Lehrberuf Buchbinder: ein selten gewordenes Handwerk
LINZ. Selten ist er geworden, der Lehrberuf zum Buchbinder. Nicht verwunderlich, werden doch auch die Buchbindereien in Österreich immer weniger. In Linz seit 1935 ansässig ist die Buchbinderei Strandl.
„Ich glaube, aktuell gibt es österreichweit nur mehr etwa 90 Buchbinder, die das Gewerbe angemeldet haben. Und sie werden stetig weniger, weil die Betriebe keine Nachfolger finden“, weiß Geschäftsführer Clemens Strandl, der den Familienbetrieb in der Wiener Straße in dritter Generation führt. Insgesamt wurden hier seit 1935 etwa 30 Lehrlinge ausgebildet.
Zuletzt hat Severin Vormayr als außerordentlicher Lehrling die Lehrabschlussprüfung gemeistert. Der 22-Jährige hat die HAK-Matura und ein Zivildienstjahr absolviert, bevor er sich für den Lehrberuf des Buchbinders entschied. „Mir hat einfach die Vorstellung gefallen, etwas Schönes mit meinen Händen zu machen und ich hatte schon immer ein Faible für Bücher“, erzählt der Linzer. Seine außerordentliche Lehrzeit von 18 Monaten - die Hälfte der bisher üblichen Lehrzeit - begann er zunächst woanders, bevor er für die letzten fünf Monate in die Buchbinderei Strandl wechselte. „Ich finde, als Buchbinder arbeitet man mit sehr schönen Materialien. Neben Papier, Karton und Leder kann man auch alle anderen Werkstoffe miteinbeziehen, teilweise haben wir Aufträge mit Holz, Glas oder Eisen“, erklärt Vormayr, der betont: „Ein hochwertiges, eingebundenes Buch erfordert einfach Handarbeit, das lässt sich nicht maschinell machen.“
Als sehr abwechslungsreich beschreibt auch Clemens Strandl den Arbeitsalltag, „weil wir sehr wenige Großauflagen machen, das meiste spielt sich bei uns zwischen drei und zehn Büchern ab.“ Ein Schwerpunkt liegt in der Buchbinderei Strandl auf Diplomarbeiten, aber auch Urkundenmappen, Protokollbücher für Gemeinden, Quartalszeitschriften, Kassetten und mehr werden angefertigt.
Übrigens: Der technologischen Entwicklung Folge leistend, heißt der Lehrberuf künftig Buchbindetechnik und Postpresstechnologie und dauert 3,5 anstatt drei Jahre.
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