Damit Kinder die Welt wieder greifen können
LINZ. Kinder begreifen die Welt durch ihre Hände. Für eine positive Entwicklung ist nicht nur die Greiffunktion an sich wichtig, sondern auch die Möglichkeit zu tasten, Begriffe zu deuten und Gefühle auszudrücken. Ist die Funktion der Hand durch eine angeborene Fehlbildung oder Verletzung beeinträchtigt, ist die Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie in Linz eine wichtige Anlaufstelle.
„Ziel einer Behandlung ist es, frühzeitig eine optimale Handfunktion (wieder)herzustellen. Angeborene Handfehlbildungen werden deshalb meist bereits ab dem ersten Geburtstag operativ behandelt. Sind mehrere Operationsschritte notwendig, sollten diese im Kindergartenalter abgeschlossen sein“, erklärt Oberärztin Lisa Mailänder, Kinderhandchirurgin an der Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie am Med Campus IV. des Kepler Uniklinikums.
Primar Simon Kargl, Vorstand der Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie weiß: „Kinder mit angeborenen Handfehlbildungen leiden nicht selten auch an Erkrankungen anderer Organsysteme und profitieren von einer Behandlung an unserer Klinik der Maximalversorgung. Aber auch zum Beispiel nach Brandverletzungen der Hand ist die optimale Versorgung wesentlich für einen guten Heilungsverlauf.“
Größe der Kinderhände vervierfacht sich
Kinderhände wachsen von Geburt an bis ins junge Erwachsenenalter und vervierfachen dabei ihre Größe. Ungünstig liegende Narben können im Lauf des Wachstums zu Bewegungseinschränkungen führen. Deshalb ist viel Fachwissen notwendig, um problematische Narben erst gar nicht entstehen zu lassen.
Auch in der Nachbehandlung nach Operationen oder Verletzungen sind bei Kindern andere Maßstäbe anzulegen als bei Erwachsenen. Die Verbände müssen stabiler, aber leichter sein und dem täglichen Spielen standhalten. Nach komplexen Eingriffen an der Kinderhand trägt die ergotherapeutische Behandlung einen wichtigen Teil zur Integration der Hand in den Alltag bei.
Operationsmethoden in der Handchirurgie bei Kindern
Handchirurgische Eingriffe bei Kindern sind keine Standardoperationen und können nicht wie beim Erwachsenen durchgeführt werden. Jede Verletzung und jede Fehlbildung ist anders und muss dem Alter des Kindes entsprechend unterschiedlich behandelt werden.
„Damit eine Operation optimal verläuft, bedarf es eines genauen Konzeptes: Die Lage der Hautschnitte, die Wahl der Hauttransplantate zur Defektdeckung und der Metallimplantate am Knochen muss sorgsam getroffen werden. Zur Ruhigstellung nach einer Operation werden besondere Verbände angelegt, die leicht und gleichzeitig stabil sind. Für eine optimale Passform und auch damit das Kind diese gerne trägt, werden Schienen zur Nachbehandlung speziell angefertigt. Nach einem Eingriff wird besonderes Augenmerk auf die frühzeitige Mobilisierung sowie auf die Narbenpflege gelegt – dies geschieht in enger Kooperation mit den Ergotherapeutinnen“, erklärt die auf Kinderhandchirurgie spezialisierte Oberärztin Lisa Mailänder.
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