Das Familienzentrum Linz-Pichling geht gegen häusliche Gewalt vor
LINZ. Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen wird derzeit weltweit das Recht auf ein gewaltfreies Leben eingefordert. Die Stadt Linz geht seit diesem Jahr mit einem Projekt im Familienzentrum Pichling aktiv gegen häusliche Gewalt vor. Angeboten wird unter anderem eine Beratung für Gewalttätige und deren Familien.
Die Linzer Frauenstadträtin Eva Schobesberger (Grüne) weist am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen auf häusliche Gewalt hin: „Männergewalt ist in unserer Gesellschaft ein großes Problem. Mindestens jede fünfte Frau ist in Österreich von häuslicher Gewalt betroffen. Wir wissen, dass die Dunkelziffer noch viel höher ist. Die aufgrund der Corona-Pandemie notwendigen Ausgangsbeschränkungen und die wirtschaftliche Krisensituation erhöhen gerade jetzt die Gefahr für Frauen und Kinder, Opfer von Gewalt im eigenen Zuhause zu werden. Das können wir als Gesellschaft trotz einer Notsituation nicht hinnehmen! Neben einer engagierten Frauenpolitik bedarf es mehr denn je einer opferschutzzentrierten Täterarbeit und Gewaltprävention von Anfang an. Deshalb bin ich sehr froh, dass es uns gelungen ist, dieses Jahr ein Gewaltschutzprojekt mit den erfahrenen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Familienzentrums Pichling zu starten“.
Das Familienzentrum Pichling (Famiz Pichling) ist Teil der Kinder- und Jugendservices (KJS) der Stadt Linz. Zusätzlich zu klassischer Elternbildung und Beratung wird auch eine spezielle Beratung für Gewalttätige und deren Familien angeboten. Während des ersten Lockdowns und der Corona-Krise wurden in der Beratung im Famiz zwei Phänomene beobachtet. Zum einen stabilisierten sich manche Familien durch die viele gemeinsame Zeit, zum anderen eskalierten Familiensituationen. Das war vor allem bei Paaren der Fall, die kurz vor einer Trennung oder Scheidung standen und durch die Regierungsmaßnahmen gezwungen waren, weiterhin zusammenzuwohnen. An dem Punkt setzt auch das jährlich mit 50.000 Euro dotierte Gewaltpräventionsprojekt der Stadt Linz an.
Opferschutzorientierte Täterarbeit
Die drei Schwerpunkte liegen auf der opferschutzorientierten Täterarbeit sowie auf Familien-, Scheidungs-, und Trennungsberatung. Bei dieser gibt es zwei unterschiedliche Ausrichtungen - „Nicht Täter werden“ und „Gewalt beenden“. Die erste soll Gewalteskalation im Vorhinein vermeiden, im zweiten Fall hat sich bereits eine Gewalthandlung ereignet. Gemeinsam mit Beratern, die eine Ausbildung mit dem Schwerpunkt auf Gewalt absolviert haben, werden Lösungsmöglichkeiten, um aus der Gewaltspirale auszubrechen, erarbeitet. Auch Deeskalationsstrategien werden unterstützt. Darüber hinaus wird Burschenberatung angeboten, um ein positives, gewaltfreies Bild von Männlichkeit zu vermitteln. Das Familienzentrum Pichling kooperiert bei diesem Projekt mit der Linzer Kinder-und Jugendhilfe, die Termine für Eltern als Auflage bestimmen kann, und zukünftig mit dem Gewaltschutzzentrum Oberösterreich. Während des ersten Lockdowns im März wurde auch die Zusammenarbeit mit der Polizei verstärkt. Jede Person erhält nach einer Wegweisung Kontaktdaten des Familienzentrums Pichling. Das Famiz Pichling ist unter der Telefonnummer 0732/320071 oder per E-Mail erreichbar.
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