JKU-Studie zeigt: Elternschaft wirkt sich auf psychische Gesundheit besonders von Müttern aus

Nora  Heindl Tips Redaktion Nora Heindl, 26.09.2023 11:33 Uhr

LINZ. Eltern haben’s nicht leicht – wie belastend die Elternschaft aber wirklich sein kann, hat eine Studie gezeigt, die von der Johannes Kepler Universität Linz in Kooperation mit dänischen Kollegen durchgeführt wurde. Sie zeigt: Elternschaft erhöht deutlich die Wahrscheinlichkeit, Antidepressiva verschrieben zu bekommen – besonders für Mütter.

Dazu wurde eine Studie auf Basis eines quasi-experimentellen Forschungsdesigns durchgeführt und Daten aus Dänemark und Österreich verglichen. „Wir haben die Medikamentenverschreibungen aller Oberösterreicher ausgewertet – natürlich vollkommen anonymisiert“, so Martin Halla, der an der JKU die Abteilung für Wirtschaftspolitik leitet. Auch wenn für die Studie nur oberösterreichische Daten ausgewertet wurden, lassen sich die Ergebnisse auf ganz Österreich umlegen, da die Rahmenbedingungen sehr ähnlich sind.

Das Ergebnis: In Österreich steigt für Mütter neun Jahre nach der Geburt ihres ersten Kindes die Wahrscheinlichkeit Antidepressiva verschrieben zu bekommen aufgrund der Elternschaft um 5 Prozentpunkte an. Bei den Männern beträgt der Unterschied nur 2,1 Prozentpunkte. In Dänemark zeigt sich ein ähnliches Bild, allerdings mit geringerer Ausprägung. Im nordeuropäischen Land steigt die Antidepressiva-Wahrscheinlich bei Frauen um 2,7 Prozentpunkte, bei Männern um 0,8 Prozentpunkte.

Es ist eine Art medizinischer Gender-Gap: Die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen aufgrund ihrer Elternschaft Antidepressiva verordnet bekommen, übersteigt die der Männer um 93,2% (Österreich) bzw. 64,8% (Dänemark).

„Man muss dazu sagen, dass wir Dänemark bewusst als Vergleichsland herangezogen haben“, erklärt Halla. Denn: „Die Dänen gelten laut Studien als das wahrscheinlich glücklichste Volk des Planeten. Außerdem ist Dänemark das wahrscheinlich progressivste Land, was Gendergerechtigkeit betrifft. Nicht nur von der gesellschaftlichen Einstellung her, sondern auch von den gesetzlichen und versicherungsrechtlichen Rahmenbedingungen.“ Österreich sei im Gegensatz dazu konservativer eingestellt.

Eltern aller Schichten betroffen

Untersucht wurde auch, ob die geschlechtsspezifischen Unterschiede durch Inanspruchnahme von Hilfen oder durch postpartale Depressionen erklärt werden könnten. Dies sei aber nicht der Fall, so Halla. Interessanterweise sind die negativen Effekte der Elternschaft zudem in den meisten Bevölkerungsgruppen gleich ausgeprägt. So finden sich beispielsweise keine Unterschiede zwischen Familien mit einem Kind, welches ein hohes oder ein niedriges Geburtsgewicht hat (was ein Indikator für einen schlechteren Gesundheitszustand des Kindes sein kann), oder zwischen Familien mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund.

„Man sieht zwar, dass junge Eltern und auch Eltern mit geringerer Ausbildung stärker betroffen sind“, so der JKU Forscher, „insgesamt zieht es sich aber wirklich durch alle Bevölkerungsschichten.“

Lange Karenzdauer belastet Mütter noch stärker

In einem weiteren Schritt wurde verglichen, inwieweit die Dauer der Karenz eine Rolle spielt. „Anlässlich verschiedener Reformen gibt es immer wieder Stichtage, ab denen die Karenz länger oder kürzer währt. Dadurch konnten wir die Auswirkungen auf die mentale Gesundheit sehr präzise nachweisen“, erklärt Halla. Tatsächlich zeigt sich, dass Mütter, die nach der Geburt mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen häufiger mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. Auf Väter konnte keine nachweisbare Auswirkung festgestellt werden.

 Viele Ebenen von Geschlechterungerechtigkeit

Konkrete Maßnahmen könne man aus dem Ergebnis zwar nicht ableiten, aber: „Es ist evident, dass Geschlechtergerechtigkeit bei der Kleinkindbetreuung noch lange nicht erreicht ist – nicht einmal im fortschrittlichen Dänemark, und erst recht nicht bei uns.“ Das müsse bei Reformen der Karenzregelungen unbedingt bedacht werden. „Es ist gut, dass man Eltern und vor allem Müttern mit Karenzgesetzen helfen will, aber: längere Karenzeiten sind gerade für Mütter kein Vorteil“, so Halla.

Bereits gut dokumentiert ist, dass Frauen aufgrund der Geburt im Vergleich zu Männern immer noch massive Einkommensverluste erfahren („child penalities in earnings“). Diese Studie ergänzt, dass die geschlechtsspezifische Ungleichheit aufgrund von Elternschaft aber noch weiter über den Arbeitsmarkt hinausgeht.

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