
LINZ. Die diabetische Keoazidose (DKA), eine lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung bei Diabetespatienten, hat seit Beginn der Corona-Pandemie stark zugenommen. DKA tritt vor allem bei Diabetes Mellitus Typ 1 auf, die mit Abstand häufigste Diabetesform bei Kindern und Jugendlichen.
Die „Zuckerkrankheit“ Diabetes Mellitus tritt in verschiedenen Typen auf, die dabei am häufigsten vorkommenden Typen sind 1 und 2. Der Typ 1 Diabetes ist eine spontan auftretende Autoimmunerkrankung, die in jedem Lebensalter vorkommen kann und nichts mit Lebensstil, Ernährung oder Übergewicht zu tun hat. Die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüsen werden durch das eigene Immunsystem zerstört, dadurch steigt der Blutzuckerspiegel. Typ 1 ist auch die häufigste Form von Diabetes Mellitus bei Kindern und Jugendlichen. Typische Symptome sind übermäßiges Trinken, häufiger Harndrang, Gewichtsverlust und Müdigkeit.
Die diabetische Ketoazidose (DKA) im Kindes- und Jugendalter wird durch einen Insulinmangel verursacht und ist die gefährlichste Akutkomplikation bei Diabetes Typ 1. Der Stoffwechsel entgleist, der Patient schwebt in Lebensgefahr und benötigt intensivmedizinische Überwachung und intensive Therapie.
Pandemie hat DKA-Rate erhöht
Die Altersgruppe der unter 2-Jährigen ist am häufigsten von der diabetischen Stoffwechselentgleisung betroffen, da auch hier die Symptome oft nur sehr kurz vorher und oft nicht eindeutig auftreten. Aktuelle Studien haben festgestellt, dass sich die DKA-Rate bei Kindern und Jugendlichen von 35 bis 40% vor COVID auf zuletzt über 50% gesteigert hat.
„An der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde am Kepler Universitätsklinikum wurde im Jahr 2022 bei 36 Kindern die Diagnose Diabetes Mellitus gestellt, davon 17 in einer DKA. Dieser Anstieg scheint nur indirekt mit den Lockdown-Maßnahmen oder der Vermeidung des Aufsuchens von Gesundheitseinrichtungen zu tun haben und zeigt sich in beinahe allen Ländern der westlichen Welt mit unterschiedlicher Intensität. Frühestmögliche Erkennung von Diabetes mellitus im Kindesalter, und damit Vermeidung der DKA, ist mir ein besonderes Anliegen“, sagt Wolfgang Högler, Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde.
Frühzeitige Diagnose wichtig
Eine frühzeitige Diagnose kann die lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung verhindern. Diabetes Typ 1 kann durch einen Blutzuckertest aus der Fingerbeere oder einen Harnstreifentest rasch erkannt werden. Es wird empfohlen, Kinder mit den typischen Symptomen und erhöhtem Blut- oder Harnzucker so schnell wie möglich fachlich behandelt werden, im die DKA zu vermeiden. Wenn es zur DKA gekommen ist, ist das Ziel der DKA-Therapie die Dehydration und Übersäuerung des Körpers zu korrigieren, den Blutzuckerspiegel zu normalisieren um Komplikationen wie Schädigung des Gehirns, Koma oder im schlimmsten Fall den Tod des Patienten zu vermeiden.
„Mit jedem Tag, an dem ein Typ 1 Diabetes mellitus unerkannt und unbehandelt bleibt, steigt das Risiko für eine Ketoazidose, welche eine lebensbedrohliche Situation darstellt. Aus diesem Grund gehören betroffene Kinder unverzüglich, wenn nötig per Rettung, zu einer pädiatrischen Diabetologin oder einem pädiatrischen Diabetologen“, betont Thomas Hörtenhuber, Bereichsleiter Diabetologie der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde.