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Immer mehr junge Menschen leiden an Spiel- und Internetsucht

Nora Heindl, 02.03.2022 20:17

OÖ. Acht Millionen Menschen nutzen in Österreich das Internet. Sowohl beruflich als auch privat ist das World Wide Web nicht mehr wegzudenken. Gerade in der Corona-Pandemie ist die Online-Nutzung stark gestiegen, darunter leider auch die Anzahl jener Menschen, die vom Internet nicht mehr wegzubringen sind. 

 (Foto: Terelyuk/Shutterstock.com)
(Foto: Terelyuk/Shutterstock.com)

Fast neun Stunden pro Tag verbringen Österreicher ab 14 Jahren mit Fernsehen, Radio, Zeitungen und Magazinen, Onlinemedien und Social Media (inkl. Parallel-Nutzung), 89 Prozent des Medienkonsums entfallen auf Online-Medien.

„Gerade in der Corona-Pandemie häufen sich die Anfragen von Eltern, die ihre Kinder nicht mehr vom Computer oder Handy wegbekommen“, sagt Kurosch Yazdi, Vorstandsvorsitzender von pro mente OÖ und Leiter der Ambulanz für Spielsucht, einem Angebot von pro mente OÖ. „Ein weiteres Problem ist der Anstieg der Kaufsucht via Internet. Es ist sehr bequem, vom Computer aus zu shoppen, das Problem ist aber, dass man hier schnell den Überblick verliert, wie viel man kauft. Außerdem steigt die Gefahr, Dinge zu kaufen, die man nicht wirklich benötigt und man schneller in einen Kaufrausch verfällt.“

Verhaltenssüchte als gesellschaftliches Problem

Die große Gemeinsamkeit der meisten Verhaltenssüchte ist, dass sie durch das Internet „betrieben“ oder „getriggert“ werden. Das Internet stellt also die „Droge“ zur Verfügung. Dafür braucht es mehr Problembewusstsein in der Gesellschaft.

Die Corona-Lockdowns haben bei uns allen Spuren hinterlassen – besonders junge Menschen leiden darunter. Psychische Probleme unter den jungen Menschen steigen an, immer mehr kippen auch in eine Verhaltenssucht und vernachlässigen das reale Leben, soziale Beziehungen und haben Probleme in der Schule. Die Prävalenz der Internetsucht lag 2019 bei 3,9 Prozent und 2020 signifikant höher bei 7,8 Prozent und hat sich somit verdoppelt (Quelle: Johannes Gutenberg-Universität, Mainz).

Auch die Glücksspielsucht hat sich in den letzten Jahren und vor allem während der Corona-Pandemie verändert. Vor allem junge Männer fühlen sich von Onlinespielen angezogen, die auch finanzielle Folgen mit sich tragen. Ältere Menschen tendieren hingegen mehr zur Offline-Glücksspielsucht.

Wenn aus Spiel bitterer Ernst wird

„Online-Gaming kann Spaß machen und ein netter Zeitvertreib sein. Wir beobachten aber zunehmend die Problematik, dass die Grenzen zwischen Online-Gaming und Glücksspiel mehr und mehr verschwimmen“, sagt Karlheinz Staudinger, Psychotherapeut in der Ambulanz für Spielsucht. „Die Anbieter der Onlinespiele integrieren immer öfter Glückspielelemente in Ihre Computerspiele, um einen Zusatzverdienst zu generieren, sodass schon Kinder früh das Geld ihrer Eltern zu verspielen beginnen. Und auch unsere Jugendlichen können dadurch sehr bald in die Schuldenfalle tappen, die Folge dessen, kann ein schlechter finanzieller Start ins Leben sein und der Rückzug aus dem sozialen Leben. Können Jugendliche, trotz des Risikos, es verhindern, in eine Glücksspielsucht verfallen? Wenn nein, wer hilft diesen jungen Menschen? Diese Fragen begleiten uns tagtäglich in der Arbeit.“

Die umfangreichste Studie im Bereich der Computerspielsucht im Zusammenhang mit Corona wurde 2021 im Auftrag der DAK (Deutschland) vorgestellt. Darin zeigt sich eine statistisch signifikante Zunahme von Computerspiel-Sucht von 2,7 auf 4,1 Prozent während der Corona-Krise. Das entspricht einer Steigerung um 51,8 Prozent, die überwiegend durch die Corona-Krise und die damit einhergehenden Maßnahme Homeschooling und Lockdown erklärbar ist. Der Studie zufolge ist auch nicht zu erwarten, dass der Effekt nur vorübergehend ist. In Österreich kann man von ähnlichen Zahlen ausgehen.

Aktuelle IMAS-Studie aus Österreich

„35 Prozent, also rund ein Drittel der ÖsterreicherInnen ab 16 Jahren, haben schon jemals regelmäßig um Geld gespielt, also zum Beispiel im Casino, bei Spielautomaten, Lotto, Brieflose usw. oder auf Sportergebnisse gewettet. Für 65 Prozent dagegen trifft das nicht zu“, sagt Paul Eiselsberg, Research Director von IMAS International.

„Rund ein Fünftel der jemals regelmäßigen Spieler spielt hauptsächlich online, 74 Prozent offline. Die Online-Spieler sind vermehrt in der Altersgruppe der 16- bis 34-Jährigen, während Offline-Spieler eher bei den über 60-Jährigen zu finden sind. Die Corona-Krise hat das Spielverhalten bei mehr als einem Viertel der jemals regelmäßigen Spieler verändert. Acht Prozent geben an, um mehr Geldeinsatz gespielt zu haben, 12 Prozent dagegen haben um weniger Geldeinsatz gespielt. Sechs Prozent sind in dieser Phase vermehrt auf Online-Spiele umgestiegen. Für die Mehrheit von 66 Prozent hat sich durch die Krise keine Veränderung im Spielverhalten ergeben.“

Angebote in der Suchtprävention

„Wir sehen, dass sich in der Pandemie die Nutzung von digitalen Anwendungen massiv verstärkt hat. Das bietet auf der einen Seite viele Chancen, birgt aber anderer auch zahlreiche Risiken, die mit exzessiver Nutzung von digitalen Medien, Onlinespielen etc. einhergehen. Das Land OÖ setzt auf eine Strategie, die sowohl ein breites Angebot der Suchthilfe unterstützt und bereitstellt, aber vor allem auch schon in den oö. Bildungseinrichtungen durch Aufklärung, Information und Prävention vorsorgt“, sagt Bildungslandesrätin LH-Stv. Christine Haberlander.

Bereits in Krabbelstuben und in Kindergärten werden Teams zum Thema „Psychosoziale Gesundheit“ geschult. Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Fernsehen und digitale Medien“ bereits in frühem Kindesalter trägt dazu bei, ungünstige Nutzungsweisen erst gar nicht entstehen zu lassen bzw. die praktizierte Nutzung zu überdenken. Auch die Eltern werden dabei mit einbezogen und in Vorträgen unter dem Titel „Schalt doch einmal ab! Medienerziehung in der Familie“ Tipps gegeben bzw. Handlungsanleitungen erarbeitet, die Eltern im Umgang mit kindlichem Medienkonsum unterstützen.

Auch in den Lebenskompetenzprogrammen, die für die erste bis 10. Schulstufe angeboten werden, zieht sich das Thema „Medienkonsum“ wie ein roter Faden durch die Jahrgänge. Lehrer werden dabei geschult, mit den Kindern und Jugendlichen thematisch in die Diskussion zu gehen und durch Schaffung von Bewusstsein und Reflexion nicht nur exzessiven Konsum vorzubeugen, sondern sich auch mit problematischen Inhalten auseinanderzusetzen.

Für Eltern und Erziehende gibt es etwa das Angebot „Nur noch dieses eine Level! - Wie begleite ich mein Kind in die Welt der Digitalen Medien?“. Dabei wird nicht nur die Faszination der Digitalen Medien und warum es Kindern und Jugendlichen oft schwer fällt auszuschalten thematisiert, sondern auch die möglichen Gefährdungen im Zusammenhang mit digitalen Medien erarbeitet. Der wichtigste Teil dabei ist allerdings gemeinsam herauszuarbeiten, welche Möglichkeiten vorhanden sind, um Kinder in der Entwicklung eines verantwortungsvollen Umgangs mit elektronischen Medien zu unterstützen.


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