Darmkrebsmonat März: Neun von zehn Erkrankungen wären vermeidbar
LINZ. Vorsorge kann Leben retten? Bei Darmkrebs auf jeden Fall. Denn neun von zehn dieser bösartigen Tumorerkrankungen wären durch eine zeitgerechte Darmspiegelung (Koloskopie) zu verhindern.
Jährlich sterben in Österreich etwa 2.000 Menschen an den Folgen von Darmkrebs. Besonders ab 45 Jahren steigt die Wahrscheinlichkeit zu erkranken rapide an. Schmerzen spürt man leider oft erst dann, wenn es fünf vor zwölf oder später ist. Keine Beschwerden zu haben, sollte daher kein Argument gegen Darmvorsorge sein.
„Zuwarten resultiert leider noch bei Tausenden Betroffenen in einer großen Operation, in monatelangen Chemotherapie-Zyklen oder gar einem künstlichen Darmausgang“, so Helga Thurnher.
Die Gründerin und Präsidentin der Selbsthilfe Darmkrebs ist Tag für Tag mit dem großen Leid Betroffener und deren Angehörigen konfrontiert. Dazu kommen dann oft noch quälende Selbstvorwürfe. Helga Thurnher: „Viele bedauern auch, dass sie die Einnahme des zuvor erforderlichen Abführmittels von der Koloskopie abgehalten hat. Zugegeben, das sind einige unbequeme Stunden, aber nichts im Vergleich zu langen, belastenden Therapien.“
Polypen als Vorboten
Es gibt, vereinfacht gesprochen, drei Darmregionen, die von Krebs betroffen sein können: Der Dick- und der Mastdarm sowie eher selten der Dünndarm. Ein Kolonkarzinom, ein Krebs des Dick- oder des Mastdarms, entwickelt sich recht langsam und baut sich zumeist in vielen Jahren auf. Das Hinterhältige ist, dass man die Erkrankung anfangs nicht mitbekommt, weil sie symptomlos abläuft. Wenn man den Darmkrebs aber entdeckt, ist der Krebs bereits weit fortgeschritten.
„Das kann man durch Vorsorge vermeiden. Immerhin entstehen in 90 Prozent der Fälle gutartige Darmpolypen bzw. Adenome, die der Krebserkrankung vorausgehen“, sagt Claudia Westreicher, Vizepräsidentin der Ärztekammer für OÖ. Diese Polypen lassen sich bei einer Vorsorge-Darmspiegelung finden und können gleich entfernt werden.
Früh erkannt, ist die Gefahr gut gebannt
„Zu einem sehr hohen Prozentsatz ist Darmkrebs heilbar, wenn er rechtzeitig erkannt wird“, sagt die niedergelassene Allgemeinmedizinerin. Da das Vorsorge-Angebot viel zu selten angenommen wird, verstirbt aber fast jeder zweite Patient an Darmkrebs.
„Der medizinische Fortschritt im Kampf gegen Krebs ist schnell, so auch bei Darmkrebs. Neue innovative Therapieformen erhöhen die Lebenserwartung und machen Erkrankungen beherrschbar. Trotzdem gilt, dass bei onkologischen Erkrankungen die Früherkennung ein wesentlicher Überlebensfaktor ist. Gehen Sie zur Vorsorgeuntersuchung!“, betont auch Holger Rumpold, Leiter des Viszeralonkologischen Zentrums des Ordensklinikums Linz.
Bei den Früherkennungsuntersuchungen von Darmkrebs sind der immunologische Test auf nicht sichtbares Blut im Stuhl und die Darmspiegelung die wichtigsten. Letztere ist seit Jahren in bequemer Sedierung oder Kurzzeitnarkose möglich und damit schmerzfrei. Beide Früherkennungsuntersuchungen sind in Österreich für Personen ab 50 Jahren kostenlos. „Die Darmspiegelung selbst raubt einem eine halbe Stunde Lebenszeit. Was ist das im Vergleich zu Darmkrebs und seinen Folgen?“ gibt Helga Thurnher zu bedenken.
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