 Prozent der Körperoberfläche führen, wobei bereits ab etwa zehn Prozent für Kleinkinder und Säuglinge Lebensgefahr besteht.

Der neugierige Griff zur heißen Tasse Tee ist schneller passiert als gedacht. (Foto: ronstik/Shutterstock.com)

Kleinkinder entdecken voller Neugier ihre Welt und sind dabei fast ständig in Bewegung. Da ihnen noch das Gefahrenbewusstsein fehlt, können gefährliche Situationen entstehen. Zu verlockend ist es zum Beispiel, am herunterhängenden Kabel des eingeschalteten Wasserkochers zu ziehen, um zu sehen, was denn hier so blubbert.

Die Folgen sind verheerend, wie Simon Kargl, Leiter der Kinder- und Jugendchirurgie am Kepler Universitätsklinikum und Fachgruppenvertreter für Kinder- und Jugendchirurgie der Ärztekammer für Oberösterreich, weiß: „Kommt die empfindliche Kinderhaut mit 50 Grad heißem Wasser für etwa zehn Sekunden in Kontakt, können Brandblasen und Verbrühungen zweiten Grades entstehen. Ist die Flüssigkeit 65 Grad heiß, reicht eine halbe Sekunde, um die Haut vollständig zu zerstören.“

Kinderhaut ist empfindlich

Die Haut von Kindern unter fünf Jahren ist dünner als die eines Erwachsenen. Deshalb kann der Kontakt mit heißen Flüssigkeiten die Hautoberfläche von Kleinkindern besonders schwer schädigen und zu bleibenden Narben führen. Da sich die Unfälle meist im Beisein von Erwachsenen ereignen, ist das Psychotrauma für Kind und Eltern bei Verbrühungsverletzungen oft enorm. Eine interdisziplinäre Behandlung ist daher sehr wichtig.

„Je nach Ausmaß der Verletzung kann die Nachbehandlung mehrere Monate bis Jahre dauern. Um wulstige oder gar bewegungseinschränkende Narbenbildung zu verhindern, erfolgt die Behandlung mit Cremen, Kompressionsanzügen und verschiedenen Bewegungstherapien“, erklärt der Primar.

Seit gut einem Jahr kann dank des Kinder- und Jugend-Rehazentrums kokon in Rohrbach-Berg Kindern mit Brandverletzungen nun auch in Oberösterreich mit einer stationären Reha-Behandlung geholfen werden.

Gefährliche Situationen

Zum Glück lassen sich viele Gefahren im Alltag aber ganz einfach vorbeugend mindern. So sollte man nichts Heißes trinken oder essen, während das Kind auf dem Schoß oder am Arm sitzt. Ebenso wenig sollten heiße Gefäße herumgetragen werden, wenn Kinder im Raum spielen. Vorsicht gilt auch bei eingeschalteten Geräten wie Wasserkocher oder Kaffeemaschine. Zu verlockend ist es für die Kleinen, am herunterhängenden Kabel zu ziehen. Gleiches gilt für Tischdecken. Heiße Getränke oder Speisen sollten generell stets in die Tischmitte gestellt werden. Für den Herd gilt, Griffe von Töpfen nach hinten schauen lassen und wenn möglich den hinteren Kochbereich benutzen.

Keine Hausmittel zur Erstversorgung verwenden

Passiert ein Unfall, ist rasche Hilfe nötig. Die durchnässte Kleidung sollte vorsichtig entfernt werden. Kleine Verbrühungen können zur Schmerzstillung mit handwarmen Wasser für maximal zehn Minuten gekühlt werden. Bei Säuglingen und Kleinkindern sowie bei großflächigen Verletzungen ist eine Kühlung aber generell verboten, zu groß ist die Gefahr einer gefährlichen Senkung der Körpertemperatur. Salben, Cremes und sogenannte Hausmittel, von Honig bis Zahnpasta, haben bei der Erstbehandlung von Verbrühungen absolut keinen Platz. Statt zu helfen, erhöhen sie das Infektionsrisiko und erschweren die Behandlung der verletzten Haut. Am besten ist es, das Kind bis zum Eintreffen der Rettung in eine sterile Decke oder ein sauberes Badetuch zu hüllen.


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