Auch mangelhaftes Sehen kann Ursache für Unfälle sein
OÖ. 65 Unfalltote gab es im Vorjahr auf Oberösterreichs Straßen. Viele Unfälle würden sich durch einen besseren Umgang mit den eigenen Sehschwächen vermeiden lassen, so die oberösterreichischen Augen- und Kontaktlinsenoptiker. Denn hinter den gängigen Unfallursachen stecke auch mangelhaftes Sehen.
Ablenkung und unangepasste Geschwindigkeit gelten als Hauptgründe für Verkehrsunfälle. Doch diese Interpretation greift zu kurz, meint Philipp Orso, Landesinnungsmeister der Augen- und Kontaktlinsenoptiker: „Ich bin überzeugt, dass mit einem jährlichen Sehtest und die für die eigenen Fahrgewohnheiten optimal abgestimmte Sehkorrektur einige dieser Unfälle nicht stattgefunden hätten.“
Die drei gefährlichsten Sehprobleme im Straßenverkehr
„Die größte Unfallursache im Straßenverkehr ist bekanntlich die Ablenkung. Was dabei häufig übersehen wird, ist, dass es dabei nicht nur um Handygespräche während der Fahrt geht“, sagt Orso. Ein verstecktes Problem: Ab Mitte 40 verändert sich das Sehen und es wird für Autofahrer schwieriger, mit dem Blick zwischen Straße und Armaturenbrett (also Ferne und Nähe) hin- und herzuwechseln und beispielsweise die Signale von Navi oder Rückfahrkamera sofort richtig zu erfassen. Die Beschäftigung damit lenke vom Straßenverkehr ab und es vergehen kostbare Sekunden. Orso: „Das ist ein Sicherheitsproblem, das etwa mit Spezialbrillen für die Autofahrt leicht in den Griff zu bekommen wäre. Sie ermöglichen den gleitenden Übergang zwischen den zwei Sehdistanzen und verhindern die Ablenkung.“
Auch schiefgegangene Überholmanöver, zu hohe Geschwindigkeiten und das Abkommen von der Straße könnten gerade im Herbst an einem Sehproblem liegen: der Blendung. „Das Ausmaß wird von Autofahrern gerne unterschätzt. Im Herbst steht die Sonne tief und das Licht wird noch dazu vom oft feuchten Asphalt stark reflektiert. Es kann durchaus vorkommen, dass man eine Kurve umrundet und mit einem Schlag ‚erblindet‘.“ Die gewählte Geschwindigkeit ist auf einmal viel zu hoch, aus einem Routinemanöver werde ein Sicherheitsrisiko. „Eine Sonnenbrille mit Polarisationsfilter, moderner Anti-Blend-Technologie und einer entsprechenden Tönung könnte das Unfallrisiko reduzieren“, sagt Orso.
Im umgekehrten Fall freilich ist die im Herbst rascher einsetzende Dunkelheit das Problem. „Wer sich beim Fahren am Abend unwohl fühlt, leidet eventuell unter einer Dämmerungsmyopie (Dämmerungskurzsichtigkeit) Die Ursache dafür sind die in der Dunkelheit größeren Pupillen, welche zur Änderung der Lichtbrechung in den Augen führen kann. Bitte lassen Sie in diesem Fall unbedingt ihre Sehstärke testen, bevor Ihr defensives Fahrverhalten zum Sicherheitsrisiko wird.“
Jährlicher Sehtest
„Eine wesentliche Sicherheitsmaßnahme ist, besonders für Menschen ab Mitte 40, der jährliche Sehtest beim Augenoptiker / Optometristen“, ist der Experte überzeugt. „Ab dann wird die Altersweitsichtigkeit zum Thema. Fehlsichtigkeiten wie diese können aber üblicherweise schnell und problemlos mit entsprechenden Gläsern und Kontaktlinsen ausgeglichen werden. Damit wird das Sicherheitsrisiko auf der Straße insgesamt reduziert.“
Nicht nur Autofahrer sind gefordert!
Aber nicht nur Autofahrer sollten prüfen, ob ihre Augen Unterstützung brauchen. „Auch andere Straßenteilnehmer sind gefordert.“ Zum Beispiel seien sich nicht alle Radfahrer und Fahrer von Elektrorollern im Klaren, dass auch sie aufgrund der großen Geschwindigkeiten, mit denen sie unterwegs sind, Sehhilfen brauchen könnten. „Bei ihnen ist das Problembewusstsein sogar geringer, als bei Autofahrern.“ Eine optimale Brille für Radfahrer ist etwa eine optische Sportbrille mit großem Sichtfeld und guter Belüftung und einer Tönung, die Kontraste betont.
Und selbst die Jüngsten können dazu beitragen, dass der Straßenverkehr sicherer wird. „Volksschüler dürfen schon alleine nach Hause gehen und das ist auch gut so. Aber es ist wichtig, dass sie selbst gut sehen können, damit sie Gefahren früh erkennen und optimal geschützt sind.“ Gerade bei Kindern werde eine Sehschwäche oft nicht von selbst erkannt. „Zu Schulbeginn empfehle ich daher allen Eltern, die Sehstärke ihrer Kinder überprüfen zu lassen“, appelliert der Landesinnungsmeister.
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