Präventionstipps: Kinder stürzen im Frühling vermehrt aus dem Fenster
LINZ. Im Jahr 2022 sind 18 Kinder in Österreich aus dem Fenster gestürzt, sieben davon in Oberösterreich. Im Frühling steigt die Gefahr, warnt das Kuratorium für Verkehrssicherheit und gibt Tipps, um auch bei steigenden Temperaturen das Risiko zu minimieren: Kinder niemals alleine mit offenen Fenstern lassen und Fenstersicherungen montieren.
Durchschnittlich alle 4 Wochen stürzt in Österreich ein Kind aus dem Fenster und wird verletzt oder getötet, wie Auswertungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) der vergangenen 13 Jahre zeigen. Die Statistiken von 2010 bis 2022 zeigen ein saisonales Muster auf, mit vermehrter Gefahr für Fensterstürze im Frühling und Sommer.
Vergangenes Jahr sorgte ein Fall aus Linz-Kleinmünchen für Aufsehen: Eine schwangere Mutter hatte sich am Vormittag hingelegt, um sich auszuruhen, währenddessen stürzte die zweijährige Tochter im selben Raum aus dem vierten Stock in die Tiefe. Sie war auf die Fensterbank geklettert, hatte alleine das Fenster geöffnet und sich gegen das Fliegengitter gelehnt, das nachgab. Das Kind erlitt schwere Verletzungen, die Mutter wurde wegen fahrlässiger Körperverletzung angeklagt und schließlich freigesprochen.
18 Fensterstürze 2022
Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Bereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV, appelliert, das Thema erst zu nehmen: „Fensterstürze sind besonders schwerwiegende Unfälle, die leider immer wieder auch tödlich enden. Bitte nehmen Sie daher das Risiko unbedingt ernst und lassen Sie Ihre Kleinkinder beim Lüften niemals unbeaufsichtigt im Zimmer.“ In den vergangenen 13 Jahren sind 17 Kinder unter 15 Jahren an den Folgen eines Fenstersturzes verstorben, drei Viertel davon waren unter 5 Jahre alt. 139 Kinder wurden schwer verletzt. Mit 18 Fensterstürzen ist die Zahl 2022 so hoch wie zuletzt 2010.
Umfrage: Aufholbedarf bei Sicherheitsvorrichtungen
Der KFV verweist auf die trügerische Sicherheit von Fliegengittern, die keinerlei Schutz vor Stürzen bieten. Laut Statistik ereignen sich 16 Prozent aller Fensterstürze mit Insektengittern. Eine Umfrage des KFV zeigt auf, dass die Hälfte der Befragten Familien Fenstersicherungen montiert hat. Trauner-Karner erklärt dazu: „Einfach zu öffnende Fenster können zur tödlichen Gefahr werden. Ideal sind daher versperrbare Kindersicherheitsgriffe bei Fenster und Balkontüren, diese lassen sich auch in arretiertem Zustand zum Lüften kippen. Feste Absturzsicherungen vor den Fenstern sind natürlich das Optimum“. Kurios ist der Umstand, dass Schutzvorrichtungen am Fenster in Österreich für Katzenbesitzer verpflichtend sind, nicht jedoch für Eltern von Kleinkindern. Der KFV spricht sich für eine gesetzliche Regelung sowie für Anreize wie etwa Förderungen aus, um Familien zum Einbau von Schutzvorrichtungen zu animieren..
KFV-Expertentipps, um Fensterstürze zu verhindern
- Kleinkinder nie allein zu Hause lassen – auch dann nicht, wenn diese schlafen und man nur kurz die Wohnung verlässt, um den Mistkübel zu leeren oder Milch zu holen.
- Beim Lüften sollte man den Nachwuchs besonders gut im Auge behalten. Klingelt der Paketbote an der Tür oder läutet das Telefon im Nebenraum, nimmt man die Kinder am besten mit.
- Gegenstände, die für Kinder reizvoll erscheinen, niemals auf Fensterbrettern und Balkonbrüstungen platzieren.
- Kinder nutzen Sessel oder Tische manchmal geschickt als „Kletterhilfe“. Daher keine Möbel in der Nähe von Fenstern oder Balkontüren stellen.
- Klare und altersgerechte Instruktionen an das Kind sowie an externe Aufsichtspersonen, wie beispielsweise Großeltern und Babysitter, gehören ebenfalls zu den wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen.
- Versperrbare Kindersicherheitsgriffe bei Fenster und Balkontüren sind nur dann effektiv, wenn man den Schlüssel abzieht und nicht offen herumliegen lässt.
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