Wohngruppe Shanaia in Linz: Ein Zuhause auf Zeit für junge Mütter
LINZ. Die Geburt eines Kindes verändert die Welt einer jeden Frau. Um die damit verbundenen Herausforderungen gut zu bewältigen, kann gerade bei sehr jungen Müttern mehr Unterstützung vonnöten sein. Ist die eigene Familie dazu nicht imstande, finden die jungen Frauen Hilfe in der Wohngruppe Shanaia in Linz.
Zehn junge Schwangere bzw. Mütter finden in der stationären Einrichtung Platz. Das Höchstalter liegt bei 24 Jahren, die jüngste Mutter ist aktuell 16 Jahre alt.
In der Regel kommen die jungen Frauen schwanger in die Wohngruppe und hatten bereits mit der Kinder- und Jugendhilfe zu tun. Sei es, dass sie in einer betreuten Wohngruppe für Minderjährige gelebt haben oder schon in Sozialpädagogischer Familienbetreuung waren. „Eine junge Schwangere ist etwa an ihre Betreuerin herangetreten, weil ihr Vater ein Alkoholproblem hat und sie nicht wollte, dass das Kind dort aufwächst“, erzählt Sozialpädagoge Walter Jahn, oder: „Eine Bewohnerin lebte nach Gewalttätigkeiten durch den Kindesvater schon im Mutter-Kind-Heim, wo man sah, dass es einfach noch mehr Unterstützung braucht.“
Betreuung rund um die Uhr
Diese erhalten sie in der Wohngruppe Shanaia. Rund um die Uhr betreut werden die jungen Frauen dabei begleitet, sich mit ihrer Mutterrolle auseinanderzusetzen und die Fähigkeiten für ein eigenständiges Leben zu entwickeln. „Die Unterstützung fängt damit an, dass manche erst lernen müssen, wie sie ihr Kind 24/7 betreuen, dass sie selbst erst in diesen Rhythmus reinwachsen müssen. Manche glauben, wenn das Kind versorgt ist, dass sie dann ihr jugendliches Leben weiter leben können und etwa bis 2 Uhr in der Früh telefonieren. Nur sind sie dann irgendwann so übermüdet, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihr Kind zu versorgen“, erzählt der 56-Jährige.
Das Ziel sei natürlich immer, die jungen Frauen so in ihrer Rolle als Mutter zu festigen, dass sie mit ihrem Kind zusammen bleiben können. „Es gibt aber auch Situationen, wo es leider zu Kindesabnahmen kommt“, so Jahn. „Wir beurteilen nur, was wir sehen, die Entscheidung liegt bei der Kinder- und Jugendhilfe. Aber das kann schon sehr emotional werden, das macht auch was mit einem selber.“
Manchmal braucht es Zeit
Es gäbe aber auch Mütter, die selbst die Entscheidung treffen, dass sie es nicht schaffen. „Eine Mutter hatte selbst einen riesigen Rucksack an Missbrauchserfahrungen zu schleppen. Sie kam selbst zu dem Punkt, dass sie erst mit sich klar kommen muss“, erzählt Jahn. Während sich das Kind in einer Krisenpflege befindet, arbeitet die Mutter daran, ihre eigenen Probleme zu bewältigen. „Sie sagt immer, wie sehr sie sich freut, wenn sie ihren Kleinen wieder hat, aber dass sie halt noch Zeit braucht. Das finde ich schon klasse, wenn jemand in der eigenen Wahrnehmung so weit ist“, so der Sozialpädagoge, in dessen beruflichem Werdegang sich eine Ähnlichkeit findet.
Im Zivildienst, nach einer abgeschlossenen kauf- männischen Lehre, hatte er seine Leidenschaft für die Sozialarbeit entdeckt und eine pädagogische Ausbildung angehängt. „Ich hab dann aber trotzdem lange was anderes gemacht, weil ich das Gefühl hatte, mit mir selbst noch nicht fertig zu sein und wie sollte ich dann anderen helfen. Heute, mit einer gewissen Reife und Lebenserfahrung, bin ich da angekommen, wo ich andere ernsthaft unterstützen kann.“
Die schönen Momente zählen
In Erinnerung wird Walter Jahn auch eine andere Mutter bleiben: „Sie kam letztes Jahr zu uns und wirkte so unbeholfen mit ihrem Baby. Sie fragte wegen allem nach. Mittlerweile ist sie unsere Vorzeigemama, sie ist großartig. Wo sie jetzt steht, ist sie deswegen, weil sie offen war und die Unterstützung angenommen hat. Das sind so Momente, warum ich diesen Job mache.“
Dass der Bedarf an Einrichtungen wie dem Shanaia gegeben ist, zeigt die Auslastung. „Gebe es mehr davon, wären auch die besetzt“, so Jahn. Die Wohngruppe Shanaia ist eine Einrichtung der Sozialen Initiative im Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe.
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