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Sexualberaterin über Erektionsschwierigkeiten: Wenn Mann nicht kann, ist er damit nicht allein

Nora Heindl, 16.02.2023 10:44

LINZ. Männer können immer und wollen immer - ein Stempel, der den Männern nach wie vor aufgedrückt wird, weiß Sexualberaterin Sabrina Pascher. Etwa 65 Prozent ihrer Klienten sind Männer, der älteste war 81, der jüngste 16. Hauptthema Nummer eins: Erektionsschwierigkeiten.

Ja, es ist normal, dass im Bett auch mal Flaute herrscht. (Foto: Wayhome Studio/stock.adobe.com)
Ja, es ist normal, dass im Bett auch mal Flaute herrscht. (Foto: Wayhome Studio/stock.adobe.com)

„In den meisten Fällen steckt ein psychologischer Grund dahinter: Stress im Job, im Alltag, Kinder. Es gibt so viele Gründe, weshalb es auch keine pauschale Lösung gibt“, so die 36-jährige Linzerin.

Check beim Urologen

Ruft ein Mann bei ihr an, rät sie immer zuerst zu einem Check beim Urologen: „Das Medizinische gehört im Vorhinein abgeklärt. Ich weiß ja nicht, ob etwa das Testosteronlevel hoch genug ist.“

Beim ersten Termin geht es dann darum, den Menschen zu analysieren. „Was macht er beruflich, gibt's eine Partnerin, einen Partner, sind Kinder da, wie ist der Stresslevel allgemein. Beim Nachfragen kommt dann meist auf, wo das Problem liegen könnten. Ein Beispiel: Sie hat einen starken Kinderwunsch, er hat eigentlich schon damit abgeschlossen. Weil er das Thema immer im Hinterkopf hat, hemmt es ihn in seiner Sexualität. Es sind meist Dinge, an die man selbst nicht gleich denkt, die einen aber hemmen. In der Beratung versuchen wir dann gemeinsam einen Weg zu finden, um das Stresslevel zu senken“, erklärt Pascher.

Beim ersten Termin geht es dann darum, den Menschen kennen zu lernen. „Was macht er beruflich, gibt's eine Partnerin, einen Partner, sind Kinder da, wie ist der Stresslevel allgemein. Beim Nachfragen kommt dann meist auf, wo die Probleme liegen könnten. Beispiel Kinderwunsch: Sie hat einen starken Kinderwunsch, er hat eigentlich schon abgeschlossen damit. Weil er das Thema immer im Hinterkopf hat, hemmt es ihn in seiner Sexualität. Es sind oft Dinge, wo man vielleicht nicht gleich daran denkt, dass sie einen so hemmen. “, erklärt Pascher.

Weitere Themen bei den Männern sind Lustlosigkeit, Leistungs- und Performancedruck sowie Rollenbilder, in die sie gepresst werden, ohne gefragt worden zu sein. „Nur weil sie Männer sind, sind sie nicht unendlich belastbar. Auch Männer dürfen überfordert sein.“, gibt Pascher zu denken: „Natürlich könnte man Erektionsschwierigkeiten rein auf Körper und Funktion reduzieren, aber das ist es nicht. Wenn es mir in einer Beziehung, im Job gut geht, wenn ich mich wohlfühle, im Kopf frei bin, dann habe ich auch sexuell meistens weniger Probleme.“

Männer wollen etwas ändern, Frauen finden sich damit ab

Dass immer mehr Männer zur Beratung kommen, erklärt sich die 36-Jährige so: „Ich habe das Gefühl, dass Männer, die unter Anführungszeichen nicht funktionieren, obwohl ich das Wort in dem Kontext gar nicht mag, eher was daran ändern wollen. Sie kommen teilweise sehr selbstbewusst zur Beratung und stehen hinter ihrem Problem: Ich habe ein Problem, wie können wir das angehen. Natürlich gibt's aber auch Männer, die peinlich berührt sind. Das merkt man auch im Wording, dass sie Penis nicht sagen können oder sie es umschreiben, dass es halt nicht gegangen ist, anstatt zu sagen, dass sie keine Erektion bekommen haben.“

Bei Frauen hingegen hat die 36-Jährige den Eindruck, dass sich viele von ihnen einfach damit abfinden, etwa bei Orgasmusschwierigkeiten. „Es gibt ganz viele Frauen, die vor 35, 40 Jahren keinen Orgasmus haben oder überhaupt nie und das akzeptieren. Müssten sie aber nicht, man könnte genauso daran arbeiten, aber es wird eher akzeptiert, weils ja immer heißt, dass es bei Frauen halt schwieriger ist. Wieder ein Stempel, der jemandem aufgedrückt wurde. Viele leben also damit, dass es halt so ist, dass sie halt weniger Lust auf Sex und keinen Orgasmus haben. Das ist ja auch okay. Wenn ich allerdings darunter leide und es gerne anders hätte, dann wäre der Weg zur Beratung der richtige“, so die Linzerin.

Meistgestellte Frage: Bin ich normal?

Die meistgestellte Frage in ihrer Beratung, egal ob Mann oder Frau: Bin ich normal? „Wir werden zwar rundherum bombardiert mit dem Thema Sexualität in Werbung und Co, aber so richtig aktiv drüber sprechen tut trotzdem keiner. Das Wichtigste, was ich also tun kann, ist, die Thematik zu normalisieren und so die Angst zu nehmen. Ja, es ist normal, dass ich mal Erektionsschwierigkeiten hab, weil ich nicht in der Stimmung bin, weil ich einen stressigen Alltag hab, weil es Streit gab. Das haben so viele andere auch.“

Gerade in einer Partnerschaft besonders wichtig, ist dann die Kommunikation: „Man weiß ja als Partner nicht, warum der andere wieder keinen Sex will, wenn er nicht darüber spricht“, weiß Pascher.

„Ich sehe mich als Wegbegleiterin“

Es sind die kleinen Erfolge, die die 36-Jährige für ihre Arbeiten begeistern. „Wenn man sieht, dass sich jemand selbst immer besser kennen lernt, die Schwierigkeiten langsam vergehen. Es sind die kleinen Erfolge, die ich mitfeiere“, so die Linzerin. Und natürlich sei ein Danke schön, weil man meint, es nicht alleine schaffen hätte können. Aber: „Ich kann unterstützen und neue Perspektiven schaffen, doch ich bin nur die Wegbegleiterin. Am Ende des Tages war es nicht meine Arbeit, sondern die des Klienten selbst.“


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