DaVinci-Operationsroboter erstmals in der Kinderurologie am Ordensklinikum Linz im Einsatz
LINZ. Das OP-Robotersystem DaVinci, das seit 2022 am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern im Einsatz ist, wird nun erfolgreich in der Kinderurologie eingesetzt. Somit werden am Nationalen Referenzzentrum für seltene Erkrankungen des Urogenitaltraktes erstmals Eingriffe mit dem Operationsroboter bei Kindern und Jugendlichen mit Nierenerkrankungen durchgeführt. Dies ermöglicht den erkrankten Kindern eine raschere Heilung mit weniger damit verbundenen Schmerzen.
Die neue DaVinci-Operationsmethode wird in der Kinderurologie bei Jugendlichen ab dem Alter von etwa zwölf Jahren bzw. Adoleszenten bei einer Harnleiterabgangsenge angewandt. „Bisher musste bei einem derartigen chirurgischen Eingriff bei einer Abgangsstenose in diesem Alter ein zehn bis 15 Zentimeter großer Schnitt durch das seitliche Muskelgewebe gemacht werden. Damit war bisher ein sehr langer und mitunter auch schmerzbehafteter Heilungsprozess von bis zu zwölf Wochen verbunden. Mit dem DaVinci sind solche Eingriffe nun mit drei kleinen Schnitten, die sich bei Entfernung der Robotersonden beinahe von selbst verschließen, möglich. Unsere operierten Kinder und Jugendliche sind am Tag nach der OP fast schmerzfrei“, ist Josef Oswald, Vorstand der Abteilung Kinderurologie des Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern, begeistert.
Mit dem OP-Roboter kann außerdem noch exakter operiert werden, da sich das Operationsgebiet an der Konsole dank HDTV bis zu zehnfach vergrößert darstellen lässt. „Der Operateur kann sämtliche Gewebeschichten und Strukturen wie durch eine Lupe detailgenau beurteilen und seine chirurgischen Maßnahmen punktgenau setzen. Das DaVinci-System gleicht außerdem die bei jedem Menschen vorhandenen, feinen Zitterbewegungen der Hände vollständig aus und sorgt damit für ein äußerst präzises Arbeiten, wobei es kaum zu Blutungen kommt“, sagt Oswald.
Jährlich werden an der Kinderurologie des Ordensklinikum Linz mehr als 3.000 Kinder stationär aufgenommen. Von 2.000 durchgeführten Operationen entfällt rund die Hälfte auf hochkomplexe Eingriffe.
Was ist eine Harnleiterabgangsenge?
Harnleiterabgangsenge wird auch als Nierenbeckenabgangsenge oder -stenose bezeichnet. Ausgelöst durch Vernarbungen, Entzündungen oder angeboren durch einen besonderen Verlauf der Blutgefäße zur Niere, wird der Abgang des Harnleiters aus dem Nierenbecken eingeengt. Folgen sind ein ständiger Rückstau des Harns im Nierenbecken. Auf Dauer schädigt das die Nierenfunktion nachhaltig und kann, neben Schmerzen, außerdem zu schweren Infektionen führen. Oft bleibt die Erkrankung lange unbemerkt.
Typische Anzeichen für eine Harnleiterabgangsenge sind Flankenschmerzen oder ein Druckgefühl über der Nierenregion. Dieses Gefühl nimmt bei großen Trinkmengen zu. Aber auch Infekte mit Fieber, Abgeschlagenheit und Schüttelfrost können Anzeichen sein. Zeigen durchgeführte Untersuchungen, dass die Niere noch fit und gut mit guter Restfunktion ohne schweren Schaden durch den Harnstau ist, kann der Harnleiter- bzw. Nierenbeckenabgang rekonstruiert werden.
Viele Fehlbildungen werden bereits vor der Geburt diagnostiziert und die Operationen im ersten Lebensjahr durchgeführt, um späteren Schäden an den Nieren vorzubeugen. „Angeborene Fehlbildungen des Urogenitaltraktes stellen für die Betroffenen einen enormen Leidensdruck dar und sind im schlimmsten Fall sogar lebensbedrohlich. Unser Fokus liegt auf der Frühdiagnostik, um – je nach Erkrankungsbild – so früh wie nötig operieren zu können. Unser erklärtes Ziel ist es, unsere kleinen Patienten vor dauerhaften Schäden an den Nieren, die etwa zur Dialyse oder zum Verlust des Organs führen können, zu bewahren und ihnen ein normales Leben zu ermöglichen“, erklärt Oswald. Die minimalinvasive, robotergestützte Nierenbeckenplastik wird nun am Ordensklinikum Linz bei jungen Patient*innen ca. ab dem 12. Lebensjahr mit dem OP-Robotersystem DaVinci durchgeführt.
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