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Tag der Logopädie (6. März): Komplexität der Sprachstörungen bei Kindern nimmt zu

Nora Heindl, 06.03.2024 08:05

OÖ. Die Logopädinnen der Caritas OÖ haben im Herbst 2023 3.427 Kinder in 188 Kinderbetreuungseinrichtungen mittels Screeningverfahren auf Sprachprobleme getestet. 33 Prozent der 4- bis 5-Jährigen zeigten Auffälligkeiten, die eine logopädische Therapie erfordern. Diese Zahl ist seit den letzten Jahren in etwa gleich geblieben, allerdings nimmt die Komplexität der Störungsbilder zu.

 (Foto: Caritas)
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Bei den Ergebnissen der  beiden standardisierten Sprachscreenings, die für Kinder mit Deutsch als Muttersprache und Deutsch als Zweitsprache zur Anwendung kommen, bemerkten die Caritas-Logopädinnen, dass es immer mehr Kinder mit pragmatisch-kommunikativen Störungen gibt. „Das bedeutet, dass es diesen Kindern mitunter nur mangelhaft gelingt, ihre Sprache der jeweiligen Situation angemessen einzusetzen, etwa Blickkontakt mit dem Gegenüber zu halten oder Gesprächspartner ausreden zu lassen“, erklärt Barbara Kraxberger, Leiterin der Logopädie der Caritas OÖ.

Gemeinsam mit ihren 13 Kolleginnen führt die Expertin diese Auffälligkeiten unter anderem auf die langen Lockdowns und die Kontaktbeschränkungen während der Coronapandemie zurück. In dieser Zeit habe der so notwendige soziale Input in den ersten Lebensjahren der heutigen Kindergartenkinder großteils gefehlt bzw. sei dieser oft auch durch eine ausgedehnte Mediennutzung ersetzt worden. „Fernsehen, Youtube und Co sind jedoch keine interaktiven Tätigkeiten, sondern Einbahnstraßen in Bezug auf Kommunikation“, fügt Barbara Kraxberger hinzu. Durch die Masken hatten die Kinder auch weniger Möglichkeit Mimik zu erkennen und die Mundbilder abzulesen.

Vor allem bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern hat durch den unregelmäßigen Kindergartenbesuch der notwenige deutschsprachige Input gefehlt. Hier hat sich im Vergleich zum Arbeitsjahr zuvor der Anteil der auffälligen Kinder um mehr als 5 Prozent erhöht.

Spätzünder in der Sprachentwicklung

Kinder, die bis zum 2. Geburtstag bestimmte Meilensteine in der Sprachentwicklung nicht erreicht haben, nennt man „Late Talker“. Sie haben die Wortschatzgrenze von 50 Wörtern noch nicht erreicht und zeigen auch noch keine Zwei-Wort-Sätze wie beispielsweise „Da, Ente!”. Rund ein Drittel dieser Kinder holen die Defizite in der Sprachentwicklung bis zum dritten Lebensjahr auf (Late Bloomer) und entwickelt sich danach sprachlich unauffällig. 

Elektronische Medien sollten bis zum 3. Lebensjahr tabu sein

Auf Fernsehen, Videos oder Apps sollten die Eltern in den ersten zwei Lebensjahren ihrer Kinder verzichten, weil die für das Lernen wichtige Interaktion mit anderen fehlt. Selbst ein kurzer, aber regelmäßiger Medienkonsum könne die Sprachentwicklung verzögern. Ebenso werde das Denken und der Umgang mit Langeweile nicht gefördert.

Ab dem 3. Lebensjahr könnten die so genannten neuen Medien 15-30 Minuten pro Tag angeboten werden. „Die Kinder brauchen in diesem Alter allerdings einen Erwachsenen, der ihnen die Inhalte erklärt und bei sprachlichen Verständnisproblemen weiterhilft. So können Kinder danach über das Gesehene sprechen und dadurch in Kommunikation treten“, erklärt Logopädin Kathrin Schölmberger von der Caritas.

Fernsehen ist übrigens keine Beruhigung für Kleinkinder, sondern eine aufregende Aktivität und sollte daher nicht vor dem Schlafengehen stattfinden. Eine gemeinsame, dialogische Bilderbuchbetrachtung ist stattdessen eine wesentlich wertvollere sprachförderliche Aktivität.

Wartelisten sind lang

Die Wartelisten bei der Caritas OÖ und bei den Logopäden mit Kassenvertrag sind lang. „Durch die genauere Abklärung kommen die Kinder schon früher in Therapie, was grundsätzlich positiv ist“, so Barbara Kraxberger.

Bei verschiedenen Auffälligkeiten wie Autismusspektrumstörungen, Sprachentwicklungsstörungen oder „Late Talkern“ benötigen die Kinder aber häufig eine logopädische Langzeittherapie. Dadurch bleiben die Therapieplätze viel länger besetzt und die Warteliste kann nur langsam aufgearbeitet werden. „Wir geben natürlich unser Bestes, bieten etwa Blocktherapien an, um mehreren Kindern einen Therapieplatz zu ermöglichen bzw. legen wir den Schwerpunkt auf Stärkung der elterlichen Kompetenz durch Intensivierung der Beratungsgespräche“, fügt die Caritas-Mitarbeiterin hinzu.  

Logopäden gehören aber mittlerweile zu den Mangelberufen. Bei der Caritas OÖ sind seit Monaten beispielsweise über 80 Stunden vakant. Generell ist die Lage in OÖ sehr angespannt, auch auf dem freiberuflichen Sektor.


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